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2010
Bilder © 20th Century Fox / splendid films
**** The Expendables
sylvester stallone


Barney Ross (Sylvester Stallone) und sein Söldnerteam werden beauftragt einen südamerikanischen Militärgeneral und seine Armee aus dem Verkehr zu ziehen. Finanziell lukrativ entpuppt sich diese Mission schon bei der ersten Ortsbesichtigung als Himmelfahrtskommando. Doch der Mut einer Frau beeindruckt den Chefstrategen und schwerbewaffnet kehrt er mit seinen Mannen zurück.

Als vor knapp zwei Jahren bekannt wurde, dass Sylvester Stallone einen Actionstreifen alter Schule mit einer ganzen Reihe klangvoller Namen des Genrefilms drehen wollte da durfte man skeptisch sein ob der 63-jährige Amerikaner, berühmt geworden durch die Rambo - und Rocky- Filme, damit noch die Fans erreichen könnte. Immerhin dominiert Hollywood in den letzten Jahren mit auf ein junges Publikum zugeschnittenen Werken das Genre des Actionfilms. Filme mit einem kostspieligen A-Movie-Look aber oft inhaltlichen Schwächen. Stallone, Dolph Lundgren, Jet Li oder Steve Austin sind Vertreter der härteren Gangart und nimmt man noch Eric Roberts, Randy Couture und Gary Daniels dazu dann riecht das streng nach B-Movie-Ware, die es an den Kinokassen schwer haben könnte.

Doch allen Unkenrufen und Kritikern zum trotz folgten die Fans Stallones Ruf am Startwochenende in den US-Kinos und sorgten dafür, dass diese Rückkehr zum kompromisslosen Actionstreifen im Stil der 80er-Jahre zum #1-Kinohit wurde. Die geballte Starpower spülte zum Start vergleichbare Einnahmen in die Kassen (34.8 Mio. USD) wie die erst kürzlich gestarteten jugendfreien Filme "Das A-Team - Der Film" und "Salt" - beide mit heftig computerunterstützten Actionszenen und deutlich höher budgetiert. Unbezahlbar wäre "The Expendables" wohl geworden hätte Stallone versucht ein vergleichbares Projekt in den 80ern / Anfang der 90er mit den Stars dieser Dekaden zu initiieren. Einem Zeitraum in denen die harten Kerle hoch im Kurs standen. Nicht jeder von damals hat diese Tage noch die Gelegenheit sich öffentlichkeitswirksam im Kino zu profilieren.

Stallone meldete sich 2006 nach einer langen Durststrecke eindrucksvoll mit dem finalen Teil der Rocky-Saga zurück und konnte dann auch Rambo nicht ruhen lassen. Andere Actionhelden wie Steven Seagal und Jean-Claude Van Damme - beide lehnten eine Teilnahme in "The Expendables" ab - und auch Dolph Lundgren haben sich ihr täglich Brot in den letzten 20 Jahren vorwiegend durch billig heruntergekurbelte Action-B-Movies verdient, die direkt in die Videotheken wanderten. Aber Stallone war clever genug nicht nur auf Nostalgie zu setzen sondern sein B-Movie auch mit zwei heute angesagten Darstellern zu besetzen. Zum einen den Briten Jason Statham, der sich den amerikanischen Markt in den letzten 10 Jahren hartnäckig durch eine Reihe physisch herausfordernder Parts eroberte (u.a. Crank 1 & 2, The Transporter 1 -3) ohne dabei seinen Witz zu verlieren.

Die dritte Hauptrolle neben Stallone und Statham besetzt ein Mann, dessen Name Freunden des asiatischen Actionfilms schon seit Jahrzehnten ein Begriff ist: Jet Li. Dem amerikanischen Kinopublikum wurde er erstmalig 1998 als Gegner von Mel Gibson in "Lethal Weapon 4" vorgestellt. Seitdem hat er einige mehr oder weniger gute Actioner für die Produzenten Joel Silver und Luc Besson abgedreht, die aber im Vergleich zu vielen seiner in China gedrehten Filme an Unterhaltungswert verlieren. Umso erfreulicher ist es, dass seine und auch Stathams Fähigkeiten in "The Expendables" gesondert herausgestellt werden. Li hat sogar Sinn für Selbstironie und profiliert sich als Lieferant eines Running Gags. Für die zwei weiteren Mitglieder des Söldnerteams besetzt Stallone Mixed-Martial-Arts-Champion Randy Couture, im Filmgeschäft bisher noch ohne nennenswerte Auftritte, sowie den früheren Footballspieler und seit 11 Jahren im Filmgeschäft tätigen Terry Crews (TV-Serie "Alle hassen Chris").

Dolph Lundgren übernimmt die Rolle des drogensüchtigen, durchgeknallten Kumpels von Stallone, der allerdings zu viel Spaß am Töten hat, das Team verlassen muss und bei der Gegenseite anheuert. Die besteht aus dem südamerikanischen General Garza (David Zayas, Die Geschwister Savage) und einem amerikanischen Ex-CIA-Agenten, der das Land als lukrative Drogenquelle nutzt. Unnachahmlich gespielt wird dieser Part von Julia Roberts Bruder Eric, der schon seit den 80ern in fast 200 Filmen stark unterschiedlicher Qualität oft den überdrehten Bösewicht verkörperte. Fast schon unabdingbar, dass auch er in diesem Film seinen Auftritt hat. Sein Mann fürs Grobe ist Wrestlingstar "Stone Cold" Steve Austin, der seine Feuertaufe als Leading Man in dem harten Survivalstreifen "Die Todeskandidaten" bestand.

Wie ernst Austin am Set von "The Expendables" dann auch zur Sache ging davon kann Stallone ein Lied singen, verletzte sich doch der Regisseur/Hauptdarsteller bei einem Kampf so sehr, dass er operiert werden musste und seitdem eine Metallplatte im Nacken hat. Dieses Aufeinandertreffen findet zwar erst in der zweiten Hälfte des Films statt aber die brutalen Gewaltakte gibt's genregemäß schon viel früher. Da wird der Bodycount schnell mal dreistellig, wenn namen- und gesichtslose Gegner mit scharfen Klingen, Handfeuerwaffen und Maschinengewehrsalven niedergemetzelt oder per Granate in die Luft gejagt werden. Aber die Actionstars lassen sich nicht lumpen und brechen auch eigenhändig Knochen. Die Leinwand wird insbesondere im letzten Drittel des Films zum blutigen Schlachtfeld, zum Kriegsschauplatz. Und vor allem liefern die Pyrotechniker Schwerstarbeit.

Wer hier wie und wen tötet geht in diesem Bilderreigen fast schon unter, denn die rasche Schnittfolge ist leider die Anpassung an den Actionfilm dieser Tage. Da wirkt der körperliche Schlagabtausch umso härter. Es fehlt dann aber die gewisse Authentizität, die man bei langen Takes z.B. in asiatischen Produktionen (siehe "Ong Bak") gewinnt. Aber Feinmotorik ist hier ohnehin nicht angesagt und so muss man sich mit den zwar kurzweilig aber vorwiegend grobschlächtig inszenierten Actionszenen abfinden. Jet Li überlässt für seinen klasse Soloauftritt die Actionchoreographie seinem langjährigen Vertrauten Corey Yuen und dessen Team. Dass "The Expendables" nicht zur stumpfen Gewaltorgie wie z.B. "John Rambo" verkommt liegt an den zur rechten Zeit eingeworfenen Sprüchen, die meistens auch ins Schwarze treffen. Und an der von Stallone geschickt aufgebauten Geschichte, die - inhaltlich dünn wie sie auch ist - die richtige Mischung zwischen Action- (u.a. rasante Autoverfolgungsjagd mit Crashgarantie, Ballereien, Mann-gegen-Mann-Faustkämpfe u.ä.) und Ruhephasen findet.

In einer der gewaltfreien Szenen treffen dann auch die Schwergewichte des amerikanischen Actionfilms aufeinander: Bruce Willis (er hat "Stirb langsam" aus den 80ern ins neue Jahrtausend gehievt), Arnold Schwarzenegger (der Terminator; vor Jahren freiwillig ins politische Lager gewechselt um einen neuen Karriereweg einzuschlagen) und eben Sylvester Stallone, der seinen muskelbepackten Körper noch immer in die Kamera hält. Bei so einem Treffen hätte der Fan schon vor 20 Jahren mit der Zunge geschnalzt. So machen das Arnie und Co. indem sie sich gegenseitig mit amüsanten Sprüchen bombardieren. Anschließend muss Stallone seinen Weg mit neuen Gefährten zu Ende gehen. Darunter in einer kleinen Rolle auch der wiedererstarkte Mickey Rourke, zuletzt als Schurke in "Iron Man 2" zu sehen, der als philosophierender Tattookünstler und Auftragsbeschaffer von Stallones Gang seinen Beitrag zum gelungenen Revival des Old-School-Actioners sorgt.

Man sollte diese Filmbesprechung nicht schließen ohne kurz auf die Frauenrollen in diesem Machoabenteuer einzugehen. Sie spielen zwar nur eine untergeordnete Rolle sind aber für die Handlung und die, wenn auch oberflächliche Charakterisierung der Figuren, von Relevanz. Drehbuchautor Dave Callaham, der bisher mit "Horsemen" und "Doom" zwei eher schwache Filmdrehbücher ablieferte, beschreibt zwei Frauentypen. Die eine, Sandra (erster internationaler Auftritt der 27-jährigen Mexikanerin Giselle Itié), stellt sich gegen die Militärs, verdient sich damit den Respekt von Stallons Figur. Die andere, Lacy (Charisma Carpenter, TV-Serien Buffy, Angel), lässt sich von ihrem neuen Freund verprügeln nachdem sie Statham den Laufpass gegeben hat. In beiden Fällen muss die misshandelte Frau vom edlen Machoman gerettet werden. Für schlagkräftige Frauen, wie sie Angelina Jolie verkörpert, gibt es in dieser Testosteronbombe keinen Platz. Willkommen in den 80ern.

"The Boys are Back in Town", ein Song aus den 70ern, singt die Gruppe Thin Lizzy während der Abspann läuft. Gesehen hat man auf der Leinwand ein von Actionstar Sylvester Stallone organisiertes, generationenübergreifendes, etwas zu schnell geschnittenes Klassentreffen mit Nostalgiefaktor. Das bedeutet neben einer imposanten Darstellerriege auch eine inhaltlich anspruchslose Handlung, die mit Brutalitäten, Feuerpower und flotten Sprüchen gefüllt wird. Sicher nur für Genrefans empfehlenswert. Die werden dann beurteilen ob die alten Recken "entbehrlich" (expendable) sind oder nicht.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 20.08.2010

The Expendables

(The Expendables)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 103 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 13.08.2010 (USA) 26.08.2010 (D). Budget: 80 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Sylvester Stallone. Buch: Dave Callaham. Screenplay: Sylvester Stallone, Dave Callaham. Kamera: Jeffrey L. Kimball. Schnitt: Ken Blackwell, Paul Harb. Musik: Brian Tyler. Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren, Eric Roberts, Randy Couture, Steve Austin, David Zayas, Giselle Itié, Charisma Carpenter, Gary Daniels, Terry Crews, Mickey Rourke, Hank Amos.
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