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2012
Bilder © Disney
*** The Avengers
joss whedon


Die Erde ist einer Bedrohung ausgesetzt, die ohne Superhelden nicht abgewendet werden kann. Superhelden - Mehrzahl ist hier das Stichwort, denn gleich ein halbes Dutzend Kämpfer mit speziellen Fähigkeiten ruft Nick Fury, Initiator des Rettungsprogramms S.H.I.E.L.D., zusammen um ein schlagkräftiges Team zu formen.

Dieser Film war unausweichlich. Seit einigen Jahren schon lässt Comicverlag Marvel seine gezeichneten Figuren auch im Kino auf Fans oder zu bekehrende Zahlungswillige los, die Big-Budget-Zerstörungen sehen wollen. Denn das ist es was Superhelden tun – die Welt retten und dabei viel kaputt machen. Ob Iron Man (2x), Hulk (2x), Thor oder Captain America – weltweite Einnahmen von über 2.5 Mrd. US-Dollar belegen die Zugkraft dieser verschiedenen Geschöpfe aus der Fantasiewelt von Stan Lee, Jack Kirby und Joe Simon. Die Einzelfilme waren sozusagen das Warm-Up, jetzt kommt der ultimative Film für die Fans – geballte Superkraft, sechs Ego, gegen einen Superschurken aus einer anderen Welt. Der heißt Loki, ist der Bruder von Thor und greift nicht nur in New York an sondern möchte auch, dass ganz Stuttgart (!) vor ihm kniet. Was ihn antreibt ist die Suche nach einem Energiewürfel, der ein Portal zu seiner Welt herstellen kann und damit seiner Kriegsarmee Zugang zur Erde verschafft.

Was folgt sind die üblichen Rekrutierungsepisoden, die netterweise zum Kräftemessen unserer Helden werden. Denn bevor man nicht selbst gespürt hat, was der Kamerad im Kampf gegen das Böse so alles darzubieten hat, wie kann man sich auf ihn verlassen ? So raufen Thor (der Herr über Blitz und Donner mit dem Haudraufhammer) und Iron Man (das Technologiewunderkind mit dem fliegenden Kampfanzug) und Captain America (der tiefgefrorene Mann im altmodischen Nationalfarbendress aus dem 2. Weltkrieg) miteinander und spielt ein wütender Dr. Bruce Banner als grünes übergroßes Hulk-Monster etwas mit Spezialagentin und Nick-Fury-Vertrauter Natasha Romanoff aka Black Widow. Letztere hat ihre Fähigkeiten weder radioaktiver Strahlung noch biochemischer Aufputschmittel zu verdanken oder muss sich mit technischen Erfindungen gegen Granatsplitter im Körper wehren sondern ist eine von Kindesbeinen vom sowjetischen Geheimdienst hochgezüchtete Spionin à la Salt mit Faible für Superheld Nr.6 – Clinton Francis Barton aka Hawkeye. Dessen Künste sind im Umgang mit Pfeil und Bogen zu finden und die setzt er zunächst auf der Seite des Bösen ein. Genauso wie der umgepolte Wissenschaftler Selvig.

Es gibt also ein Wiedersehen mit vielen Figuren des Marvel-Universums und selbst wenn man bisher kein Fan war, sich für die Comics nie erwärmen konnte aber sich an Special-Effects-Orgien nicht satt sehen kann - ja dann kann man sich 142 Minuten lang visuell bombardieren lassen – in einem 3D-Format zudem, das auch was taugt, weil die räumliche Tiefe durchgängig zu spüren ist. Inhaltlich freilich bietet dieses ambitionierte 220-Mio-Dollar-Projekt nicht viel, wirkt letztlich wie eine Aneinanderreihung von Actionszenen, die sich insbesondere im Finale gefühlte 40-50 Minuten lang hinziehen. Regisseur Whedon, Erfinder der Hitserien „Buffy – Im Bann der Dämonen“, „Angel – Jäger der Finsternis“ und Drehbuchautor von „Alien – Die Wiedergeburt“, will natürlich jeden seiner Helden gut aussehen lassen damit die Hardcorefans nichts zu kritisieren haben. Da wachsen selbst „Normalmenschhelden“ wie Black Widow und Hawkeye über sich hinaus und zeitweise glaubt man sich in einem Crossover aus Star Trek/Star Wars zu befinden. Da bekriegt man sich zu Lande, zu Wasser und in der Luft und bekommt als Hauptquartier von S.H.I.E.L.D. ein vom Flottenflugzeugträger zum unsichtbaren High-Tech-Raumschiff umfunktioniertes fliegendes Monstrum vorgesetzt.

Doch wer von den Helden kommt nun als bester aus diesem Gemeinschaftsprojekt heraus ? Das Poster verrät es bereits – Robert Downey j.r als Tony Stark aka Iron Man ist der Blickfang im Aushangfenster und das bewahrheitet sich auch im Film. Schon seine beiden bisherigen Einzelauftritte sind die kommerziell erfolgreichsten Marvel-Kinofilme von den hier anwesenden Charakteren (an die Bestmarke der Spider-Man-Filme kommt Iron Man noch nicht heran). Downey jr. spielt hier wieder den eigensinnigen Multimilliardär, der mit schlauem Kopf und witzigen Sprüchen in Erinnerung bleibt und auch als letzter der Superhelden von der Kamera eingefangen wird bevor die Grundlage für eine unweigerliche Fortsetzung gelegt wird (diesmal allerdings muss man nicht bis zum Ende der Closing Credits warten). Nach Eric Bana und Edward Norton spielt erstmals Mark Ruffalo den Hulk ohne aber besonders herauszuragen. Das grüne CGI-Monster sieht immer noch arg künstlich aus und regt zu unfreiwilligen Lachern an. Chris Evans müht sich mit Retrocharm als nationale Identifikationsfigur Steve Rogers aka Captain America ab, wird anfangs belächelt, darf sich aber im bewährten Kostüm als Angriffsstratege Respekt verschaffen. Sein größter Fan ist dabei Agent Phil Coulson (Clark Gregg), eine Figur, die in den früheren Marvel-Filmen Kurzauftritte hatte.

Chris Hemsworth ist wieder Thor mit Umhang - nächstes Jahr fliegt er zum zweiten Mal solo und dann darf vielleicht auch Natalie Portmann wieder mitmischen, die diesmal aussetzen muss. Für etwas Sex-Appeal im Testosterondschungel sorgen dafür Gwyneth Paltrow als Iron Mans Freundin Pepper Potts, Scarlett Johansson als erwähnte Black Widow in hautengem Dress und die „How I Met Your Mother“-Komödiantin Cobie Smulders als ernste Agentin im Dienste des augenklappentragenden Nick Fury, verkörpert von Samuel L. Jackson. Für Jacksons Figur, die nicht viel zu tun hat, soll auch ein Solo-Projekt geplant sein. Um Jeremy Renner, hier als Hawkeye zu sehen, braucht man sich keine Gedanken machen, denn seit „Tödliches Kommando“ ist der US-Amerikaner insbesondere für Actionrollen ein gefragter Mann. Gerade erst in „Mission: Impossible 4“ neben Tom Cruise zu sehen, demnächst die Hauptattraktion in „Bourne 4“. Als Bösewicht überzeugt „Loki“ Tom Hiddleston nicht besonders, da hätte man sich einen charismatischeren Darsteller gewünscht. Aber so hat es Downey jr. noch leichter aus dem Potpourri an Figuren herauszustechen ohne, dass er mehr tun muss, als Iron Man zu sein, wie in den vorigen Filmen.

Wer nicht vorher ein Fan war wird es wohl durch dieses aufgeblähte Superheldentreffen auch nicht werden. Viel Action, etwas Humor, gute Spezialeffekte und ein 3D, für das man den Aufpreis auch zahlen kann - das bekommt man. Nur inhaltlich erschöpft sich das Ganze schnell im Kampfgetümmel. Für überdurchschnittliches Popcornkino müssen wir wohl auf Christopher Nolans Sommerbeitrag hoffen.

Text © Markus Klingbeil
22.04.2012

The Avengers

USA 2012. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 142 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 04.05.2012 (USA) 26.04.2012 (D). Budget: 220 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Joss Whedon. Story: Joss Whedon, Zak Penn. Screenplay: Joss Whedon. Comicvorlage: Stan Lee, Jack Kirby Kamera: Seamus McGarvey. Schnitt: Jeffrey Ford, Lisa Lassek. Musik: Alan Silvestri. Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Evans, Mark Ruffalo, Chris Hemsworth, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Tom Hiddleston, Clark Gregg, Cobie Smulders, Stellan Skarsgård, Samuel L. Jackson, Gwyneth Paltrow.

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