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2013

Bilder © Warner Bros.
** Man of Steel
zack snyder


Ein Baby aus einer anderen Welt wird auf unserer Erde von liebevollen Ersatzeltern großgezogen. Das Schicksal hat aber für den Knaben mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten noch große Aufgaben vor sich, denen er sich alleine stellen muss. Wer bin ich ?

„Welcome to the Planet“ ist eine Dialogzeile, die ganz am Ende des Films gesprochen wird. Gemeint ist Clark Kent, ein 34-jähriger Mann, der gerade bei der Zeitung „The Daily Planet“ angeheuert hat. Natürlich ist dieser Willkommensgruß doppeldeutig, denn hinter Clark Kent steckt Kal-El, einer der wenigen Überlebenden des zerstörten Planeten Kryptons. Und 34 lange Jahre hat es gedauert bis er richtig angekommen ist auf dem Planeten Erde. Wie das passiert ist das erzählt uns Regisseur Zack Snyder (Dawn of the Dead) in diesem Reboot der Superman-Saga, deren Ursprünge in Comics aus den 1930ern zu finden sind. Fünf Kinofilme mit dem fliegenden Retter der Menschheit sind seit 1978 entstanden und der Schauspieler Christopher Reeve, der viermal den Titelhelden verkörperte, konnte dieser Figur nie entkommen obwohl er zwischendurch und danach in unzähligen anderen Rollen (vorwiegend im Fernsehen) zu sehen war. 2006 dachten sich die Köpfe von Produktionsstudio Warner Bros. dass eine Neuauflage angebracht sei und man hoffte auf ähnlich gute Resonanz bei Publikum und Kritik wie bei Christopher Nolans Batman-Wiederbelebung im Jahr zuvor. Für „Superman Returns“ engagierte man Bryan Singer (Die üblichen Verdächtigen), der dafür die „X-Men“-Filmreihe verließ. Das Resultat ist bekannt, die 270 Mio.Dollar-Großproduktion floppte böse (weltweite Einnahmen: 391 Mio US-Dollar) und vom damaligen neuen Superman Brandon Routh spricht keiner mehr. Spielt er nicht in Independentfilmen so sieht man ihn in TV-Serien wie „Partners“ und „Chuck“.

Dass Konkurrent Marvel (+ Produktionspartner) aber mit seinen Comicfiguren auf der Leinwand vor allem in den letzten Jahren so mächtig an den Kinokassen abräumt (X-Men, Spider-Man, Iron Man, etc.) und mit dem Superhelden-Teamwork-Abenteuer „The Avengers“ den dritterfolgreichsten Film aller Zeiten ablieferte hat wohl auch Warner und DC Comics ermutigt mal wieder einen Versuch mit Superman zu wagen, jetzt da auch Nolans Batman-Trilogie ihr Ende gefunden hat. Alles auf Anfang also und mit Henry Cavill einen Hauptdarsteller an Bord den die meisten wohl kaum kennen werden, der aber im Gegensatz zu Brandon Routh bereits in einigen größeren Produktionen mitgespielt hat z.B. in Tarsem Singhs „Krieg der Götter“ (2011). Für große Schauspielerei ist aber kein Platz in dieser humorlosen Comicverfilmung, die vor allem laut ist und mit ihren Computereffekten Eindruck machen will (das 3D-Siegel ist den Aufpreis nicht wert). Gerade das Zusammenspiel von Action und Witz haben Sci-fi-Eventfilme wie die diesjährigen „Iron Man 3“ und „Star Trek Into Darkness“, kein Filme mit wirklich guter Story, zum erträglichen Zeitvertreib gemacht. Regisseur Zack Snyder, der nach dem Flop „Sucker Punch“ vor zwei Jahren, eigentlich etwas gut zu machen hätte, versteht es allerdings nicht eine Geschichte zu erzählen, die etwas überraschendes, etwas spannendes bietet. Stattdessen chaotisch geschnittener Actionkrawall bei dem man leicht den Überblick verliert. Und er dröselt nochmal in vielen Rückblenden Epsioden aus der Vergangenheit von Kal-El auf, z.B. wie ihn seine Eltern auf Krypton in eine Fluchtkapsel steckten um ihn zur Erde zu schicken damit er erstens gerettet ist und zweitens ein Leben nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen führen kann.

Prominente Darsteller unterstützen unseren Superhelden bei seinem Weg Akzeptanz bei den Menschen zu finden, die ihn wegen seiner zunehmenden übermenschlichen Kräfte (ein Nebeneffekt des Lebens auf der Erde) auch als Bedrohung sehen. Kevin Costner (Der mit dem Wolf tanzt) ließ einen Job bei Tarantino platzen um den Ziehvater Clarks zu spielen, Russel Crowe (Gladiator) übernimmt den Part Jor-El, Wissenschaftler und Vater von Superman. Diane Lane (Killshot) übernimmt die Ziehmutterrolle auf Erden, Laurence Fishburne (Matrix) mimt den Chefredakteur des „Daily Planet“. Amy Adams (The Master) tritt als Journalistin Lois Lane in Erscheinung, schnüffelt unserem rastlosen Mann mit den Superkräften nach und könnte ihn bloßstellen. Aber wir wissen ja wie es läuft. Bleibt noch der Bösewicht, der planetarische Abgesandte des Todes. Was bei Marvel der Loki ist wird bei DC Comics zum General Zod (Michael Shannon, Take Shelter), der nach einem missglückten Putsch zwar bestraft wird aber überlebt und jetzt eben Kal-El alias Clark Kent jagt, weil der eben etwas ganz besonderes ist. Das kann man über den Film leider nicht sagen, der streckenweise arg langweilig ist. Eine schlechte Episode aus der langlebigen TV-Serie „Smallville“, die Clarks Leben auf der Farm schildert, ist wenigstens nach einer knappen Dreiviertelstunde vorbei. Snyders „Man of Steel“, übrigens von Christopher Nolan als Produzent mitverantwortet, braucht fast 2 ½ Stunden bis all das gesagt wurde was wir schon längst wissen. Was die Analysten prophezeien ist aber ein 100-Mio-Dollar-Startwochenende in den USA und die Meldung ist bereits raus, dass Zack Snyder grünes Licht für einen weiteren Superman-Film bekommen hat. Comichelden auf der Leinwand und kein Ende in Sicht.

Der virtuelle Papa sucht das Superheldenkostüm aus und Junior ist glücklich. Der Spaß geht bei der Sichtung dieses überlangen Recyclingvorganges vom Leben eines Außenseiters allerdings schnell flöten. Wenn der Gute mit Variationen seines Gesichtsausdrucks spart und der Böse so aussieht als würde er immer wieder in eine neue Zitrone beißen dann kann einem ja auch mal die Lust vergehen.

Text © Markus Klingbeil
11.06.2013

Man of Steel

USA 2013. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 143 min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 14.06.2013 (US) 20.06.2013 (D). Budget: 225 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Zack Snyder. Screenplay: David S. Goyer. Buch: David S. Goyer, Christopher Nolan. Kamera: Amir Mokri. Schnitt: David Brenner. Musik: Hans Zimmer. Darsteller: Henry Cavill, Amy Adams, Michael Shannon, Diane Lane, Kevin Costner, Russell Crowe, Antje Traue, Richard Schiff, Laurence Fishburne, Ayelet Zurer
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih