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2014

Bilder © 20th Century Fox
*** Kingsman: The Secret Service
matthew vaughn


Ein junger Mann wird zum Geheimagenten ausgebildet und hat es gleich mit einem Wahnsinnigen und dessen teuflischen Plan zu tun, der die Weltordnung neu gestalten will.

Der Brite Matthew Vaughn ist Filmproduzent (er half u.a. Guy Ritchie bei dessen ersten drei Filmen), Drehbuchautor (u.a.. Eine offenen Rechnung, X-Men: Zukunft ist Vergangenheit) und Regisseur (Debüt 2004 mit Layer Cake, zuletzt X-Men: Erste Entscheidung). Bei der rotzfrechen Comicverfilmung „Kick-Ass“ arbeitete er 2010 zum ersten Mal mit Autor Mark Millar zusammen. Als Vaughn Fortsetzungen zu „X-Men„ und „Kick-Ass“ angeboten wurden entschied er sich aber für ein anderes Projekt. Er wollte den seiner Meinung nach zu ernsten Agentenfilmen der letzten Jahre wieder mehr Lockerheit und Spaß zurückgeben. Die Idee war da, Mark Millars Comicvorlage auch und bevor ein anderer auf den anrollenden Zug aufspringen würde entschied sich Vaughn also „Kingsman – The Secret Service“ zu inszenieren. Das Drehbuch verfasste er wie so oft mit Jane Goldman. Oscargewinner Colin Firth (The King's Speech, Magic in the Moonlight) übernimmt in dieser überdrehten Genrehuldigung die Rolle des erfahrenen Agenten Harry Hart, Deckname Galahad, der in einer so geheimen Organisation – Kingsman – dient, die nicht einmal CIA, MI6 oder die Chinesen kennen. Tarnung ist ein edles, traditionsreiches Herrenbekleidungsgeschäft in London, dahinter steckt ein technisch ausgefeiltes, keine politische Agenda verfolgendes Unternehmen, das Unheil von der Welt fernhalten will.

Als Agent Lancelot (Jack Davenport, Fluch der Karibik) spektakulär bei einer Mission ermordet und folglich frisches Blut für die Nachfolge gesucht wird nominiert Hart den jungen Eggsy (Newcomer Taron Egerton in seiner ersten Kinohauptrolle), ein Junge aus der sozialen Unterschicht, für das Rekrutierungsprogramm. Eggsys Vater hatte Hart vor vielen Jahren das Leben gerettet und war dabei gestorben. Es folgt also toughes Agententraining bei denen die Anwärter (darunter auch eine junge Frau) an ihre Grenzen gehen müssen. Ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft loten sie unter Anleitung von Ausbilder Merlin (Mark Strong, Sherlock Holmes) ihre physischen und psychischen Fähigkeiten aus. Actionszenen gibt es daher in 129 Minuten Laufzeit eine ganze Reihe, viele davon dermaßen übertrieben gestaltet und mit z.T. billig wirkenden Computereffekten ausgeschmückt, dass diese Spionagefilmparodie statt brüllend komisch einfach nur trashig wirkt (z.B. wenn Köpfe zur Melodie explodieren wie ein Feuerwerk). Dass Vaughn sich an 50 Jahren James Bond abarbeitet merkt man von der ersten Minute und so gibt es noch absurdere Gadgets, üppige Bauten in Erinnerungen an die Sets von Szenenbildner Ken Adam und natürlich den Oberschurken mit ganz fiesem Plan. Tarantino-Liebling Samuel L. Jackson (Django Unchained), der zu keiner noch so bescheuerten Rolle nein sagen kann (in über 150 Filmen/TV-Movies hat er bislang mitgewirkt) tritt hier als milliardenschwerer Geschäftsmann Valentine auf, der sich wie ein junger Hip-hop-Artist kleidet, fies lispelt und Antreiber eines idiotischen Komplotts ist wie wir es vergleichbar letztes Jahr in „The Return of the First Avenger“ gesehen haben.

Während Jackson frühzeitig zum Nervfaktor wird versteht es Vaughn aber Firth unerwartet zum eleganten Gentlemanschläger/-killer zu machen. Insbesondere das beschwingt-blutrünstige, etwas deplaziert wirkende Gemetzel in einer Kirche (wie in einem Zombiefilm) wird da wohl am ehesten in Erinnerung bleiben. Und natürlich die beidbeinig amputierte Killerin (Sofia Boutella, Street Dance 2), die als Unterschenkelersatz scharfes Klingentötungswerkzeug hat und und damit als weiblicher Pistorius äußerst flott unterwegs ist. Was unseren jungen Hauptdarsteller Taron Egerton betrifft agiert der zwar bemüht und darf statt Klischeeromanze mit der Agentenkollegin ein unmoralisches Angebot der schwedischen Prinzessin annehmen, wirkt ansonsten aber nur wie ein Mitläufer. Michael Caine adelt den Film gewohnt souverän in einer Nebenrolle und auch für Mark „Luke Skywalker“ Hamill findet sich eine Mini-Rolle als Universitätsprofessor.

Hat Matthew Vaughn in „Kick-Ass“ noch gekonnt den Superhelden-Kult aufs Korn genommen gelingt ihm das mit seiner Sicht auf die Agentenfilme früherer Jahrzehnte bei „Kingsman: The Secret Service“ weniger gut. Was bleibt ist noch passable Unterhaltung als Zeitvertreib bis der neue Bond kommt.

Text © Markus Klingbeil
22.01.2015

Kingsman: The Secret Service

UK 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 129 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 13.02.2015 (US) 29.01.2015 (UK) 26.02.2015 (D). Budget: n/a Regie: Matthew Vaughn. Drehbuch: Matthew Vaughn, Jane Goldman. Comicvorlage: Mark Millar, Dave Gibbons. Kamera:George Richmond. Schnitt: Conrad Buff IV, Eddie Hamilton, Jon Harris. Musik: Henry Jackman, Matthew Margeson. Darsteller: Taron Egerton, Colin Firth, Samuel L. Jackson, Sophie Cookson, Mark Hamill, Mark Strong, Michael Caine, Sofia Boutella, Jack Davenport, Tom Prior, Richard Brake, Lily Travers, Hanna Alström.
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