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2014

Bilder © Paramount
*** #Zeitgeist
jason reitman


Wie Eltern und Teenager mit den Versuchungen und Möglichkeiten des Internetangebots umgehen und dabei die reale Welt vernachlässigen.

Für seinen sechsten Film bedient sich Regisseur Jason Reitman aus dem literarischen Fundus von Chad Kultgen, der in seinen Büchern die Beziehungen der Amerikaner seziert. Von Männern, Frauen und Kindern handelt damit auch der Film, der die Auswirkungen auf Liebe, Sexualität und Gesellschaft in Zeiten des Internets thematisiert. Dafür werden die Geschichten mehrerer Familien miteinander verwoben. Was sie gemeinsam haben ist, dass ihre Teenager-Kids zur selben Schule gehen, ansonsten aber ihre eigenen Sorgen und Probleme pflegen. Reitman zeigt uns mit diesen Verhaltensweisen aber nichts neues, denn wer in den letzten Jahren nicht mit geschlossenen Augen durchs Leben gegangen ist wird hier wenig überraschendes finden. Stattdessen wird man eher in seiner eigenen Wahrnehmung bestätigt werden. Denn welche Figuren bietet uns Reitman in seiner ruhigen Inszenierung an ? Den Büroangestellten Don Truby (Adam Sandler, Der Chaos-Dad), der Befriedigung durch Internetpornographie sucht und später sein erstes Date mit einem Escort-Girl für 800 $ pro Stunde hat. Seine Ehefrau (Rosemarie DeWitt, Promised Land), die dem Sex mit dem Gatten ausweicht und ihre Fantasien lieber beim Blind Date mit Fremden auslebt. Der 15-jährige Sohn, (Travis Trope, TVs Boardwalk Empire), der sich bestens mit Pornoseiten im Netz auskennt aber beim Umgang mit einem Mädchen im realen Leben Schwierigkeiten hat. Reitman erzählt von einer Mutter (Judy Greer, Planet der Affen: Revolution), die ihre Tochter (Olivia Crocicchia, TVs Rescue Me) zum Star machen will und mit aufreizenden Photos des Teenagers sogar Geschäfte macht.

Wir lernen einen Mann (Dean Norris, TVs Breaking Bad) kennen, der von seiner Frau verlassen wurde und nun versuchen muss mit seinem Sohn (Ansel Elgort, Das Schicksal ist ein mieser Verräter) klarzukommen, der sich plötzlich weigert im Footballteam der Schule zu spielen. Jennifer Garner (Draft Day) spielt die unsympathische Rolle der Kontrollfreakmutter, die im NSA-Stil 24 Stunden am Tag Computer und Smartphone der Tochter (Kaitlyn Dever, TVs Last Man Standing) überwacht um sie vor dem Bösen im Cyberspace zu schützen. Und dann gibt es noch das naive, magersüchtige Cheerleader-Mädchen (Elena Kampouris, Labor Day), das unsterblich in einen Footballer aus ihrer Schule verliebt ist und jede Vorsicht vergisst. Die üblichen Probleme werden abgedeckt und es ist den guten Darstellerleistungen zu verdanken, dass man das Interesse an ihren Charakteren nicht verliert. In der Hinsicht ist Reitmans Film immerhin besser als Spike Jonzes Drama „Her“, das ja von der Liebe zum Betriebssystem erzählt. Genutzt hat das aber nichts, die Story, die Stars - Sandler ist ja kein Unbekannter und Elgort bei den Teenies beliebt – konnten nicht verhindern, dass „#Zeitgeist“ beim US-Publikum katastrophal abgestürzt ist (705.908 US-Dollar Einspiel bei einem Budget von 16 Mio. USD!). Nach drei guten Filmen (Thank you for Smoking, Juno, Up in the Air) hat Reitman nun also drei durchschnittliche Werke (Young Adult, Labor Day, #Zeitgeist) abgeliefert. Es wird Zeit sich wieder zu berappeln..

Regisseur Reitman schaut genau hin, vergisst aber uns zu überraschen. So wirken die erzählten Schicksale in unserer digitalen Welt fast schon wieder wie die Tweets von gestern.

Text © Markus Klingbeil
24.11.2014

#Zeitgeist
(Men, Women & Children)

USA 2014. Farbe. Originalsprache: englisch. Länge: 119 Min Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 17.10.2014 (US) 11.12.2014 (D). Budget: 16 Mio. USD Regie: Jason Reitman. Romanvorlage: Chad Kultgen. Screenplay: Jason Reitman, Erin Cressida Wilson. Charaktere: Michael Markowitz. Kamera: Eric Steelberg. Schnitt: Dana E. Glauberman. Musik: n/a. Darsteller: Adam Sandler, Jennifer Garner, Rosemarie DeWitt, Judy Greer, Dean Norris, Olivia Crocicchia, Timothée Chalamet, Kaitlyn Dever, Ansel Elgort, Elena Kampouris, Will Peltz, Travis Tope, Dennis Haysbert, J.K. Simmons.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih