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2009
Bilder © Warner Bros.
*** Sherlock Holmes
guy ritchie


Ritualmorde führen Detektiv Sherlock Holmes (Robert Downey jr.) und seinen Partner Dr. John Watson (Jude Law) auf die Spur des einflussreichen Lord Blackwood (Mark Strong). Der wird alsbald auch gefasst und gehängt doch seine Leiche verschwindet spurlos und ein Zeuge schwört er habe die Auferstehung des Verbrechers mit angesehen. Für Holmes wird die Sache jetzt erst richtig interessant.

London, Baker Street 221b lautet die Adresse des vielleicht berühmtesten Detektivs der Welt - Sherlock Holmes. Erfunden hat ihn der schottische Arzt und Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle, der ihm und seinem Kompagnon Watson bereits 1887 den ersten Kriminalfall zu lösen gab. Es folgten viele weitere Geschichten und der fiktive Holmes wurde bald zur Identifikationsfigur der Leserschaft und zum Fluch für Doyle. Die spannenden Geschichten des schlauen Privatermittlers überschatteten die anderen Werke von Doyle.

Der Sprung zum Film war einige Jahre später nicht mehr zu vermeiden. Schon 1905 wurde aus der Romanfigur eine Person aus Fleisch und Blut und bis heute tauchte der Detektiv in über 200 Filmen/TV-Folgen auf. Gespielt haben ihn so illustre Namen wie Hans Albers, Basil Rathbone, Christopher Lee, Peter Cushing, Peter O'Toole, Jeremy Brett, Anthony Higgins, Rupert Everett und Jonathan Pryce. Jetzt also übernimmt Robert Downey jr. den Part, ein amerikanischer Schauspieler, dessen Karriere nach vielen Rückschlägen zur Zeit auf einem neuen Hoch schwebt.

In unserer heutigen Zeit der schnellen Actionfilme und den tricktechnischen Möglichkeiten, die sich beim Feintuning mit dem Computer in der Post-Production bieten ist es nur logisch, dass die Produzenten (u.a. Joel Silver, der die Lethal-Weapon und Stirb-langsam-Reihen produzierte) des neuen Holmes-Films auf diese Hilfsmittel zurückgreifen um am Puls der Zeit zu bleiben - auch wenn sich die erzählte Geschichte um 1890 ereignet. Der britische Regisseur Guy Ritchie (RocknRolla) übernimmt die Aufgabe den Mythos dieser Kultfigur kräftig zu entstauben und inszeniert das Gespann Holmes/Watson als Actionhelden, die nicht nur geistig fit sind sondern auch ihre ganze Körperkraft einsetzen um ans Ziel zu gelangen.

Mit Robert Downey jr. (Iron Man, Der Solist) und Jude Law (Liebe braucht keine Ferien, Alfie) hat man bei der Besetzung der Hauptfiguren auch alles richtig gemacht, denn das Zusammenspiel der beiden ist äußerst vergnüglich anzusehen. Anders als wir es z.B. aus den Krimis der 30er/40er Jahre mit Basil Rathbone und Nigel Bruce kennen steht Watson auf Augenhöhe mit seinem eigenwilligen Freund. Ohne Watson ist auch Holmes nur die Hälfte wert und dass weiß er auch und kämpft erbittert darum bisherige Partnerschaft und Wohnverhältnisse so zu belassen wie es ist. Frauen spielen zwar keine große Rolle im Film doch ganz ohne geht es auch nicht.

Watson will heiraten (Holmes sabotiert die Beziehung!) und Holmes alte Flamme, eine Gaunerin, irritiert ihn mit einem unerwarteten Besuch. Diese Konstellationen könnten zum Ende des Erfolgsduos führen aber so richtig glauben will man das natürlich nicht. Für Rachel McAdams (State of Play - Stand der Dinge) und Kelly Reilly (Eden Lake) gibt es einfach viel zu wenig zu tun als das ihre Charaktere einen bleibenden Eindruck machen. Ritchie fokussiert seine ganze Aufmerksamkeit auf die beiden heldenhaften Herren, die sich mit einem Bösewicht mit Weltherrschaftsfantasien - wie originell! - rumschlagen müssen. Prügeleien gibt es so einige und die enthüllen den feingeistigen Holmes als Raufbold, wenn er in Fight-Club-Manier zum Spaß und für Geld boxt.

Was Ritchie hier mit seinem Holmes-Film bewirkt ist das äquivalent zu dem was Martin Campbell mit der Bond-Serie gemacht hat. Reboot! Die Helden sind jetzt fit für die Gegenwart, sie rennen, sie prügeln sich, sie sind smart und sie geben nie auf auch wenn man an körperliche Grenzen stößt. Und sie verlieren dabei ihren Humor nicht. In diesem Bereich hat es Robert Downey jr. aber einfacher als Daniel Craig, denn sein Holmes hat einen schlagfertigen Sidekick, der ihm die Bälle zuspielt. Das ist bei den manchmal arg protzigen Actionszenen auch ganz gut, dann darf man sich zurücklehnen und amüsiert dem Zickenkrieg der Männer zusehen.

Ist bei dieser amerikanisch-deutschen Co-Produktion inhaltlich nicht alles so fesselnd und interessant wie man es sich vielleicht erhofft hat, so lässt sich aber an Ausstattung und Optik des Films nicht herumkritisieren. Schon mit den clever im Kopfsteinpflaster integrierten Logos der Produktionsfirmen zu Beginn des Films fühlt man sich ohne Schwierigkeiten über 100 Jahre zurückversetzt in ein London als eines seiner Wahrzeichen - die Tower Bridge - noch nicht ganz fertiggestellt war und einen ausgezeichneten Schauplatz für den finalen Showdown abgibt. Man sieht dann schon wohin ein Teil der 90 Mio. Dollar Produktionskosten geflossen sind.

Dank des Erfolgs an den amerikanischen Kinokassen und internationalem Zuspruch wird bereits an einer Fortsetzung des Krimiactionabenteuers gearbeitet was für Downey jr. bedeutet, dass er mit Tony Stark und Sherlock Holmes zwei Figuren geprägt hat, die ihm und uns auch in der Zukunft noch viel Freude bringen können. Bei den diesjährigen Golden Globes wurde Downey jr. schon mal mit dem Preis als bester Darsteller in einer Komödie ausgezeichnet. Dass er ein witziger Bursche ist hat er dann noch bei der Dankesrede demonstriert.

Guy Ritchie präsentiert einen dynamischen Meisterdetektiv wie man ihn noch nicht gesehen hat und liefert nach zuletzt enttäuschenden Filmen diesmal gut unterhaltendes Popcornkino ab. Wer hätte das schon gedacht, dass ein Buddy-Movie mit einer Geschichte, die Ende des 19. Jhdts spielt, zum Publikumshit avanciert.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 27.01.2010

Sherlock Holmes

USA/D 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 128 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 25.12.2009 (USA) 28.01.2010 (D). Budget: 90 Mio. USD Einspiel: 192 Mio. USD (USA) 389 Mio USD (weltweit)Regie: Guy Ritchie. Screen Story: Lionel Wigram, Michael Robert Johnson. Screenplay: Michael Robert Johnson, Anthony Peckham, Simon Kinberg. Charaktere:Arthur Conan DoyleKamera: Philippe Rousselot. Schnitt: James Herbert. Musik: Hans Zimmer. Darsteller:Robert Downey Jr., Jude Law, Rachel McAdams, Mark Strong, Eddie Marsan, Robert Maillet, Geraldine James, Kelly Reilly, William Houston .

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih