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2014

Bilder © 20th Centure Fox
** Das Schicksal ist ein mieser Verräter
josh boone


Eine totkranke junge Frau hat einen Wunsch. Noch einmal ihr amerikanisches Zuhause verlassen und nach Holland reisen, zu ihrem Lieblingsschriftsteller. Ein Leidensgenosse aus der Selbsthilfegruppe mit dem sie sich angefreundet hat will sie bei dem Vorhaben unterstützen.

Als der US-Schriftsteller John Green 2012 seinen fünften Jugendroman „The Fault in Our Stars“ veröffentlichte und dieser schnell Bestsellerstatus errang war eine Verfilmung unausweichlich. Inspiriert von einer Bekannten mit Schilddrüsenkrebs schrieb er die Geschichte von Hazel, einer 16-jährigen, deren Lunge zusätzlich durch Metastasen arg in Mitleidenschaft gezogen ist. Ohne zusätzliche ständige Sauerstoffzufuhr ist kein erträgliches Leben mehr möglich. Trotzdem hat sie sich den Humor im Leben bewahrt. Gespielt wird die junge Frau vom 22-jährigen Shootingstar Shailene Woodley, die viele Jahre in einer Teenagerserie die Hauptrolle spielte und im Kino durch ihre Rolle als Tochter von George Clooney in „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ auf sich aufmerksam machte. Ein weitaus größeres Publikum erreichte sie als Heldin im Sci-fi-Blockbuster „Divergent – Die Bestimmung“ (drei Folgefilme der Reihe kommen in den nächsten Jahren) in dem sie zum ersten Mal mit Newcomer Ansel Elgort (Carrie), 19 Jahre jung, zusammenspielte. In der Rolle des ebenfalls krebskranken, beinamputierten Gus ist der Bursche aber nicht wieder als Bruder sondern als romantischer Gegenpart von Woodley in Aktion.

Die inszenatorische Verantwortung Millionen von Fans des in Deutschland unter dem Titel „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ erschienenen Buches nicht zu enttäuschen wurde Josh Boone übertragen. Dessen bisher einziger Spielfilm (ein guter!) „Love Stories – Erste Lieben, zweite Chancen“ wurde in Deutschland nicht wie zunächst geplant im Kino sondern gleich auf DVD/Blu-ray ausgewertet. Wer aufgrund der Ausgangssituation von "Das Schicksal ... " eine zu Tränen rührende Geschichte erwartet, der liegt nicht falsch. Boone weiß genau wie er sein Publikum packen muss um die gewünschten Emotionen zu bekommen. Woodley und Elgort bemühen sich redlich auf der Klaviatur der Gefühle zu spielen. Sie scherzen miteinander, sie lernen sich über gemeinsame Unternehmungen immer besser kennen und verstehen. Und sie schmieden Pläne den Autor des Lieblingsbuches von Hazel zu besuchen. Der hat in seinem Werk Fragen offengelassen, die Hazel beantwortet haben will und wenn sie es vor Ort aus dem sturen Schreiber herauskitzeln muss. Doch die Sorge der Eltern und der Ärzte ist zu groß und sie fürchten, dass die Reise nach Amsterdam viel zu anstrengend, ja lebensbedrohend sein wird.

Viel Aufregung und Dramatik bietet dieser Wunsch des Mädchens, der aber natürlich in Erfüllung gehen muss. Der Taschentuchverbrauchsfaktor der kalkuliert auf ein weibliches Publikum zugeschnittenen Lovestory darf nicht sinken. Selbst ein Misanthrop (Gastrolle von Willem Dafoe, Spider-Man 3) kann die romantische Idylle letztlich nicht verhindern, denn das zarte Pflänzchen Liebe hat zwei starke Beschützer, die sich von ihrem kurzen Glück nicht abhalten lassen wollen. Besonders nervend bei diesem Melodrama ist die Rolle von Laura Dern (Jurassic Park) als überprotektiver Mutter, die ständig ein traurig-erschrockenes Gesicht macht sobald sie ihre Teenagertochter ansieht. Das Thema junge Menschen und früher Tod hat dieses Jahr Frederik Steiner in „Und morgen Mittag bin ich tot“ weitaus berührender und ehrlicher inszeniert. In den USA hat „Das Schicksal ...“ kaum überraschend die kommerziellen Erwartungen des Studios mehr als erfüllt (über die sozialen Netzwerke gab es im Vorfeld Fan-PR ohne gleichen). Schon zum Startwochenende spielte der Film das vierfache seines Produktionsbudgets ein und übernahm locker die Spitze der Kinocharts. Regisseur Boone hat demnächst was ganz anderes vor. Er verfilmt den Roman „The Stand“ von Horrormeister Stephen King.

Diese Romanverfilmung hat zwei gut agierende Hauptdarsteller, doch insgesamt strapaziert dieses mit zwei Stunden viel zu lange, rührselige Betroffenheitsdrama nach Hollywood-Art zu sehr die Geduld.

Text © Markus Klingbeil
08.06.2014

Das Schicksal ist ein mieser Verräter
(The Fault in Our Stars)

USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 125 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 06.06.2014 (US) 12.06.2014 (D). Budget: 12 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Josh Boone. Screenplay: Scott Neustadter, Michael H. Weber. Romanvorlage: John Green. Kamera: Ben Richardson. Schnitt: Robb Sullivan. Musik: Mike Mogis, Nate Walcott. Darsteller: Shailene Woodley, Ansel Elgort, Nat Wolff, Laura Dern, Sam Trammell, Willem Dafoe, Lotte Verbeek, Ana Dela Cruz, David Whalen, Milica Govich, Emily Peachey.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih