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2014

Bilder © Universal
** A Million Ways to Die in the West
seth macfarlane


Arizona 1882. Ein konfrontationsscheuer Schafzüchter freundet sich mit einer unbekannten schönen Frau an ohne zu wissen, dass sie die Gefährtin eines gesuchten Killers und Banditen ist.

Wer viel Erfolg hat, dem eröffnen sich zwangsläufig neue Möglichkeiten. Der vielseitige Seth MacFarlane ist im amerikanischen Fernsehen durch seine lustigen Zeichentrickserien „Family Guy“ (seit 1999), das Spin-off „The Cleveland Show“ (2009-2013) und „American Dad“ (seit 2005) bekannt geworden. Er spricht nicht nur mehrere Charaktere in seinen Serien sondern hat sich im Laufe der letzten 20 Jahre als Autor, Songschreiber und durch eine Reihe anderer Jobs in der Entertainmentbranche profiliert. 2012 durfte MacFarlane 50 Mio. Dollar für seinen ersten Kinofilm ausgeben bei dem er einem Teddybären seine Stimme lieh. „Ted“ mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle wurde zum Überraschungshit, spülte weltweit 550 Mio. Dollar in die Kassen. Die Popularität des Spaßmachers wollte auch die Academy of Motion Picture Arts and Sciences nutzen und engagierte ihn als Gastgeber für die Oscarverleihung 2013. Über die Qualität seiner Gags wurde gestritten, die TV-Einschaltquoten für die Show waren besser als die der letzten zwei Jahre. Nun hat sich der 40-jährige Amerikaner in seiner zweiten Regiearbeit fürs Kino die Hauptrolle selbst auf den Leib (und das Gesicht) geschrieben und platziert seine Story über einen Underdog im Westerngenre. Letztes Jahr spielte ja Superstar Johnny Depp mit dem „Lone Ranger“ Cowboy & Indianer und bescherte Disney damit einen Verlust von 190 Mio. Dollar. MacFarlane muss das nicht befürchten, denn wie es seine Fans erhoffen, darf sich der Verfechter des derben Humors ungezügelt austoben und lässt keinen noch so politisch unkorrekten Gag aus.

Dabei beginnt der Film als vielversprechende Hommage an den legendären Westernregisseur John Ford, mit Bildern von den prächtigen Steinformationen des Monument Valley, wunderbare Landschaftsaufnahmen in Cinemascope, eingefangen von Kameramann Michael Barrett (Kiss Kiss Bang Bang). Auch der Musikscore von Joel McNeely (Tinkerbell und die Piratenfee) bringt Westernstimmung und wohlige Erinnerung an die guten alten amerikanischen Western der 40er, 50er, 60er-Jahre. Selbst die Schriftart der Credits passt. Dann geht die Geschichte los und die derben Gags lassen nicht lange auf sich warten. Ein blasser MacFarlane spielt den feigen Farmer Albert, der seinen Gegnern intellektuell überlegen ist und daher immer versucht sich aus schwierigen Situationen herauszureden und die eine oder andere Zote abzufeuern um sich ein Pistolenduell um zwölf Uhr mittags zu ersparen. Schließlich hängt er am Leben genauso wie an seiner Freundin Louise (Amanda Seyfried, Briefe an Julia), die ihn aber wegen dem wohlhabenderen Schnurrbartträger Foy (Neil Patrick Harris, TVs How I Met Your Mother) verlässt. Als er durch eine kühne Aktion im Saloon eine blonde Schönheit aus einer brenzligen Situation rettet ist das der Beginn einer wunderbaren, lehrreichen Freundschaft, die allerdings nur von kurzer Dauer scheint. Denn der Mann der gerade in der Stadt eingetroffenen Anna (Charlize Theron, Young Adult) will sie in ein paar Tagen abholen. Und der wird gespielt von „Taken“-Star Liam Neeson (in einer viel zu kleinen Rolle) und ist ein gefürchteter Revolverheld und Bandit.

Viele bekannte Gesichter sieht man in „A Million Ways to Die in the West“ und damit setzt MacFarlane das fort, was er in „Ted“ begonnen hat. Ob kleine Rollen mit oder ohne Text, Stars wie Ryan Reynolds, Ewan McGregor schauen vorbei, Vorzeigeindianer Wes Studi (Geronimo) gibt Lebenstipps, Christopher Lloyd und Jamie Foxx als Doc Brown bzw. Django agieren als lebende Popkulturreferenzen. Das funktioniert. Zunehmend uninteressant wird der mit knapp zwei Stunden viel zu lange Film aber durch seinen penetranten Griff unter die Gürtellinie (ein Cowboyhut voll Shit gefällig?). Die als rotzfreche Komikerin bekannte Sarah Silverman (Der Date Profi) trägt als naiv-fröhliche Prostituierte den Sex nicht nur verbal auf der Zunge sondern das Sperma gleich noch an der Wange. Ihr Angebeteter Edward (Giovanni Ribisi, Contraband), ein Feigling wie Albert, nimmt das alles geduldig hin und bleibt in stetiger Vorfreude auf die erste Kopulation – nach der Eheschließung (!). Als Zuschauer verliert man zunehmend die Geduld, da reißen selbst die Halluzinationen Alberts beim Palaver mit den Indianern nichts mehr raus.

Zwischen altem Farrelly-Brüder-Fäkalhumor und John-Ford-Hommage. Seth MacFarlanes derber Western versemmelt die meisten Gags, die so flüchtig sind wie Durchfall. Schöne Landschaftsaufnahmen und stimmungsvolle Musik reichen eben nicht zur Unterhaltung. Wem „Der Schuh des Manitu“ zu bieder war, der bekommt hier das Gegenstück serviert.

Text © Markus Klingbeil
28.05.2014

A Million Ways to Die in the West

USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 116 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 30.05.2014 (US) 29.05.2014 (D). Budget: 160 Mio. USD Regie: Seth MacFarlane. Drehbuch: Seth MacFarlane, Alec Sulkin, Wellesley Wild. Kamera: Michael Barrett. Schnitt: Jeff Freeman. Musik: Joel McNeely. Darsteller: Seth MacFarlane, Charlize Theron, Amanda Seyfried, Liam Neeson, Giovanni Ribisi, Neil Patrick Harris, Sarah Silverman, Christopher Hagen, Wes Studi, Gilbert Gottfried, Christopher Lloyd, Ewan McGregor, .
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih