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2014

Bilder © Walt Disney
** The Return Of The First Avenger
anthony russo, joe russo


Soldat Steve Rogers, Mitarbeiter der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D., gewöhnt sich nach und nach an das Leben im 21. Jhdt. während er Spezialeinsätze für die Regierung ausführt. Als auf seinen Chef Nick Fury ein Attentat verübt wird kommt Rogers einer Verschwörung ungeheuerlichen Ausmaßes auf die Spur.

Marvel Comics gibt es seit 1939. Figuren der Hefte sind z.B. „Spider-Man“, „Die Fantastischen Vier“, „Daredevil“, „Hulk“, „Blade“, „Ghost Rider“. An die 5000 Charaktere soll das Marvel-Universum umfassen – viel Material um unzählige Filme und TV-Serien damit zu drehen. Solange das Publikum willig ist für fantastische Geschichten ein Kinoticket zu lösen und damit Profit für die mehr oder weniger kreativen Schöpfer zu generieren ist kein Ende in Sicht. Vor 2008 lizenzierte Marvel populäre Figuren wie eben „Spider-Man“ und die „X-Men“ an etablierte Filmstudios wie Sony und 20th Century Fox. Doch seit sechs Jahren bringt Marvel (seit 2010 unter der Obhut Disneys) eigenständig produzierte Filme auf den Markt mit Charakteren an denen sie noch die Verfilmungsrechte und damit die Möglichkeit haben ihre Geschichten auch in den Filmen miteinander zu verzahnen. Die Erfolgsstory startete mit der sogenannten Phase I und dem Streifen „Iron Man“, der weltweit knapp 600 Mio. US-Dollar einspielt. Hauptdarsteller Robert Downey jr. wurde zum gutbezahlten A-List-Hollywood-Star und die Kassen füllten sich weiter mit zwei Fortsetzungen 2010 und 2013 - immer schneller und immer üppiger. Auch beim deutschen Publikum ist Iron Man, der Milliardär, der mit Hilfe technischer Ausrüstung und Witz jeden Gegner besiegt, der Liebling unter den Marvel-Helden und die Zuneigung zu Tony Stark ist stetig gewachsen – fast 2 Mio. Zuschauer für „Iron Man 3“ (mehr als doppelt so viele wie noch bei Teil 1). Übertroffen wurde das nur von dem Superheldenensemble-Film „The Avengers“ (2012) in dem u.a. auch der Hulk, Thor und Captain America mitspielten - allesamt Charaktere, denen man in Phase I auch Einzelabenteuer gönnte.

Phase II begann 2013 mit dem enorm erfolgreichen „Iron Man 3“ (1.2 Mrd USD Einspiel) und dem zweiten Thor-Film „The Dark Kingdom“ und wird 2014 mit dem zweiten Captain-America-Film und „Guardians of the Galaxy“ fortgesetzt bevor es Anfang 2015 zum Finale im zweiten Ensemble-Film „The Avengers: Age of Ultron“ kommt. Phase III startet mit „Ant-Man“ und beinhaltet außerdem „Captain America 3“, „Thor 3“, „Avengers 3“ und „Dr.Strange“ und sollte 2017 sein Ende finden. Das Vertrauen darauf doch noch eine ähnlich starke Zuschauerbindung zu Captain America zu schaffen wie z.B. zu Thor oder Iron Man scheint also weiterhin zu bestehen. Denn „Hulk“ und „Captain America“ sind bisher die Sorgenkinder im „Marvel Cinematic Universe“ (gekostet haben sie jeweils 140-150 Mio USD, eingespielt 263 Mio. USD (Hulk) und 370 Mio USD (Captain America)). In Deutschland haben „Der unglaubliche Hulk“ (2008) und „Captain America: The First Avenger“ (2011) nicht mal annähernd so viele Fans gefunden wie ihre Kollegen. Keine 400.000 Kinogänger wollten sehen wie Steve Rogers im Zweiten Weltkrieg vom schmächtigen Schwächling durch ein geheimes Wissenschaftsprogramm der US-Regierung zum muskelbepackten Supersoldaten wird. 70 Jahre später für „The Avengers“ aufgetaut kämpfte Rogers dann mit seinem eisernen Schutzschild Seite an Seite mit der S.H.I.E.L.D.-Gang im New York der Neuzeit gegen die Invasion von Thors Bruder Loki und dessen Schreckensarmee. Doch das ist Schnee von gestern. Der 95-jährige Rogers im Körper eines durchtrainierten Mittzwanzigers (wieder gespielt von Chris Evans) schiebt nun in seinem zweiten Soloabenteuer „The Return of the First Avenger“ (diesmal kein Captain America im dt. Verleihtitel ... ob es was hilft ?) Dienst in Washington, unter dem Kommando von Nick Fury.

Fury (Samuel L. Jackson, Pulp Fiction) sollte auch den Nicht-Comicbuchlesern bekannt ein - wenn man den einen oder anderen Marvel-Film der letzten Jahre gesehen hat - tauchte der schwarze Mann mit der Augenklappe in mehreren der letzten acht Filme auf, mal kürzer mal länger. Diesmal geht es ihm persönlich an den Kragen, ein Mordanschlag auf ihn wird verübt, was eine gelungen inszenierte Actionszene im Auto auf offener Straße zur Folge hat. Es geht um Daten, die er entwendet hat - um eine Verschwörung innerhalb von S.H.I.E.L.D., die er aufdecken oder verschleiern möchte (die richtige Antwort ist nicht schwer zu erraten). Und Steve Rogers, unser Held, bekommt diese brisanten Informationen auf einem USB-Stick in die Hände und weiß nicht wem er trauen und wie er mit diesen Daten umgehen soll. Denn die Jagd auf ihn ist schnell eröffnet, weil er nicht artig Infos teilt, weil er selbst rausfinden will was läuft und sich damit zum Staatsfeind Nr.1 macht. Mit Kollegin Natasha „Black Widow“ Romanoff (Scarlett Johansson mit rotbraunem schütteren Haar, die praktisch bei Stunts das Gesicht verdecken), keine Frau für eine Romanze aber schlagkräftige Hilfe sowie mit Kriegsveteran Sam „The Falcon“ Wilson (Anthony Mackie, Pain & Gain) macht er Jagd auf den mystischen Wintersoldaten, der ähnliche Superpower hat wie Rogers aber diese nicht für gute Zwecke nutzt sondern für Attentate.

Spannend ist diese an die Verschwörungsthriller der 1970er (so die Intention der Regiebrüder Russo, Komödienspezialisten, die zuletzt ausschließlich fürs US-TV gearbeitet haben) angelehnte Jagd nach der Wahrheit leider nicht. Wie üblich versucht man einen schwachen Plot mit viel Kawumms, mit Lärm und viel Tricktechnik zu überspielen. Man holt sich sogar einen Oscargewinner von Format ins Boot doch selbst ein Robert Redford (zuletzt in der One-Man-Show „All is Lost“ zu sehen) kreiert hier als ranghoher S.H.I.E.L.D-Stratege keine erinnerungswürdige Figur. Genauso wie Sebastian Stan als hochgezüchteter Gegner von Captain America und Bekannter aus dessen Vergangenheit blass bleibt. Interessanter ist der Film in seinen leisen Momenten, wenn Rogers seine Zeit vor dem „Kälteschlaf“ und die Auswirkungen seines ersten großen Einsatzes in der Jetzt-Zeit (die Vorkommnisse in New York in „The Avengers“) reflektiert. Der Besuch bei seiner große Liebe Peggy Carter (Hayley Atwell), jetzt eine alte fast 100-jährige bettlägrige Oma, deren Körper den normalen Alterungsprozess durchlaufen hat. Und ein Abstecher ins Smithsonian Museum wo eine Ausstellung mit seinem Konterfeit die heroischen Taten 1943-45 in Erinnerung ruft. Das Kostüm, das man der lebensgroßen Captain-America-Puppe dort übergezogen hat wird er später noch gebrauchen können. Und für Teil 3 erst recht. Vorher gibt es aber für alle, die selbst den Erklärungsschmarrn eines Bösewichts ausgehalten haben (20 Millionen Menschen töten um 7 Milliarden zu retten) beim Abspann wieder den üblichen Hinweis wie die Geschichte weitergehen soll … mit einem Job für einen Deutschen, der zuletzt für Dario Argento als Dracula unterwegs war. Und ganz am Ende nochmals ein Gang ins Smithsonian. Geschichte als letzter Eindruck.

Chris Evans vermag es auch im zweiten Soloabenteuer als Captain America nicht seine Figur als interessant genug für zwei Stunden Film zu gestalten. Es gibt genug Comichelden auf der Leinwand, die mehr Spaß bringen. Das Thema Überwachung und Kontrolle der Menschheit zu ihrem eigenen Schutz mit fragwürdigen Mitteln schmeckt in dieser actionreichen und oberflächlichen Präsentation zudem wie kalter Kaffee. Irgendwie langweilig.

Text © Markus Klingbeil
23.03.2014

The Return Of The First Avenger
(Captain America: The Winter Soldier)


USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 136 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 04.04.2014 (USA) 27.03.2014 (D). Budget: 170 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Anthony Russo, Joe Russo. Screenplay: Christopher Markus, Stephen McFeely. Story: Ed Brubaker. Comicbücher: Jack Kirby, Joe Simon Kamera: Trent Opaloch. Schnitt: Jeffrey Ford. Musik: Henry Jackman. Darsteller: Chris Evans, Scarlett Johansson, Samuel L. Jackson, Robert Redford, Frank Grillo, Anthony Mackie, Toby Jones, Sebastian Stan, Emily VanCamp, Cobie Smulders, Hayley Atwell, Garry Shandling.
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