Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2009
Bilder © Universal Pictures
*** Fast & Furious.
Neues Modell. Originalteile

justin lin


Der vom FBI seit Jahren gesuchte Dominic Toretto (Vin Diesel) kehrt aus seinem selbstgewähltem Panama-Exil nach Los Angeles zurück um eine persönliche Angelegenheit zu klären. Seinen Weg kreuzt dabei ein alter Kumpel, Brian O'Conner (Paul Walker), der wieder Dienst als Bundesagent schiebt und einem Drogendealer auf der Spur ist. Um ihr jeweiliges Ziel zu erreichen müssen beide wieder hinters Steuer und mit hochgetunten Autos ins illegale Straßenrenngeschehen eingreifen.

Nach zwei inhaltlich enttäuschenden aber kommerziell erfolgreichen Fortsetzungen des Boxoffice-Hits "The Fast & The Furious" aus dem Jahre 2001 versammelten die Produzenten der Actionreihe um schnelle Autos, fiese Gangster und heiße Frauen nun für Teil 4 wieder die Originalbesetzung. Vin Diesel (xXx), Paul Walker (Antarctia - Gefangen im Eis), Michelle Rodriguez (TV-Serie "Lost", "Girlfight") und Jordana Brewster (The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning) schlüpfen erneut in die Rollen, die sie damals international bekannt machten. Allerdings haben nur die beiden Herren Diesel und Walker die Chance gut genutzt und sich in den Folgejahren in größeren Produktionen weitere Jobs gesichert. Die beiden sind es auch, die die aktuelle Handlung dominieren.

Die viel gehypte Rückkehr der Truppe entpuppt sich nämlich als cleverer Marketing-Gag, der gezielt Erwartungen an Teil 1 der Filmreihe knüpft. Michelle Rodriguez und Jordana Brewsters Beiträge zum Film sind aber minimal, was schade ist, vor allem weil sie nicht durch gleichwertige Frauenpower ersetzt werden. Den Part der Alibischönheit übernimmt die aus Israel stammende Gal Gadot in ihrem Spielfilmdebüt. Ihre Figur gehört zum Trupp eines einflussreichen mexikanischen Drogenlords. Am trauernden Charmeblocker Diesel scheitern aber auch die hartnäckigsten Verführungskünste. Beim Hahnenkampf zweier testosteronschwerer Machos mit problematischer Vergangenheit ist es laut Drehbuch auch nicht vorgesehen, dass sich hier ein Mädel in die Männerangelegenheiten einmischt. Das Aufflammen der Leidenschaft zwischen den Charakteren von Walker und Brewster wirkt dann auch nur als unvermeidliches Zugeständnis ans Massenpublikum.

Die Neuauflage der Actionreihe wirkt nicht wirklich frisch sondern mehr aufgewärmt, auch wenn der Beginn des Films zuversichtlich stimmt. Genau die Szene, die im Trailer auch gezeigt wurde, sieht man zu Beginn und ist damit auch eine Reminiszenz an eine Überfall-Szene aus dem Originalfilm. Es wird ein Truck mit mehreren Öl-Tanks gekapert und während (!) der Fahrt um dessen kostbare Fracht erleichtert. Das bringt Schwung und Aufmerksamkeit von der ersten Minute, zeigt aber auch die Art und Weise wie die künftigen Actionszenen gestaltet werden. Real-Action gepaart mit viel CGI um alles spektakulärer aussehen zu lassen. Da geht dann Gravitation und Plausibilität lautstark flöten. Es muss halt gefährlich aussehen, darf aber nicht lebensgefährlich für den Schauspieler bzw. Stuntman sein. Dieses Dilemma haben die Actionmeister im letzten Autokracher-Streifen "Death Race" besser und realistischer gelöst. Da war allerdings auch das Zielpublikum nicht so weit gestreut, wie man es für die "Fast & Furious"-Reihe gerne hat. Der 12-jährige soll ja seinen kindgerechten Spaß an den Autoverfolgungsszenen haben. Und damit spart Regisseur Justin Lin nicht.

Lin hatte 2006 ja schon den dritten Teil "The Fast & The Furious: Tokyo Drift" mit einem wenig bekannten Lucas Black, Gaststar Sonny Chiba (Streetfighter-Trilogie) und dem Schlußszenencameo von Vin Diesel inszeniert. Fan-Reaktionen und Sympathie zu Lin haben es Diesel dann auch einfacher gemacht zu einem Comeback der populären Rolle als Racer Dominic Toretto ja zu sagen (diesmal produziert er auch). Auch Jahre später passt die Rolle noch zu dem kräftigen New Yorker, der einst als neuer Star des Actionfilms galt, diese Erwartungen aber durch Flops wie "Extreme Rage" und "Riddick - Chroniken eines Kriegers" nicht erfüllen konnte und sich dann mehr als "ernster" Schauspieler profilieren wollte.

Letztes Jahr meldete er sich aber mit dem Sci-fi-Actioner "Babylon A.D." als cooler Typ zurück, so als wolle er Jason Statham (Transporter 3) die Krone als Actionheld des US-Kinos doch nicht kampflos überlassen. In "Fast & Furious" lässt er aber etwas an Lässigkeit vermissen, bedingt auch durch die engstirnige Drehbuchvorlage, die ihn in die Rächerrolle drängt und zu unfreiwillig komischen Dialogen zwingt. Großes Kino war der erste Teil zwar auch nicht, hatte aber durch die bessere Verlagerung auf die verschiedenen vier Charaktere seinen Unterhaltungswert. Der ist in vielen Szenen trotz allem auch im vierten Teil vorhanden, aber man kommt nicht ohnehin rückblickend etwas enttäuscht den Kinosaal zu verlassen.

Die Geschichte selbst um Drogenbaron Campos (John Ortiz, American Gangster), der Ware mit den schnellsten Rennfahrern durch einen Geheimtunnel (!) im Grenzgebiet der USA und Mexiko transportieren lässt, ist natürlich nur eine schwache Alibi-Vorlage um die getunten Cars ins Spiel zu bringen. Lärmende Autos und ein ebenso lauter Musik-Soundtrack versuchen dann auch von den vielen Plot-Löchern abzulenken. Insbesondere ist es doch verwunderlich wie dumm sich das FBI anstellt um Toretto zu fangen, der bei seiner Schwester ein- und ausgeht. Observation, hallo ? Für die Story verantwortlich ist Chris Morgan, der auch die Vorlage zu "Final Call - Wenn er auflegt, muss sie sterben" (wurde kürzlich als Hong-Kong-Version verfilmt) schrieb und am Screenplay zu Timur Bekmambetovs "Wanted" beteiligt war. "Fast & Furious" wird zwar im Verlauf bei den Action- und Handlungsszenen immer unwahrscheinlicher, gerät aber nicht in ein Langeweile-Tief wie bei den anderen beiden Fortsetzungen.

"2 Fast 2 Furious" wurde 2003 von John Singleton inszeniert und außer Paul Walker stieg keiner der Ursprungsbesetzung hinters Lenkrad. Stattdessen hangelte sich eine attraktive Eva Mendes (The Women) an Walkers Seite durch den öden Handlungsverlauf. Immerhin spielte Teil 2 weltweit sogar noch 30 Millionen US-Dollar mehr in die Kassen, weil er international so gut lief. In Deutschland wollten 1,7 Millionen Zuschauer Paul Walkers Solo-Tour sehen, fast 300.000 mehr als beim Original. Walkers erster Auftritt in der aktuellen Folge der Reihe ist auch eine der besten Szenen, wenn er einen Kriminellen zu Fuß durch die Strassen L.A.s jagt. Das riecht zwar nach Jason Bourne und gibt keine Punkte in Originalität, ist aber dynamisch-flott inszeniert. Seine handgreifliche Auseinandersetzung mit einem Wichtigtuer-FBI-Kollegen ist dann eine amüsante Entspannungsübung.

Auch ohne Stars fuhr die zweite Fortsetzung "Tokyo Drift" einen satten Gewinn ein und knapp 1,3 Millionen Besucher in Deutschland lösten eine Kinokarte um sich illegale Straßenrennen in Tokio anzusehen. Aus kommerziellen Gesichtspunkten ist ein weiterer Teil der Reihe also logisch und wie gerade erst zu lesen war ist für einen fünften Teil bereits grünes Licht gegeben worden. Ob da allerdings Vin Diesel und/ oder Paul Walker mit dabei sind wird sich zeigen.

Die groß angekündigte Reunion der Originalbesetzung verspricht mehr als sie hält. Schnell reduziert sich das Konfrontationspotential auf die von Vin Diesel und Paul Walker gespielten Figuren zwischen Drogenkurierfahrten und Straßenrennen in aufgemotzen Wagen. Als Fast-Food-Action mit hohem Computertrickanteil solide Unterhaltung, inhaltlich aber noch weniger ergiebig als der Originalfilm. Die Kasse beim Produktionsstudio wird trotzdem klingeln und den 600 Millionen-Dollar-Einnahmen bisher, die allein durch die weltweite Kinoauswertung der Spielfilm-Reihe auf der Haben-Seite zu verbuchen sind, sicher noch ein hübsches Sümmchen hinzufügen.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 03.04.09

Fast & Furious. Neues Modell. Originalteile.
(Fast & Furious)

USA 2009. Länge: 107 min Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 03.04.2009 (USA) 02.03.2009 (D) Budget: - Einspiel: - Regie: Justin Lin. Charaktere: Gary Scott Thompson. Screenplay: Chris Morgan. Kamera: Amir M. Mokri. Schnitt: Fred Raskin, Christian Wagner. Musik: Brian Tyler. Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Jordana Brewster, Michelle Rodriguez, John Ortiz, Laz Alonso, Gal Gadot, Jack Conley, Liza Lapira, Sung Kang, Shea Whigham

Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih