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2014

Bilder © 20th Century Fox
**** Gone Girl - Das perfekte Opfer
david fincher


Fünfter Hochzeitstag. Amy, die Frau von Nick Dunne ist verschwunden. Zerstörtes Mobiliar im Haus der Eheleute und andere Hinweise deuten auf ein Gewaltverbrechen hin. Nick gerät ins Kreuzfeuer von Polizei und Medien.

Einen Kinofilm von David Fincher gab es zuletzt vor knapp drei Jahren zu sehen (Verblendung). Anschließend produziert er die Netflix-Serie „House of Cards“ wo er auch bei zwei Episoden Regie führte. Für Justin Timberlake drehte er noch das Musikvideo „Suit & Tie“. Nun hat der 51-jährige US-Amerikaner einen Roman-Bestseller verfilmt, der sich einem ehelichen Rosenkrieg ganz perfider Art widmet. Autorin Gillian Flynn hat ihr Buch selbst für die große Leinwand adaptiert. Die Hauptrollen übernehmen dabei Ben Affleck, auch ein Regisseur (The Town) und 2016 als neuer Batman im Einsatz, sowie Ex-Bond-Girl Rosamund Pike (A Long Way Down, Jack Reacher). Dass in der Beziehung des Paares etwas nicht stimmt bekommen wir gleich zu Beginn mitgeteilt, wenn „vom Schädel einschlagen um zu wissen was in ihrem Hirn vorgeht“ geredet wird. In den folgenden 2 ½ Stunden schildert Fincher wie eine siebenjährige Beziehung, die liebevoll startete, dermaßen aus dem Ruder laufen konnte. Zunächst einmal scheint alles klar zu sein. Nick tut sich schwer wegen Amy den traurigen Ehemann zu spielen, er hält sogar wichtige Informationen vor der Polizei zurück und verhält sich entrüstet als man ihn des Mordes verdächtigt. Nur seine Schwester Margo (Carrie Coon), die mit ihm zusammen eine Bar betreibt, hält zu ihm. Die Situation wird allerdings immer brenzliger, denn stetig sammelt die schlaue Kommissarin Rhonda Boney (Kim Dickens, TVs Treme, Deadwood) Beweismittel. Was ihr allerdings fehlt ist eine Leiche und das Mordwerkzeug.

„Gone Girl“ zeigt aber nicht nur den Zerfall einer Ehe sondern führt den Sensationsjournalismus unserer heutigen Gesellschaft vor. Schnell nämlich zieht der Fall die Medien an, wird das Haus der Dunnes von Reportern belagert und sind die Zufahrtsstraßen mit TV-Übertragungswagen verstopft. Dubiose Meinungsmacher mit eigenen TV-Shows heizen die Stimmungsmache gegen den Ehemann an, obwohl der ja noch nicht überführt wurde, also als unschuldig gelten müsste. Grotesk-komisch wird es dann, wenn Fincher uns zeigt, wie diese öffentlichkeitswirksame Inszenierung, dieser Versuch der Zuschauermanipulation letztlich von allen beteiligten Parteien genutzt wird. Da wird jede Geste vorher abgestimmt damit auch die gewünschte Wirkung erzielt wird. Gespickt mit Rückblenden und mehreren überraschenden Wendungen inszeniert Fincher souverän, verzichtet diesmal sogar auf Kameraspielereien. Dass das Niveau des Films die gesamte Spielzeit über gleichbleibend hoch bleibt liegt aber vor allem an den guten Darstellern. Ob der sonst eher lustige Neil Patrick Harris (TVs How I Met Your Mother, A Million Ways to Die in the West) als von Nicks Frau besessener Ex-Lover oder Komödienspezialist Tyler Perry (in den USA wahnsinnig erfolgreicher Filmlieferant für ein afroamerikanisches Publikum; hierzulande kennt ihn kaum einer) als gewiefter Anwalt. Herausragend ist aber das facettenreiche Spiel von Rosamund Pike als Nicks Frau Amy, die damit an einen Sharon-Stone-Charakter Anfang der 1990er erinnert.

Ein Meisterwerk ist „Gone Girl“ bei weitem nicht, aber spannende Krimikost, der man die Lauflänge nicht anmerkt. Das Ende wirkt allerdings etwas abrupt. Mit mehr Zeit, z.B. im Format der populären Mini-Serie, hätte man sicher auch noch einige inhaltliche Ungereimtheiten beseitigen können.

Text © Markus Klingbeil
30.09.2014

Gone Girl - Das perfekte Opfer
(Gone Girl)

USA 2014. Farbe. Originalsprache: englisch. Länge: 149 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 03.10.2014 (US) 02.10.2014 (D). Budget: 50 Mio. USD Regie: David Fincher. Drehbuch: Gillian Flynn. Vorlage Roman: Gillian Flynn. Kamera: Jeff Cronenweth. Schnitt:Kirk Baxter. Musik: Trent Reznor, Atticus Ross. Darsteller: Ben Affleck, Rosamund Pike, Neil Patrick Harris, Tyler Perry, Carrie Coon, Kim Dickens, Patrick Fugit, David Clennon, Lisa Banes, Missi Pyle, Emily Ratajkowski, Casey Wilson, Sela Ward.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih