Zwei Trickbetrüger wollen ihren Hals retten und müssen dafür mit dem FBI zusammenarbeiten. Doch statt der Justiz nur ein paar korrupte Politiker zuzuführen hängt bald ein weitaus dickerer Fisch an der Angel.

In seinen letzten beiden Filmen „The Fighter“ und „Silver Linings“ hat er drei seiner Darsteller zu Leistungen angetrieben, die zu Oscargewinnen führten. David O. Russell hat aber vorher schon mit interessanten Filmprojekten (z.B. I Heart Huckabees, Flirting with Disaster) gezeigt, dass er ein Regisseur ist den man beachten sollte. Mit seinem neuesten Werk „American Hustle“, für das er wieder seine beiden Hauptdarsteller Jennifer Lawrence und Bradley Cooper besetzte, liegen ihm noch mehr Kritiker zu Füßen und ein erneuter Preisregen ist nicht auszuschließen. Es geht diesmal um Betrüger, die anderen etwas vormachen, ihnen monetären Zuwachs in Aussicht stellen und dann aber selbst abkassieren. Wir befinden uns in New York City im Jahr 1978 und Irving Rosenfeld (Christian Bale, The Dark Knight, The Fighter), ein Mann mit Wampe und schlecht geklebtem Kopfhaartoupet, ist ein Meister darin andere zu verführen und dazu zu bringen ihm freiwillig ihr Geld in seine Tasche zu stecken. Doch eines Tages läuft etwas schief und er und seine Komplizin Sydney (Amy Adams, oscarnominiert für Russels „The Fighter“) werden inflagranti vom ehrgeizigen FBI-Agenten Richi Di Maso (Bradley Cooper, Hangover 3) erwischt. Der Deal lautet: Knast für Irvings Geliebte Sydney oder Irving ermöglicht vier Festnahmen korrumpierbarer Bürger der Stadt, die etwas bedeuten. Zum Beispiel Camdens Bürgermeister Carmine Polito (Jeremy Renner, The Town – Stadt ohne Gnade).

Fünf Hauptfiguren will David O. Russell miteinander agieren lassen, fast 2 ½ Stunden Zeit nimmt er sich dafür. Und vergisst bei aller Sorgfalt der charakterlichen Beschreibung eine spannende, fesselnde, überraschende Geschichte zu erzählen. Es fängt damit an, dass die Handlung nur schwer in Gang kommt was der mit wechselnden Voice-Over-Kommentaren versehenen Einführung des von Christian Bale und Amy Adams verkörperten Geschäfts- und Liebespärchens geschuldet ist. Der Teaser des scheinbar verkorksten Coups, den Bale mit Cooper ausgehandelt hat, versandet im Gestrüpp von Dialogen, die im zeitlichen Ablauf der Handlung vorher anzusiedeln sind. Dieser dramaturgische Kniff ist nichts neues verfehlt hier aber seine Wirkung. Langsam bekommen wir schließlich mehr Infos über die anderen wichtigen Personen des Gaunerstücks wobei die Betonung auf langsam liegt. Die 23-jährige Jennifer Lawrence, zum Topstar in Hollywood aufgestiegen durch Oscargewinn und Hauptrolle in den „Hunger-Games“-Filmen, schlüpft in die Rolle der überdrehten Ehefrau von Bale, die trotz Verantwortung für ihr Kind zu Depressionen und dem Alkoholkonsum neigt sowie gerne mit dem Feuer spielt. Wie sich dann die Beziehungen der einzelnen Personen zueinander entwickeln, ob freundschaftlich, lustvoll, abgebrüht, hinterhältig oder berechnend wirkt natürlich im Ablauf aber eben auch nicht wirklich überraschend. Wenn dann in einem Gastauftritt Robert DeNiro als Gangster auftritt flammt die Hoffnung kurz auf, dass hier doch noch etwas aufregendes geschehen könnte. Doch leider verpufft die Wirkung schnell und der finale Twist ist kein Paukenschlag, der den Film über den Durchschnitt hebt.

Es sieht alles prima aus, die Ausstattung, die Kameraführung, selbst der Soundtrack mit seinen gängigen Retro-Songs ist gut. Auch am Einsatz der Darsteller ist im Grunde nichts auszusetzen. Dass der Film die Erwartungen nicht erfüllt liegt am überraschungsarmen Drehbuch und der langatmigen Inszenierung.