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2007
Bilder © Filmverleih
**** Stirb langsam 4.0
len wiseman


John McClane (Bruce Willis), New York Cop, ist knapp 20 Jahre nach seinem ersten (Kino-) Einsatz immer noch aktiv. Die Ehe mit Frau Holly ist im Eimer, seine Tochter Lucy (Mary Elizabeth Winstead), mittlerweile im reifen Dating-Alter, will mit ihrem Dad ebenso wenig was zu tun haben. Da hilft es auch wenig, wenn der besorgt-altmodische Papa des nächtens Töchterchens Date ruiniert. Im Job selbst geht's da weniger aufregend zu bis er die undankbare Aufgabe erhält einen früher mit dem Gesetz in Konflikt geratenen Hacker (Justin Long) von seinem Distrikt nach Washington zu eskortieren (da werden Erinnerungen an 16 Blocks (2006) wach, in dem Willis auch ein Babysitterjob übel aufstößt).

Wie es das Gesetz der Serie eben so will hat sich ein Unbefugter (Timothy Olyphant) erdreistet die Kontrolle von verschiedenen äusserst wichtigen Computerkontrollsystemen anzueignen und zeigt damit wie verwundbar die USA und ihre von der Technik abhängige Infrastruktur ist, selbst wenn keine Bombenattentate erfolgen. Hightech-Terrorismus - und eben jener Hacker könnte etwas über diese kriminellen Vorgänge wissen. Insbesondere, da schon einige seiner Kollegen oder besser Konkurrenten das Zeitliche gesegnet haben. Doch kaum beim Verdächtigen angekommen schlagen über McClane schon die Kugeln ein und die nächsten Stunden versprechen einmal mehr schweißtreibende körperliche Betätigungen.

Es war ja nur eine Frage der Zeit bis das Produktionsstudio 20th Century Fox Studios eine seiner profitabelsten Filmreihen - alle drei bisherigen Teile spülten weltweit über 700 Millionen USD in die Kassen - um ein weiteres Kapitel ergänzen würde. Nun hat es eben doch 12 Jahre gedauert bis ein geeignetes Script gefunden wurde, so dass Bruce Willis nicht nein sagen konnte, erneut in die Rolle des aufrechten Cops John McClane zu schlüpfen. Basierten die Teile 1 und 2 auf den Romanen von Roderick Thorp bzw. Walter Wager und Teil 3 auf einem Original-Drehbuch von Jonathan Hensleigh so wurde Stirb langsam 4.0 von dem 1997 im Wired-Magazine erschienen Artikel ‚A farewell to arms' von John Carlin inspiriert.

McClane, der schon immer ein Technikmuffel war hat sich diesbezüglich nicht geändert, so kann er mit den Fachbegriffen, die sein Hacker-Schützling im normalen Sprachgebrauch verwendet überhaupt nichts anfangen - womit er beim Publikum sicher doppelt punktet, denn McClane outet sich diesbezüglich ohne Scheu. Schließlich ist er fast schon ein Dinosaurier-Cop mit mehr als 30 Dienstjahren auf dem Buckel, der mittlerweile ruhiger geworden ist und sein adrenalingestärktes Hitzkopf-Image hinter sich gelassen hat. Gutes Beispiel ist die Szene zu Beginn, wenn der Hacker McClane keinen Einlass in seine Bude gewährt, McClane aber ganz ruhig und besonnen bleibt anstatt gleich die Tür einzutreten und dem Grünschnabel eine blutige Nase zu verpassen.

Bruce Willis als haar- aber nicht zahnloser alter und erfahrener Wolf - das wirkt glaubwürdig und ist gleichzeitig Grundstein dafür, dass Stirb langsam 4.0 funktioniert und zwei Stunden gut unterhält. Die Zeiten des Einzelkämpfers scheinen endgültig vorbei, denn das Grundmuster des Buddy-Movies, das ja in der Stirb-langsam-Reihe bereits im 3.Teil mit Samuel L. Jackson als Sidekick etabliert wurde, findet auch hier Anwendung. War Bruce Willis in den ersten beiden Folgen praktisch eine gereizte Ein-Mann-Armee, die es gegen zahlenmäßig weit überlegene Gegner aufnahm, so bleibt ihm diesmal wieder keine Wahl als sich auf einen Partner zu verlassen, um sein Ziel, dem Oberschurken das Handwerk zu legen und damit Familie und Vaterland zu schützen, zu erreichen.

Komische Momente bringt zwangsläufig der Altersunterschied und der unterschiedliche Lebenslauf der beiden Protagonisten.Waren es bei dem fast durchgängig im schwülen New York spielenden Stirb langsam - Jetzt erst recht Konflikte, die auf Rassenunterschieden beruhten, so finden sich hier in der nach Washington D.C. verlagerten Story mehr oberflächliche Gründe, die mehr darauf aus sind Lacher (durchaus erfolgreich) zu erzeugen, seien es eben jene des unterschiedlichen Technikverständnisses, des Musikgeschmacks und eben der Lebenserfahrung im allgemeinen, die den jungen Computerexperten als reichlich grün hinter den Ohren outen.

Aber trotz eines gealterten Bruce Willis und seinem Alter-Ego John McClane darf man sich wie nicht anders zu erwarten auf spektakuläre, vorwiegend handgemachte Actionszenen freuen, die einen hohen Spaßfaktor garantieren, der ja bei den letzten Sommer-Action-Blockbustern (z.B. Mission Impossible 3) in dem Maße nicht gegeben war. Natürlich gibt es auch einige CGI-Szenen, die den vorherigen Stunt noch toppen sollen, sei es wenn sich Bruce Willis wie einst Arnold Schwarzenegger in True Lies (1994) mit einem Düsenjet herumschlägt oder ein sich mehrfach in der Luft überschlagendes Auto die am Boden kauernden Helden nur knapp verfehlt.

Dem Gegenüber stehen die direkten Konfrontationen Mann gegen Mann oder Mann gegen Frau, bei denen der 52-jährige Willis sich fit und engagiert gibt. Das musste er auch sein, da ihm als Bösewichte die bereits aus diversen Hong Kong Filmen und Mission: Impossible 3 bekannte durchaus attraktive Kampfamazone Maggie Q und der französische Action-Meister Cyril Raffaelli (Insidern bekannt aus Banlieue 13 [Trailer] und Kiss of the Dragon) gegenüber stehen. Insbesondere der Kampf Bruce Willis vs. Maggie Q ist ein Highlight des Films. Für Raffaellis direkte Konfrontation mit Willis wurde leider weniger Filmzeit investiert.

Im Vorfeld wurden in diversen Internet-Foren viele erboste Stimmen laut, die sich darüber aufregten, dass der Film in den USA ab 13 (PG-13) freigegeben wurde, wohingegen alle bisherigen Teile der ‚Stirb langsam' - Reihe erst ab 17 (R) (oder mit Begleitung eines Erwachsenen). Die Action mag nicht ganz so hart und "blutig" sein, wenn McClane einen Gegner umnietet, aber trotzdem sind die vorgeführten Verfolgungsjagden, Crashs, Explosionen (Auto, Helikopter, diverse Gebäude etc.) und Raufereien sehr ansprechend, einigermaßen realistisch und augenzwinkernd inszeniert. Für Genrefreunde sollte es da eigentlich nichts zu meckern geben. Regisseur Len Wiseman, der bisher nur die Underworld-Filme in seiner Vita vorzuweisen hat, kann man jedenfalls nicht vorwerfen er hätte keine Ahnung von der Gestaltung von Actionszenen.

Somit darf man schon jetzt feststellen, dass er seine Feuerprobe, die Inszenierung eines 110-Millionen-USD-teuren Blockbusters, was den handwerklichen Aspekt betrifft, erfolgreich bestanden hat. Ist's also weniger die Action, die Anlass zur Klage gibt, fällt allerdings auf, dass der Umgangston, den McClane im vorliegenden Streifen pflegt, gemäßigter ist. Nicht dass auf markige, coole Sprüche verzichtet wird, nein, das nicht, doch dank Altersweisheit (?) unseres Helden wird weniger derb geflucht (vorbei ist's mit den bösen F-Wörtern). So müssen sich jetzt die Eltern in den USA keine Sorgen mehr um die Verrohung der Sprache ihrer Kids machen, wenn sie sich mal wieder einen Action-Streifen reinziehen.

Außerdem, und das ist wohl aus Marketinggründen und kommerziellen Erwägungen wohl wahrscheinlicher, ist die potentielle Kundschaft nun größer. Nichtsdestotrotz ist der Film in Deutschland - wie auch alle anderen drei Teile der Serie - ab 16 Jahren freigegeben. Ein Kinderfilm ist's damit also auch vor den gestrengen Augen der FSK sicher nicht. Schwachpunkt in der Besetzung ist ausgerechnet einer der Key-Players, der von der Regierung verschmähte Hightech-Terrorist Thomas Gabriel, verkörpert von Timothy Olyphant. Nicht nur dass Olyphant blass bleibt und kein einschüchterndes Schurkenpotential aufweist, auch sonst sind seine auf Anweisungen beschränkte Tätigkeiten keine echte Herausforderung für den Schauspieler Olyphant, der ja in der HBO-Western-Serie Deadwood gezeigt hat, dass er einen Charakter glaubwürdig verkörpern kann.

Man muss ihm allerdings zu Gute halten, dass das Drehbuch ihm in seiner Schurkenrolle wenig Spielraum gibt. Gleiches galt zwar auch für Jeremy Irons in Stirb langsam - Jetzt erst recht und Philip Seymour Hoffman in Mission:Impossible 3, doch die letztgenannten machten durch ihre Spielerfahrung und Ausstrahlung einiges wett. Und Justin Long mit Bubi-Charme, als Sidekick-Nachfolger von Samuel L. Jackson eingekauft, bemüht sich zwar redlich mit Schauspiel-Schwergewicht Willis auf Augenhöhe zu gelangen, kommt aber verständlicherweise nicht an die Ausstrahlung des erfahrenen Duos Jackson/Willis heran. Abstriche muss man auch bei der wohl unvermeidlichen Plotwendung bezüglich John McClanes Tochter machen, die zwar zu Beginn des Films auftaucht, dann lange nicht mehr vorkommt ... und dann wieder doch.

Von John McClane's zweitem Kind - John jr. - das in den Vorgänger-Filmen immerhin noch verbale Erwähnung findet, erfährt man diesmal nichts. Wäre doch ein weiteres Familienmitglied, dass dann im potentiellen 5.Teil gerettet werden könnte .... Im Gegensatz zur nicht bei allen vier Teilen voll überzeugenden Lethal-Weapon-Reihe ist auch das vierte Kapitel von Stirb langsam überzeugendes, spaßiges Popcornkino, dass zwar ebenso wie seine Vorgänger nicht perfekt ist, aber im Ganzen als äußerst gelungen bezeichnet werden darf.

Diese Bemerkung über eine für's Massenpublikum konzipierte Actionfilm-Reihe, die seit 1988 nichts von seinen Blockbuster-Qualitäten verloren und immer mehr Fans gewonnen hat muss erlaubt sein. Und da selbst Bruce Willis in Interviews nicht ausgeschlossen hat, sich wieder in John McClane-Manier aus fahrenden Autos zu schmeißen, liegt es wohl letztendlich an den Boxoffice-Resultaten von Stirb langsam 4.0 und einem neuen guten Script bevor wir wieder auf's neue ein "Yippie Yaye, Schweinebacke" vernehmen können.

Ein Urgestein des US-Actionfilms sitzt wieder fest im Sattel, denn Bruce Willis überzeugt erneut als aufrechter New Yorker Cop John McClane , der mal wieder zur falschen Zeit am richtigen Ort ist und sowohl Kind als auch Vaterland vor Hightech-Terorristen und damit einhergehenden Katastrophe bewahren muss. Dass bei seiner Mission wieder allerhand zu Bruch geht - zur Freude des Publikums - versteht sich von selbst.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 01.07.2007

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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