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2008
Bilder © Concorde
* The Women
scott derricksone


Mary Haines (Meg Ryan) Glücksphase scheint vorbei. Ihr eigener Vater kündigt ihr den Job als Modedesignerin, der Ehemann geht fremd und auch die Loyalität ihrer besten Freundin lässt zu wünschen übrig. Da hilft nur eins. Sich selbst wieder aus dem Tief ziehen.

Wenn Frauen die Handlung eines Films dominieren muss dass nicht schlecht sein, im Gegenteil. Erst kürzlich brachte "Sex & the City - Der Film" mit Schwung und Witz das (Liebes)leben und Leiden einer Gruppe bester Freundinnen auf die Leinwand. Knapp 2,5 Millionen Deutsche wollten das sehen. Männer waren sicher auch dabei. Mit ‚The Women' kommt der nächste Film über Frauen. Doch wirkt er zunächst wie ein Trittbrettfahrer, der sich an genannten Kassenschlager anhängen will, so erweist sich das als Trugschluss. Und das es sich hier nicht um eine weitere gewitzte Komödie handelt haben auch amerikanische Kritiker und das Publikum gemerkt und entsprechend gnadenlos abgestraft (erstaunlicherweise ist der Film trotzdem der erfolgreichste für Meg Ryan seit ‚Kate und Leopold', 2001) . Diane English hat sich für ihre erste Regiearbeit ein Remake des gleichnamigen Films von George Cukor aus dem Jahre 1939 ausgesucht. Cukors Film selbst basierte auf einem erfolgreichem Theaterstück von Clare Boothe. Doch was da noch als bissige Komödie rüberkam verunstaltet die Regisseurin grandios. An Witz fehlt es fast vollständig, stattdessen wird ein Drama abgespult, dessen Inhalte man schon 1000mal besser präsentiert bekommen hat.

Meg Ryan spielt dabei die betrogene Ehefrau Mary Haines, die als letzte mitbekommt, dass ihr Ehemann aus fremden Töpfen nascht. Sieht man dann die Person mit der er außerehelichen Zeitvertreib durchführt, dann kann man es ihm kaum verdenken. Eva Mendes (Irgendwann in Mexiko) posiert in einer wenig ergiebigen Rolle als sexy Möchtegern-Soap-TV-Darstellerin und Parfumverkäuferin. Das passt dann schon wieder zum letzten Werbejob der 34-jährigen, die in einem Werbespot für Calvin Klein ein Duftwässerchen an die Frau bringt. Zu aufreizend war der Spot fürs amerikanischen TV und auch in ‚The Women' zeigt Mendes keine Scheu in langen Einstellungen mit Reizwäsche herumzulaufen. Die Konstellation erinnert dann auch ein wenig an Hugh Wilsons ‚Club der Teufelinnen' (1996), in dem sich Goldie Hawn durch eine jüngere Sarah Jessica Parker verdrängt sieht. In Wilsons Film sind die Darstellerinnen alle über 50 Jahre alt und schließen einen Pakt es den untreuen Männern heimzuzahlen. Auch an den Hauptfiguren in ‚The Women' sind die Spuren der Zeit nicht vorübergegangen und so finden sich hier die reiferen Frauen ein, deren Leben nicht in allzu rosaroten Farben gemalt ist.

Annette Bening (Jahrgang 1958), bekannt aus ‚American Beauty', scheint das Alter jedenfalls nicht künstlich verschleiern zu wollen sondern zeigt ohne Scheu ihre Gesichtsfalten. Im Gegensatz zur drei Jahre jüngeren Meg Ryan, deren Stirn den ganzen Filme über wie betoniert aussieht. Bening übernimmt die Rolle der Herausgeberin einer Frauenzeitschrift, die Druck von der Chefetage bekommt, weil die Auflage nicht stimmt. Und so schleppt sich ihre Geschichte als Nebenstrang so dahin und wir lernen, dass man für die Karriere auch mal Freunde opfern muss. Außerdem gefällt sie sich in der Rolle der lieben Tante, die der minderjährigen Tochter von Mary Nachhilfe in Sex-Erziehung gibt, weil die ja mit ihrer Mutter nicht darüber reden kann. Die beiden anderen Frauen des vierköpfigen Freundinnenkreises sind Debra Messing (die Ulknudel aus der TV-Serie ‚Will & Grace') als gebärwillige Supermum und Jada Pinkett Smith (Die Liebe in mir) als lesbische Buchautorin, die es nach einem gefeierten Debutroman vor einigen Jahren nicht auf die Reihe kriegt Buch #2 fertigzustellen. Viel zu tun haben die beiden allerdings nicht. Diese persönlichen Verwicklungen versprechen emotionale Achterbahnfahrten doch die Charaktere sind wenig interessant, vor allem weil es ihnen an Glaubwürdigkeit fehlt.

Richtig am Boden zerstört ist keine vielmehr machen alle den Eindruck als wäre alles halb so schlimm und Besserung in Sicht. Und mit einem verkitschten und mit Klamauk versetztem Ende produziert Regisseurin English auch eine puderzuckersüße Szene, die sie mit einer angehängten Bildfolge nach (!) den Credits noch an Unerträglichkeit toppt. Da geben die Freundinnen noch Auskunft über ihren abgeschlossenen Selbstheilungs-/ Selbsthilfeprozess im Stile von Interviewsequenzen so wie man es von den Pickelcreme-Spots aus dem Werbefernsehen kennt. Und Schönheit komme auch von innen, so heißt es da. Botox lässt grüßen. Männer kommen übrigens nicht im Film vor - jedenfalls nicht im Bild. Dafür gibt's Kurzauftritte von Candice Bergen, die z.Zt. mit ‚Bosten Legal' im Fernsehen Erfolge feiert, Carrie Fisher (unsere liebste Prinzessin aus der originalen ersten ‚Star Wars'-Trilogie) und Bette Midler, die in den 80ern als Komödiantin begeisterte. Aufwerten können sie den Film aber auch nicht. Besonders negativ fällt neben einem laschen, uninspirierten Soundtrack zudem das nervige Product Placement eines amerikanischen Computerherstellers und einer deutschen Telekommunikationsfirma auf.

‚The Women' ist ein in jeder Hinsicht missratenes Drama mit einer Meg Ryan in der Hauptrolle, die schon längst nicht mehr die Massen anzieht und erneut in einer ernster angelegten Rolle nicht überzeugen kann. Vor allem fehlt dem frauendominierten Film aber Witz und Schlagfertigkeit, so dass sich die knapp zwei Stunden Laufzeit zäh dahinzieht und mehr wie gefühlte vier Stunden wirkt. Und das muss man sich wirklich nicht antun.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 01.11.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih