Lester Burnham (Kevin Spacey) ist ein Looser. Das glauben nicht nur seine Frau Carolyn (Annette Bening) und Tochter Jane (Thora Birch), sondern auch er selbst. Und das Lester am Ende des Films tot sein wird, erfährt der Zuschauer gleich am Anfang. Lester erzählt nämlich von seinem letzten Lebensjahr in der Spiessbürgeridylle. Von seinen einzigen Höhepunkten unter der Dusche, seinem langweiligen Job, der tristen Ehe, bei der sexuell nichts mehr läuft (seine Gattin ist nur an den Rosen im Vorgarten und dem Erfolg als Immobilienmaklerin interessiert) und seiner schlechten Beziehung zu Tochter Jane. Aufgerüttelt wird Lester als er widerwillig ("Ich verpasse den James-Bond-Marathon im Fernsehen") mit Carolyn zu einem Basketballspiel an Janes Schule geht, da ihre Tochter in der Cheerleader-Gruppe mitwirkt. Janes Freundin Angela (Mena Suvari) ist ebenfalls bei den Cheerleader-Mädchen und Lester ist sofort hingerissen.

Diese Begegnung ist der Wendepunkt in seinem tristen Dasein ("ich fühlte mich, als wäre ich aus einem 20jährigen Koma erwacht") und seine Phantasien kreisen fortan um die hübsche Angela. Um ihr zu imponieren fängt er an in der Garage mit Hanteln seinen Körper zu trainieren; er verwirklicht sich seinen Jugendtraum und kauft einen schnellen Flitzer und kündigt seinen Job - nicht ohne seinen Vorgesetzten noch um 40.000 Dollar zu erpressen. Zudem kauft er vom Nachbarsjungen, dem ständig mit der Videokamera herumlaufenden Ricky (Wes Bentley), Dope und freut sich am high-sein. Seine gefrustete Frau erblüht währenddessen in den Armen des Immobilienkönigs Buddy Kane (Peter Gallagher) zu neuem Leben. Töchterchen Jane findet Daddy einfach nur peinlich und will mit Ricky abhauen. Man zieht in Erwägung Lester umzubringen ...
Mendes verknüpft geschickt die Handlungsstränge und kreiert einen sehr unterhaltsamen Cocktail aus Drama und Komödie. Behutsam beschreibt er die aufkeimende Liebe, die Lester gegenüber der aufreizenden Angela entwickelt, einem Mädchen, das nichts hasst als "gewöhnlich" zu gelten.

Ein sensibles Thema, denn Adrian Lynes Remake von Stanley Kubricks "Lolita" mit Jeremy Irons fand im prüden Amerika erst gar keinen Verleih und wurde nur vom Kabelsender HBO ausgestrahlt. Hervorragend ist die Besetzung der Hauptrolle mit Kevin Spacey, der uns schon in "Sieben" das Fürchten lehrte, für die "üblichen Verdächtigen" den Oscar bekam und zuletzt in "Verhandlungssache" glänzte. Er gilt bereits jetzt als heisser Oscar-Kandidat. Ihm nichts nach steht die Leistung von Annette Bening, Gattin von Warren Beatty, die als frustrierte Karrierefrau überzeugt. Schön schräg hat sie ja auch in "Mars attacks!"(1996) gespielt. Jungstar Mena Suvari ist nicht zuletzt Dank "American Pie" auf der Erfolgsspur, wo sie als fröhliche Chorsängerin den Jungs den Kopf verdreht. Thora Birch konnte schon als Filmtochter von Harrison Ford in "Stunde der Patrioten" Filmerfahrung sammeln.

Sam Mendes ist mit seinem Debüt das gelungen, was man sich nur wünschen kann. Von Kritikerlob überschüttet (zu recht !), für sechs Golden Globes nominiert (darunter bester Darsteller, beste Darstellerin, bester Film) und mit bisher 71 Millionen Dollar Einspiel ist "American Beauty" auch kommerziell erfolgreich.