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2010
Bilder © Warner Bros.
**** The Town - Stadt ohne Gnade
ben affleck


Doug McRay (Ben Affleck) ist Kopf einer Bande, die maskiert Geldtransporter und Banken in Boston ausraubt. Um herauszufinden ob eine Bankangestellte, die sie kurzfristig als Geisel mitnahmen, Informationen hat, die dem FBI nützlich sind freundet sich Doug mit der Frau an.

Mit dem Kriminalfilm "Gone Baby Gone" legte Schauspieler Ben Affleck (Armageddon, State of Play - Stand der Dinge, Clerks 2) vor drei Jahren ein von der Kritik fast durchweg positiv besprochenes Regiedebüt vor. Das scheint ihm genug Selbstvertrauen für seinen zweiten Film gegeben zu haben, denn bei dieser wieder im kriminellen Milieu Bostons angesiedelten Geschichte führt er nicht nur Regie sondern spielt auch gleich noch die Hauptrolle. Wie bei "Gone Baby Gone" ist auch bei "The Town" ein Roman die Vorlage. Dieser wurde bereits 2004 unter dem Titel "Prince of Thieves" (Dt. Titel:" Endspiel") von Chuck Hogan veröffentlicht für den er den Hammett Preis, einen renommierten amerikanischen Krimipreis erhielt.

Affleck macht daraus einen packenden Thriller im Stil von Michael Manns "Heat" und sollte damit letzte Zweifel beseitigen, dass er eine Zukunft im Regiefach hat. Schon mit den ersten aufregenden Minuten wird man als Zuschauer in den Bann dieser Geschichte gezogen, denn ein Banküberfall mit Geiselnahme erfordert höchste Aufmerksamkeit. So wie die von der Bankangestellten Claire Kessey (Rebecca Hall, Red Riding 1974), die bei einem der maskierten Täter ein markantes Tatoo entdeckt aber als Geisel genommen und eingeschüchtert wird bevor man sie wieder laufen lässt. Die Sorge der Kriminellen ist zunächst dadurch begründet, weil Claire im gleichen Viertel, Charlestown, lebt wie sie selbst. Die Brutstätte mit der angeblich höchsten Quote an Bankräubern und Banküberfällen in ganz Amerika. Wie der Vater so der Sohn eben.

Der Zuschauer weiß aber wieder einmal mehr als die Gangster daher verlangt es die Story, dass Doug, das Hirn der Bande und eigentlich kein Freund von unnötiger Gewalt, sich um Claire kümmert und gleichzeitig vor seinem hitzköpfigen Freund James (Jeremy Renner, Tödliches Kommando) beschützen kann, falls der die Gefahr, die von Claire ausgeht, erkennt. Wie sich die Beziehung zwischen Doug und Claire dann entwickelt überrascht nicht, trifft hier doch eine gutmütige aber ahnungslose Frau, die sich nur langsam von einem traumatischen Erlebnis erholt auf einen gewieften Typen, der sich zunächst bereitwillig ihre Sorgen anhört aber nicht verhindern kann, dass er romantische Gefühle für sie entwickelt. Wie wird Claire reagieren, wenn sie herausfindet wer er wirklich ist ?

Es ist natürlich keine neue Geschichte, die uns hier erzählt wird. Dass ein Verbrecher durch die plötzliche Liebe zu einer Frau aus dem gewohnten Lebensrhythmus gerät, dadurch sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der letzte Coup vor dem Ausstieg aus den kriminellen Geschäften zum Desaster wird, das kennen wir. Und natürlich ist einer von der Vier-Mann-Crew wieder etwas von der Rolle, unbesonnen, und schnell mit dem Finger am Abzug. Jeremy Renner verkörpert den Draufgänger, der die Blutsbruderschaft mit Doug höher schätzt als alles andere, ihm auch selbstverständlich hilft ein paar Burschen zu verprügeln ohne den Grund dafür von Doug zu erfahren. In einer Szene wird diese Einstellung besonders deutlich als Renners Figur James das Pärchen Doug und Claire beim Kaffekränzchen erwischt und dies als Vertrauensbruch empfindet.

Bei zwei Stunden Lauflänge findet Affleck aber eine gute Mischung zwischen langsamen, dramatischen und charaktervertiefenden Momenten, die immer in Beziehung zur Hauptfigur, Doug McRay stehen und den knackigen, bleihaltigen Actionszenen. Sei es das Verhalten gegenüber Claire, seinem Kumpel James, seinem Vater (Gastauftritt Chris Cooper, American Beauty), der wegen Mordes lebenslänglich im Knast sitzt oder zu Krista (Blake Lively, TVs Gossip Girl), der Schwester von James, eine drogensüchtige, alkoholkranke junge Frau mit Kind, die mehr Informationen über den Protagonisten preisgeben. Einen weiteren Reiz bekommt die Geschichte durch das Katz- und Mausspiel mit dem intelligenten FBI-Agenten Frawley (John Hamm, TVs Mad Men), der zielstrebig darauf hinarbeitet, Doug und seine Gang dingfest zu machen, dabei auch moralisch fragwürdige Druckmittel verwendet.

Es erinnert schon einiges an den 1995 gedrehten Krimiklassiker "Heat", sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch. Wie Michael Mann will Affleck nicht nur einen spannenden Film mit dynamischen Schauwerten vorlegen, sondern bemüht sich auch darum den Charakteren mehr Tiefgang zu verleihen. Das funktioniert recht ordentlich auch wenn "The Town" im Gesamten nicht die "Größe" seines Vorbildes erreicht. Ohne die Darstellerleistungen in Afflecks Genrefilm schmälern zu wollen konnte doch Mann bei seiner in Los Angeles spielenden Kriminalgeschichte aus einem Pool exzellenter Darsteller, selbst für die Nebenrollen, schöpfen und gab ihnen in 164 Minuten auch Gelegenheit zu spielen. Da kann eben das Duell Bankräuber Ben Affleck gegen FBI-Mann John Hamm nicht sonderlich beeindrucken hat man das Aufeinandertreffen von Jäger Al Pacino und dem gejagtem Robert DeNiro im Hinterkopf.

Ben Afflecks zweite Regiearbeit ist ein gut besetzter, spannender Thriller, der zwar inhaltlich weniger überrascht aber insbesondere durch exzellent inszenierte Actionsequenzen in den Straßen von Boston überzeugt. Wer schon den Straßenkampf in "Heat" mochte wird sicher auch hieran gefallen finden.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 18.09.2010

The Town - Stadt ohne Gnade

(The Town)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 123 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 17.09.2010 (USA) 23.09.2010 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Ben Affleck. Buch: Chuck Hogan ("Prince of Thieves"). Screenplay: Ben Affleck, Peter Craig, Aaron Stockard. Kamera: Robert Elswit. Schnitt: Dylan Tichenor. Musik: David Buckley, Harry Gregson-Williams. Darsteller: Ben Affleck, Rebecca Hall, Jon Hamm, Jeremy Renner, Blake Lively, Slaine, Owen Burke, Titus Welliver, Pete Postlethwaite, Chris Cooper, .
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih