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2007
Bilder © Universal
**** Das Bourne Ultimatum
paul greengrass


Jason Bourne (Matt Damon), der Mann mit lückenhaftem Gedächtnis, ist weiter auf der Flucht vor der CIA. Es quält ihn die Ungewissheit wie er zum Auftragskiller der US-Regierung wurde. Als der britische Reporter Simon Ross (Paddy Considine), der die Hintergründe des Fiaskos 'Treadstone' untersucht, eine hochrangige Quelle ausfindig macht, nutzt Bourne die Gelegenheit und tritt mit Ross in Kontakt. Doch auch die CIA hat Ross im Visier. Eine Jagd durch die Metropolen verschiedener Länder beginnt ehe Bourne sich in New York der Wahrheit über seine Vergangenheit stellen kann.

Vor fünf Jahren wurde eine Romanfigur fürs Kino aktiviert, die dem Genre der Agentenfilme und dem Actionfilm im allgemeinen eine wohltuende Blutaufrischung verpasste. Die von Robert Ludlum 1980 für seinen Roman ‚The Bourne Identity' geschaffene Figur Jason Bourne brachte uns in der Interpretation eines Matt Damon den Typus Actionheld, dessen Auftreten weniger überzogen und superheldenhaft als vielmehr realistischer und damit glaubwürdiger beim Publikum ankommt. 2002 musste sich der erste Bourne-Film in der Zuschauergunst in Deutschland mit knapp 1.6 Millionen Zuschauern hinter actionbetonten Streifen wie ‚Rush Hour 2' (2.1 Millionen), ‚XXX' (2.2 Milionen) oder ‚Stirb an einem anderen Tag' (4.4 Millionen) einreihen. Für die Fortsetzung zwei Jahre später entschieden sich in einem von Abenteuer- und Fantasyfilmen, Historiendramen und Komödien geprägten Kinojahr immerhin noch knapp 1.1 Millionen Zuschauer in Deutschland.

In den USA steigerte sich das Einspielergebnis sogar von 121.7 Millionen USD bei Teil 1 auf 176.2 Millionen USD bei Teil 2. Und mit einem Rekordeinspiel für einen August mit knapp 70 Millionen USD am Startwochenende (Bourne Identität: 27.1 Millionen USD; Bourne Verschwörung: 52.5 Millionen USD) ist das Interesse am Agenten mit Gedächtnisverlust weiterhin ungebrochen. Der Bond-Absturz wurde letztes Jahr mit Daniel Craig in ‚Casino Royal' aufgehalten und dadurch auch die Lust an Actionszenen und geradlinigen Konfrontationen ohne technischen oder computerunterstützten Schnickschnack verstärkt. ‚Das Bourne Ultimatum' schlägt in die gleiche Kerbe wie ‚Casino Royale' in seinen besten Momenten. Mehr noch, das mitunter alberne Liebesgeturtel eines James Bond wird hier erfreulicherweise nicht wiederholt auch wenn die beim dritten Auftritt wieder nicht wirklich überzeugende Julia Stiles als CIA-Mitarbeiterin mit Herz Andeutungen macht, die in eine solche Richtung hätten führen können.

Doch Paul Greengrass und sein Autorenteam unterbrechen ihre atemlose Hatz und die Dynamik des Films wohlweislich nur kurz um den Adrenalinpegel schnell wieder in die Höhe zu treiben. Ähnlich wie ein Kiefer Sutherland in der seit sechs Jahren sehr erfolgreichen TV-Action-Serie ‚24' ist hier Matt Damon ein sich stetig im Vorwärtsgang befindlicher Protagonist, der unbeirrbar und dank seines CIA-Trainings überaus listig vorgehend, seinen Verfolgern ein ums andere Male ein Schnippchen schlägt. Der britische Kameramann Oliver Wood, der auch die Szenen der beiden ersten Teile ins rechte Bild rückte, sorgt nach den Anweisungen Greengrass mit einer sich stetig in Bewegung befindlichen (Hand-)Kamera, unterstützt vom fingerfertigen Schnitt eines Christopher Rouse und dem pulsierenden Score von John Powell für eine fiebrige, hektische und sehr umtriebige Atmosphäre an die man sich in den ersten Minuten des Films erst einmal gewöhnen muss.

Der Zuschauer wird sofort ins Geschehen hineingeworfen, wenn ein verletzter Jason Bourne zu Beginn des Films in Moskau vor der Polizei fliehen muss und gleich seine Schlagfertigkeit unter Beweis stellt. Keine Credits nur der Filmtitel und los geht die knapp zweistündige Jagd rund um den Globus. Würde ‚24' als Kinofilm gedreht werden, wäre ‚Das Bourne Ultimatum' die Meßlatte, die zu überspringen wäre. Besser als im ebenso von Paul Greengrass gedrehten Teil 2 der Agententrilogie wird eine geradlinige, halbwegs nachvollziehbare, interessante Story mit ihren Facetten und Wendungen präsentiert, die in halsbrecherischen, real gefilmten Verfolgungsjagden zu Fuß, mit Motorrädern und Autos, in engen Gassen und auf Häuserdächern sowie aufregenden Kampfszenen ihre Höhepunkte finden. Schon lange nicht mehr hat man Crashszenen mit verbogenem Metall und zersplitterndem Glas so hautnah und intensiv erlebt wie hier vom Stuntteam, koordiniert von Dan Bradley, gezeigt. Stunts und Actionszenen sind aber nur die halbe Miete, denn ohne überzeugende Darsteller kann eine noch so interessante Geschichte schnell belanglos wirken.

Mit einer erstklassigen Besetzung selbst in den Nebenrollen enttäuscht ‚Das Bourne Ultimatum' auch hier nicht. Arbeitete sich Matt Damon im schwächeren Teil 2 nur mit Tunnelblick und Rachedurst wortkarg durch die Handlung so wirkt er diesmal sympathischer und seine von Ungewissheit getriebenen Aktionen wirken verständlicher und glaubhafter und weniger platt und vorhersehbar. Außerdem tritt bei aller nötiger Härte immer mehr das Menschliche in Bourne in Erscheinung, was wiederum zeigt, dass er in den vergangenen Jahren gereift und auf einem guten Weg ist, seine Killeridentität endgültig abzustreifen. Mit David Strathairn als Mitwisser bzw. Verantwortlichem für die verdeckten CIA-Unternehmungen ‚Treadstone' und ‚Blackbriar' bekommt Damon einen Gegenspieler von Format. Strathairn, der besonders 2005 mit seiner oscarnominierten Hauptrolle in ‚Good Night and Good Luck' einem größeren Publikum bekannt wurde, glänzt als intelligenter, eiskalter, karrierebesessener Leiter der New Yorker CIA-Dienststelle, der keine Skrupel kennt, die ihn davon abhalten alle Spuren zu verwischen, die ihn und sein Land kompromittieren könnten. Zivilisten und eigene Agenten zu opfern sind Erwägungen, die annehmbar sind, wenn sie zum Erfolg der Mission beitragen können.

Straithairn füllt damit erfolgreich die Lücke, die durch das Ausscheiden von Brian Cox, Bösewicht der Vorgängerfilme, entstanden ist. Paddy Considine hat seine Fähigkeiten vorwiegend in britischen Filmen wie ‚My Summer of Love' und ‚Dead Man's Shoes' gezeigt. Sein Auftritt als investigativer Reporter des Guardian ist zwar kurz aber einprägsam. Eine Auswahl an verschiedenen Killern, die im Auftrag der CIA weltweit operieren, darf natürlich nicht fehlen. Schweigsam sind beide -sowohl der London-Killer Edgar Ramirez als auch ‚unser Mann in Tanger' Joey Ansah. Dabei beeindruckt der harte Faustkampf zwischen Matt Damon und Joey Ansah besonders, zeigt er doch wie bei Daniel Craigs Bond-Fightszenen die ungeschönte, kompromisslose Brutalität und ein Kampf ums nackte Überleben, der so lange anhält bis einer aufhört zu atmen. Die Marokko-Sequenz an sich mit der schweißtreibenden Jagd über den Dächern von Tanger ist eines der Highlights des Films. Joan Allen ist wieder zurück in ihrer Rolle als CIA-Agentin Pamela Landy, muss ihren Auftritt aber zu Gunsten von Straithairn etwas zurückhaltender gestalten, wird vielmehr zum Spielball hochrangiger CIA-Beamter.

Dennoch hat sie eine Schlüsselrolle im Geschehen um die Jagd auf Bourne. Allen und Julia Stiles sind im auf Effizienz und Vaterlandsschutz getrimmten CIA-Apparat noch die Personen, die man als moralisch integer bezeichnen kann. Den Sicherheitsaspekt, den Regierungen aller Welt nicht oft genug betonen zeigt Greengrass in aller Deutlichkeit. Mit brutalen Anschlägen auf Institutionen und Menschen muss jederzeit und überall gerechnet werden. Maßnahmen zur Präventionen gibt es einige . Der Überwachungsapparat Londons mit mehreren tausend Kameras (!) ausgestattet gilt ja als mit am höchsten entwickelt und wie die Auswertung dieser aufgenommene Bilder genutzt und missbraucht wird zeigt eine der interessantesten Sequenzen im Film überhaupt. Abgerundet wird die Besetzung mit den Veteranen Albert Finney und Scott Glenn. Daniel Brühl hat einen wenig aussagekräftigen Auftritt als Bruder Franka Potentes, die im Film in einer Flashbacksequenz in Montagen von Bildern der ersten zwei Bourne-Filme kurz zu sehen ist.

Dass Bourne 3 kein perfekter Actionfilm ist liegt an einigen wenigen dramaturgischen Schwächen und dem in manchen Momenten etwas zu schnell vorangehenden Aktionen, die zur Storyentwicklung beitragen sollen. Die Problemlösung scheint doch an manchen Stellen zu rasch vor sich zu gehen so dass man sich doch kurz wundert. Auch der Einbruch in das CIA-Headquarter New York geht selbst einem versierten Agenten wie Bourne etwas zu leicht von der Hand. Abgesehen davon, dass keiner was mitkriegt. Und wieviel die Burschen einstecken und ziemlich bald wieder fit den Kampf aufnehmen können ist pure Kinomagie, die mit Realität dann nichts mehr zu tun hat. Aber das trübt den Spaß am Film nur unwesentlich, denn der letzte Teil ( ?) der Bourne-Trilogie liefert packendes, rasantes Action- und Thriller-Kino und übertrifft damit sogar den guten Erstling von Doug Liman, der wieder als Produzent mit an Bord ist.

Bond hat letztes Jahr vorgelegt - und Bourne schlägt zurück. Kompromissloser, härter und schnörkellos steuert ‚Das Bourne Ultimatum' auf die Lösung des Bourne-Rätsels zu und fesselt mit perfekt inszenierten, dynamischen Actionszenen, faszinierenden Locations in aller Welt, einer interessanten, wendungsreichen Story und guter Besetzung bis in die Nebenrollen. Nicht nur der beste Bourne überhaupt, sondern auch der bisher packendste Actionfilm des Jahres!

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 18.08.2007

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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