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1993
Bilder © MGM
** Posse - Die Rache des Jessie Lee
mario van peebles


1898. Outlaw Jessie Lee und seine Gefolgsleute machen sich von Kuba auf den Weg in den Westen der USA um ihren Verfolger Col. Graham abzuschütteln und eine alte Rechnung zu begleichen.

Mit „New Jack City“ debütierte 1991 der schwarze Schauspieler Mario Van Peebles (Der weiße Hai IV – Die Abrechnung) als Regisseur und zeigte Talent hinter der Kamera. Antiheld des Drogenthrillers war Wesley Snipes, der in den folgenden Jahren einen kurzen Höhenflug erlebte (Demolition Man, Blade)und seit vielen Jahren nun die Niederungen der Videotheken-B-Ware sein zu Hause nennt. Van Peebles hat in seinen Filmen ähnlich wie Kollege Spike Lee immer wieder Themen angepackt, die ein schwarzes Publikum ansprechen sollen als auch politisch gefärbt waren. In „Panther“ (1995) erzählte er von der bewaffneten, militanten „Selbstverteidigungs“-Gruppierung der Black Panther und der Bürgerrechtsbewegung in den USA der 1960er. 2003 befasste er sich in „Baadasssss! How to get the Man's Foot Outta Your Ass“ mit dem Blaxploitationkino der 70er und zollt seinem Vater Melvin Tribut. Der ist als Schauspieler auch in „Posse – Die Rache des Jessie Lee“ in einer Nebenrolle mit dabei, der Geschichte um desertierte afroamerikanische Soldaten, die im spanisch-amerikanischen Krieg für die USA kämpften. Es ist der weiße Mann, der hier schlimmes Unrecht tut und Jessie und seine Gang auf Rachepfade drängt.

Zunächst einmal machen wir Bekanntschaft mit einem rassistischen Colonel, gespielt von Billy Zane (Titanic), der seine Soldaten mit unsinnigen Befehlen in Gefahr bringt und sie dann dazu zwingt einen spanischen Konvoi mit einer Waffenlieferung zu überfallen. Doch eigentlich hat Col. Graham es nur auf die Truhe voll spanischer Goldmünzen abgesehen, die sich allerdings Jessie (Mario Van Peebles) und seine Anhänger unter den Nagel reißen anstatt brav abzugeben. Es kommt zum Schusswechsel, der Colonel verliert ein Auge was ihn aber nicht daran hindert die Deserteure von Kuba über New Orleans bis in den Westen Amerikas ins Städtchen Freemanville zu verfolgen. Bis wir allerdings zum Kernpunkt der Geschichte, dem Leidensursprung Jessies und eben jener Stadt mit ausschließlich schwarzer Bevölkerung vordringen verplempert Van Peebles fast eine ganze Stunde. Seine wenig spannenden Versuchen die einzelnen Charaktere zu beschreiben werden auch durch gelegentliche Schusswechsel und lustig gemeinte Bemerkungen nicht viel besser. Das Problem liegt hierbei an einer mangelnden schauspielerischen Durchschlagskraft und einer faden Inszenierung, die auch im letzten Drittel nicht besser wird. Hölzerne Dialoge und ein sich unnahbar gebender Titelheld (mit Dynamit zwischen den Zähnen) sorgen nicht gerade für eine publikumsfreundliche Stimmung. Dazu kommen zwei Bösewichter wie Billy Zane und Richard Jorden (Flucht ins 23. Jahrhundert), die bloße Abziehbilder ohne kerniges Profil sind. Jordan war 1993 außerdem noch mit dem aufwendigen Bürgerkriegsdrama „Gettysburg“ zu sehen. Kurz vor der Premiere in den US-Kinos verstarb er leider.

Zwei prominente Namen auf der Besetzungsliste fallen einem noch schnell ins Auge. Exploitation-Ikone Pam Grier (Coffy – Die Raubkatze) und Soul-Legende Isaac Hayes (Truck Turner). Beide bekommt man allerdings erst in der zweiten Filmhälfte in wenigen Sequenzen zu Gesicht, zu hören ist von Ihnen noch weniger. Zwei Jahre später sorgte aber Quentin Tarantino noch einmal für einen Höhepunkt in Griers seit vier Jahrzehnten andauernder Karriere als er ihr die Hauptrolle in „Jackie Brown“ gab. Charles Lane, Tommy „Tiny“ Lister, Big Daddy Kane, Tone Loc oder Blair Underwood dürften dem Kinogänger hierzulande wenig sagen auch wenn man das eine oder andere Gesicht sicher schon mal gesehen hat. Insbesondere Lister, ein ehemaliger Basketballer, ist aufgrund seiner Größe gerne und oft besetzter Nebendarsteller in Minirollen – über 150 Auftritte in Kino und TV stehen in seiner Vita (u.a. in „Das fünfte Element“, „Jackie Brown“ und „The Dark Knight“). Stephen Baldwin sticht aus Jessies Gang schon deswegen heraus, weil er der einzige Weiße ist, der mit ihm reiten darf. Überzeugen kann er allerdings nicht, seine Grinsenummer verpufft wirkungslos. Besser hat er es ein Jahr später im cleveren Ensemble-Thriller „Die üblichen Verdächtigen“ gemacht. Hübsch anzusehen ist die 25-jährige Salli Richardson (A Low Down Dirty Shame), die aber eben nichts anderes zu tun hat als hübsch auszusehen und sich als Ex-Freundin von Jessie in dessen Armen und einer schwülstigen Sex-Szene wiederfindet.

DVD (MGM, PAL, Code 2, 107min)

Die britische Import-DVD liefert den Film im 2.35:1 anamorphen Bildformat mit DD2.0-Tonspuren in deutsch, englisch, französisch, spanisch und italienisch. Untertitel liegen u.a. auf deutsch und englisch vor. Die Bildqualität ist ordentlich, der englische Ton auch. Einziges Extra ist der Trailer zum Film.

Mario Van Peebles will schwarze Cowboys und die Widerstände gegen die sie aufgrund ihrer Hautfarbe kämpfen mussten wieder ins Gedächtnis rufen, liefert aber eine überraschungsarme Geschichte ab, die an Spannungslosigkeit, flachen Charakteren und kaum bemerkenswerten schauspielerischen Darbietungen leidet.


Text © Markus Klingbeil
06.05.2012

Posse - Die Rache des Jessie Lee
(Posse)

USA 1993. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 107 Min. (PAL) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 14.05.1993 (USA) 26.08.1993 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Mario Van Peebles. Drehbuch: Sy Richardson, Dario Scardapane. Kamera: Peter Menzies Jr.. Schnitt: Mark Conte, Seth Flaum. Musik: Michel Colombier. Darsteller: Mario Van Peebles, Stephen Baldwin, Charles Lane, Tommy 'Tiny' Lister, Big Daddy Kane, Billy Zane, Blair Underwood, Melvin Van Peebles, Salli Richardson, Tone Loc, Pam Grier, Isaac Hayes, Richard Jordan, Paul Bartel, Reginald VelJohnson

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih