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2007
Bilder © Verleih
**** Die Liebe in mir
mike binder


Zahnarzt Alan Johnson (Don Cheadle) lebt mit seiner Frau Janeane (Jada Pinkett Smith) und den beiden Kindern ein scheinbar perfektes Familienglück. Doch die Begegnung mit seinem alten College-Freund Charlie Fineman (Adam Sandler) bringt eine Unzufriedenheit an die Oberfläche, die schon lange in ihm schwelt. Fineman ist schwer zugänglich, denn seit dem Verlust von Frau und Kind lebt er in seiner eigenen Welt und hat sich emotional abgeschottet. Alan beginnt sein eigenes Leben aktiv zu reflektieren und neu zu bewerten während er sich um Charlie kümmert.

Filme über ein zerbrochenes Familienglück oder den Verlust von Familie laufen immer Gefahr sich in Gefühlsduselei und melodramatischen Szenen zu erschöpfen um dem Betrachter selbst möglichst viele Emotionen zu entlocken. Regisseur Mike Binders erster Film nach dem enttäuschenden ‚Man about Town' (2006) hat zwar auch seine berechtigten emotionalen Momente doch diese werden mehr subtil als brachial eingeführt und funktionieren vor allem dank dem wunderbaren Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller Don Cheadle und Adam Sandler. Die wieder auflebende Freundschaft der beiden und die auf beiden Seiten erwachende Erkenntnis, dass man nicht alle Probleme im Alleingang lösen kann wirkt dabei nicht aufgesetzt sondern ehrlich und nachvollziehbar.

Dass Don Cheadle Charaktere mit Tiefe sehr überzeugend darstellen kann hat er u.a. in dem Drama ‚Hotel Ruanda' (2004) gezeigt. Durch Mainstream-Futter wie Ocean's 11 und den Fortsetzungen ist er zwar bei einem Massenpublikum bekannt geworden, als Schauspieler war er aber immer unterfordert. So ist es um so erfreulicher, wenn man Cheadle wieder in einer interessanten Hauptrolle wie der des Zahnarztes Alan Johnson sieht. Ein Mann, der oberflächlich betrachtet ein wunderbares, ausgefülltes Leben führt, eine liebende Familie als Stütze hat und Partner in einer gut laufenden Praxis ist. Doch wie im Job als auch im Privatleben hat er Schwierigkeiten den Menschen in seinem Umfeld seine Bedürfnisse mitzuteilen.

Als Charlie Fineman in sein Leben tritt wacht er auf aus seiner Lethargie und erkennt eine Chance sich selbst zu helfen. Denn bei all der Fürsorge für die Familie hat Alan sich selbst vergessen. Er hat im Grunde keine Freunde und steht unter dem Pantoffel seiner Frau. So hat man auch Verständnis für seine Flucht mit Charlie raus dem Alltag hinein in eine Welt der Abwechslungen und schrägen Ideen. Dabei zeigen die Aktionen wie bei einem Mel-Brooks-Marathon oder das gemeinsame Musizieren auch wohltuend leichte und humorvolle Aspekte. Dass Mike Binder dem durch seine Komödien bekannt gewordenen Adam Sandler das Vertrauen geschenkt hat mag verwundern. Eine anspruchsvolle, ungewohnte Rolle zu spielen, die nicht darauf aus ist das Publikum zum Lachen zu bringen sondern nachdenklich macht - da würde einem Sandler nicht unbedingt als erste Wahl einfallen.

Doch dass Sandler ebenso wie Jim Carrey auch in ernsteren Rollen seine Sache gut macht hat schon PT Anderson erkannt als er Sandler für die ungewöhnliche Liebesgeschichte ‚Punch-Drunk Love' (2002) verpflichtete. Als Charlie Finemann ist Sandler ein Zurückgebliebener, ein Mann, der seine Familie bei einem Flugzeugunglück verlor und sich seit dem von allen Freunden und Bekannten distanziert, seinen Job aufgab und nachts mit Musik auf den Ohren mit dem Motorroller durch New York düst. Selbst einen Kontakt zu den Schwiegereltern lehnt er ab, da diese die Erinnerung an seine Frau und Kinder in einer für ihn unertragbaren Art und Weise aufrechterhalten. Den einzigen Personen, denen er Minimalzugang zu seinem Leben gewährt sind sein Finanzverwalter Bryan Sugarman, gespielt von Regisseur Binder, und die Wohnungsverwalterin.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Einbindung von den Musiksongs im Film zu beobachten. Musik der 70er und 80er ist es, die Charlie via Kopfhörer und Discman überall hin begleitet, die er braucht um das Vakuum zu füllen das der Verlustschmerz verursacht hat und die ihm hilft die Gegenwart auszublenden. Die reizvolle Konfrontation zwischen dem perfekten Leben von Alan Johnson und der abgeschotteten Lebensweise von Charlie Finemann wird durch das nie aufgesetzt wirkende Spiel der Protagonisten glaubwürdig dargestellt. Dass es sich bei dem Film um eine indirekte Aufarbeitung der Ereignisse des 11. Septembers 2001 handelt klingt im Film nur einmal an, denn Charlie Finemann selbst verweigert sich darüber zu sprechen. Auch die Psychologin Angela Oakhurst (eine blasse Liv Tyler) dringt schwer zu ihm durch.

Der Film versucht erst gar nicht politisch zu sein sondern behandelt ein Schicksal nach einem tragischen Unglücksfall und die Auswirkungen, die es auf das eigene Leben und den Freundes- und Bekanntenkreis hat. Die Themen Verlust, Wut, Trauer, Macht- und Hoffnungslosigkeit und die Aufarbeitung von Traumata sind universelle Themen, die in den USA aber besonders intensiv mit dem Terroranschlag verknüpft sind. Dass diese Handlungselemente aber nicht für ein Rührstück herhalten müssen verhindert Binder, der auch selbst das Drehbuch schrieb, durch das Einfügen von verschiedenen Stolpersteinen auf den Wegen der beiden Hauptfiguren. Szenen, die zwischen nachdenklich stimmenden, ernsten und humorvolle Momente pendeln und z.B. Saffron Burrows als traumatisierter, auf Doc Johnson fixierte Stalkerin Gelegenheit gibt in einer interessanten Nebenrolle zu überzeugen.

Jada Pinkett Smith kann in ihren wenigen Szenen keine Glanzlichter setzen, spielt aber im Hintergrund souverän die Rolle der Ehefrau, deren Mann ihrem Griff zu entgleiten droht. Liv Tyler als Psychologin wirkt deplaziert, einen spaßigen Kurzauftritt hat Donald Sutherland als Richter und Ted Raimis Part ist eigentlich nicht der Rede Wert.

DIE LIEBE IN MIR ist beeindruckendes Schauspiel-Kino mit Don Cheadle und Adam Sandler, dass durch leise Töne und ausdrucksstarken Bildern der Stadt New York überzeugt. Themen wie Verlust von geliebten Menschen, Trauer und deren Aufarbeitung sowie das wieder Aufleben von Freundschaften werden nicht verkitscht und mit überschäumenden Emotionen sondern mit dem nötigen Ernst behandelt. Die gut dosierten, passend platzierten Emotionen werden dabei mit feinem Humor ausbalanciert. Ein sehenswerter Film, der bewegt und berührt und nicht nur vor dem 9/11-Hintergrund funktioniert.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 02.09.2007

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih