Ein Familienvater bemüht sich nach einem schweren Unfall seiner Frau das Verhältnis zu seinen beiden entfremdeten Töchtern zu verbessern. Dass er sich außerdem um ein Millionengeschäft kümmern muss macht die Sache nicht einfacher.

Schon drei Romane hatte Alexander Payne in der Vergangenheit als Filmstoff auserwählt und erfolgreich aufbereitet. Seine Adaption für „Sideways“ (2004), einer Geschichte um zwei Männer, die zu einer Weintour durch Kalifornien aufbrechen, wurde sogar mit einem Oscar belohnt. Mit Zugpferd George Clooney (Up in the Air) verfilmte er nun den Roman „Mit deinen Augen“ von Kaui Hart Hemmings. Clooney spielt Matt King, einen reichen Verwalter von privatem Grundbesitz auf Hawaii. Den Verkaufsdeal dieser potentiellen Baufläche für Supermärkte, Ferienhäuser etc. soll er im Sinne der klammen Verwandtschaft abwickeln, doch persönliche Probleme kommen ihm in die Quere. Zwei Töchter, 17 und 10 Jahre alt, müssen nach dem Ausfall der Mutter versorgt werden. Matts Ehefrau liegt nach einem Sportunfall im Koma, die Maschinen halten sie am Leben. Sie hatte, wie er jetzt erst herausfindet, eine außereheliche Affäre. Trauer und Wut sorgen für ein Gefühlschaos.

An Clooney Spiel ist wie meistens nichts auszusetzen. Souverän schlüpft er in die Haut des Dads ohne echten Familienanschluss, der sich neu orientieren muss und damit seine Probleme hat, aber unbedingt wissen will, wer der Kerl war, in dessen Arme sich seine Frau stürzte. Die Suche nach diesem Mann ist dann zwar wie ein gemeinsames Abenteuer mit den Töchtern, was die drei einander näher bringt, macht den Film aber zum stellenweise zähen Familiendrama, das natürlich mit erwarteten skurrilen Szenen punkten will. Gelingen tut das nicht immer. Glanzpunkte setzt aber der Auftritt der 20-jährigen Shailene Woodley, eine großartige Entdeckung fürs Kino, die mit ihrer Rolle als pubertärer, energischer Alexandra nicht im Schatten des großen George steht sondern eigenes Format entwickelt. Bisher drehte sie für TV-Serien doch Hollywood sollte demnächst wohl öfters bei ihr anklopfen. Erstmalig zu sehen ist Clooneys zweite Filmtochter Amara Miller, die als die jüngere Schwester Alexandras behutsam darauf hingeführt werden muss, dass ihre Mutter sterben wird. Kein nerviger, sentimentaler Auftritt – Bravo!

Auch die übrige Besetzung ist nicht schlecht gewählt. Nick Krause als respektloser Teenager legt sich nicht nur mit Clooney an sondern auch mit Oldtimer Robert Forster (Jackie Brown), der ganz Oldschool gleich mal mit einem Faustschlag antwortet. Beau Bridges (Die fabelhaften Baker Boys) hat einen Gastauftritt als einer von Matts Sippe und drängt darauf das schöne Landstück zu verkaufen um an Moneten zu kommen, Judy Greer (Love and other Drugs) muss als betrogenen Ehefrau ähnlich wie Clooneys Figur mit dem Vertrauensbruch umgehen und Ex-“Scream“-Killer Matthew Lillard tritt als männlicher Waschlappen ohne Rückgrat in Erscheinung. Optisch beeindruckt natürlich die Landschaft – gedreht wurde auf den hawaiianischen Inseln O'ahu und Kaua'i, schön abgefilmt von Phedon Papamichael, der auch schon für die Bilder von Alexander Paynes „Sideways“ verantwortlich war und auch bei dessen nächsten Projekt „Nebraska“ hinter der Kamera stehen wird. Gewonnen hat „The Descendants“ schon einige Preise, insbesondere Clooney hat für seinen Auftritt einige Trophäen eingesammelt. Nach dem Golden Globe könnte noch ein Oscar dazukommen.

Etwas arg lang geratenes Familiendrama, das aber mit guten Darstellerleistungen überzeugt.