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2014

Bilder © StudioCanal
** Die Tribute von Panem
Mockingjay: Teil 1

francis lawrence


Katniss hat die Todesspiele erneut überlebt und versteckt sich nun bei den Rebellen im unterirdischen Distrikt 13. Als Gesicht des Widerstands soll sie dem mörderischen Regime von Präsident Snow die Stirn bieten.

Kurz nach Beginn der Dreharbeiten zum ersten „Die Tribute von Panem“-Film in 2011 sickerte durch, dass das Filmstudio Lionsgate aus der dreibändigen Fantasyromanreihe von Suzanne Collins vier Filme machen wollte. Ein Jahr später rückte man dann auch damit raus welcher Band über zwei Filme gestreckt wird: Mockingjay, das dritte, das finale Buch (dt. Titel: Flammender Zorn). Dieses Vorgehen hat schließlich auch bei den „Twilight“- und „Harry Potter“-Filmen prächtig funktioniert. Denn ist die Marke erst einmal etabliert, d.h. hat ordentlich Geld in die Kassen gespült, dann darf man den interessierten Teenie oder jungen Erwachsenen gerne zweimal zur Kasse bitten. Auch ein andere verfilmte Jugend-Fantasy-Roman-Reihe - „Die Bestimmung – Divergent“ - bedient sich dieser Strategie und wird ihr Doppelfinale 2016/2017 in die Kinos bringen. Peter Jacksons „Hobbit“-Verfilmung war mal als Zweiteiler gedacht und wurde dann zur Trilogie aufgeblasen. „Mockingjay“ Teil 1 & 2 wurde hintereinander bzw. Szenen aus beiden Filmen abwechselnd und auch parallel gedreht. Das spart Kosten. Inszeniert hat wieder Francis Lawrence (Constantine), der nach dem Ausstieg von Gary Ross auch schon bei „Catching Fire“ auf dem Regiestuhl Platz nahm. Den Schwung vom vorigen Film kann er aber nicht mitnehmen stattdessen wird „Mockingjay: Teil 1“ zum müden Aufgalopp für ein wohl actionreiches Kriegsgetümmel zwischen den Rebellen und dem Regime von Snow (Donald Sutherland, The Mechanic). Dafür müsste man im November 2015 allerdings nochmal in die Kinos gehen.

Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence, American Hustle), die zwei Hungerspiele grandios kämpfend überlebt hat, ist jetzt also ein emotionales Wrack. Zwar sind Mutter und Schwester mit ihr im unterirdischen Versteck der Rebellen in vorläufiger Sicherheit, doch ihr geliebter Peeta (Josh Hutcherson, The Kids Are All Right) steckt im Würgegriff von Snow. Der junge Mann wurde einer Gehirnwäsche unterzogen und stänkert nun via Propagandainterviews (diesmal nur ein Miniauftritt für Stanley Tucci als Showmoderator) gegen Katniss und die Rebellen. Schließlich gilt es die anderen Bezirke, die noch nicht von Snows Truppen zerstört wurden, unter Kontrolle zu halten und deren Bewohner nicht auf falsche Ideen kommen zu lassen. Was kann man dagegen tun ? Katniss wird vom gewitzten Ex-Showrunner Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffmann starb während der Dreharbeiten, hatte aber bis auf zwei Szenen seinen Part abgedreht) zum Postergirl der Widerständler gemacht. Zur Kriegs-PR gehört da natürlich Katniss' wütende Motiviationsrede und Vor-Ort-Aufnahmen von zerstörten Gebäuden. Ein kleines Kamerateam samt Regisseurin (Minirolle für Natalie Dormer aus "Game of Thrones") klebt ihr an den Fersen. Und so plätschert die dürftige Handlung leider spannungslos und überraschungsfrei vor sich hin. Etablierte Figuren will man nicht opfern also wird zwischendurch mal die Katze mit dem Taschenlampenlicht gefoppt, Katniss singt ein Lied und drückt dem leidenden Ex-Lover ein Küsschen auf den Mund.

Der kleine Thor Liam Hemsworth (The Expendables 2) spielt auch in diesem Kapitel mit ausdruckslosem Gesicht den verschmähten Sidekick, den man schnell wieder vergisst obwohl er an der gefährlichen Rettungsmission seines Widersachers Peeta teilnimmt. Woody Harrelson (True Detective) und Elizabeth Banks (Mädelsabend) hatten in den vorigen Panem-Filmen noch einiges zu tun - bunt, schrill und komisch waren sie - versinken hier aber im trostlosen Beschäftigungsgrau. Fade, monotone Leidenszeit ist angesagt. Als Snow dann irgendwann gegen Ende des zweistündigen Films doch noch einen Angriff startet will die Rebellen-Präsidentin Coin (Julianne Moore, Crazy, Stupid, Love.) die Sache erst einmal taktisch aussitzen. So fühlt man sich dann auch als Zuschauer. Auf dem Abstellgleis wartend bis mal was passiert. Und wenn uns schließlich der unvermeidliche Cliffhanger kurz vor dem Abspann doch noch (vergeblich) Spannung anhängen will, dann kommt trotzdem keine Vorfreude auf Teil 2 auf. Und man geht mit der Erkenntnis, dass man die nötigen Informationen, die uns vermittelt wurden, auch gut und gerne komprimiert an den Anfang eines ungeteilten dritten Teils hätte stellen können. Aber aus wirtschaftlichen Gründen macht es wie erwähnt durchaus Sinn. Sowohl bei „Twilight“ als auch bei „Harry Potter“ war der letzte Film auch der an den Kinokassen erfolgreichste Teil der jeweiligen Reihe. Denn wie die Geschichte ausgeht wollten die Leute schon wissen.

Diese Hungerspielausgabe kann man getrost auslassen, denn bei zwei Stunden Laufzeit kommt wenig interessantes heraus. Handwerklich in Ordnung, darstellerisch ohne Highlights sucht man Spannung leider vergeblich. Teil 1 quasi nur der Teaser für Teil 2.

Text © Markus Klingbeil
17.11.2014

Die Tribute von Panem - Mockingjay: Teil 1
(The Hunger Games: Mockingjay - Part 1)

USA 2014. Farbe. Originalsprache: englisch. Länge: 123 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 21.11.2014 (US) 20.11.2014 (D). Budget: n/a Regie: Francis Lawrence. Drehbuch: Peter Craig, Danny Strong, Suzanne Collins. Kamera: Jo Willems. Schnitt: Alan Edward Bell, Mark Yoshikawa. Musik: James Newton Howard. Darsteller: Jennifer Lawrence, Liam Hemsworth, Josh Hutcherson, Woody Harrelson, Donald Sutherland, Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman, Willow Shields, Sam Claflin, Elizabeth Banks, Jeffrey Wright, Stanley Tucci, Natalie Dormer.
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