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2009
Bilder © Universum Film
*** Gamer
mark neveldine, brian taylor

Kable (Gerard Butler) sitzt seit vier Jahren wegen Mordes im Knast. Und er ist ein bekannter Spieler im interaktiven Online-Game "Slayer", das ihm zur Freiheit verhelfen soll. Ziel ist es 30 Runden zu überleben. Gesteuert wird man von zahlenden Kunden von außerhalb. Kable hat noch drei Runden vor sich, doch der Schöpfer des Spiels, der Milliardär Castle (Michael C. Hall), will das aus persönlichen Gründen verhindern.

Schon bei "Crank" wollte der britische Schauspieler Gerard Butler (Gesetz der Rache, Die nackte Wahrheit) mit dem Regieduo Neveldine/ Taylor zusammenarbeiten, doch entschied er sich wegen anderer Projekte zu spät und so wurde die Rolle des unter Adrenalin stehenden Chev Chelios mit Jason Statham besetzt. Beim nächsten Projekt zögerte Butler, gerade wegen seiner Rolle im Blockbuster "300" als Actionheld gefeiert, aber nicht lange. Er spielt hier wiederum eine physisch anstrengende Rolle, denn die erste Hälfte des Films ist mehr oder weniger eine Ballerorgie mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Wer "Crank" gesehen hat, der kennt den rasant geschnittenen Bildersturm schon, der auch hier kaum eine Chance gibt sich zu orientieren. Bis dann der Gewöhnungseffekt eingesetzt hat dauert das schon eine Weile und währenddessen bekommt man die Spielregeln erklärt. Denn in dieser ein paar Jahre in der Zukunft angesiedelten Realität werden Personen als Zielscheiben benutzt - gesteuert von im sicheren Zuhause im Sessel sitzenden Gamern wie Simon (Logan Lerman, Number 23). Zwei Varianten dieses Zeitvertreibs gibt es. In der Welt von "Slayer" werden Kandidaten aus der Todeszelle mit Einverständnis der Regierung (sie wird finanziell daran beteiligt) als Spielfiguren eingesetzt. Quasi ein Egoshooter als "Death Race" statt mit Autos mit Handfeuerwaffen.

"Society" ist eine abgegrenzte grellbunte Fantasiewelt, in der sich wiederum lebende Personen von daheimgebliebenen Fettwänsten befehligen lassen. Der eine zahlt dafür eine andere Person zu sein, sie zu dirigieren, für den anderen ist es ein Job, der die Miete bezahlt. Denn in der Zukunft ist die Kluft zwischen arm und reich groß und die Jobauswahl begrenzt. Damit aber die Spielfiguren auch wirklich das tun, was der Spieler will (wie pervers auch immer), wurden den Teilnehmern besondere künstlich hergestellte Zellen ins Hirn gepflanzt, die sich dort ausbreiten und quasi für eine Live-Schaltung zum User sorgen. Interaktivität scheint gerade "in" zu sein bei den Drehbuchschreibern Hollywoods, denn bei "Surrogate" und "Avatar" sind wir erst kürzlich mit diese "Ersatzkörper" konfrontiert worden.

Überhaupt ist uns die Fremdkontrolle des Menschen im Medium Film schon des öfteren in verschiedenen Variationen begegnet. So ist das inhaltliche Geschehen, das hier im wuchtigen Actionmantel präsentiert wird, nicht sonderlich prickelnd. Die Optik nimmt dadurch eine gewichtigere Rolle ein. Von düster-realistischen Gebäudetrümmerszenarien über ein quietschbuntes Pop-Art-Setting bis hin zum virtuellen Hightechraum werden uns in radikalem Stakkatoschnitt die Bilder um die Ohren gehauen und nur wenige Momente zum innehalten geboten. Beim "ruhigeren" letzten Drittel gehen den Machern dann auch die Ideen aus (mit Ausnahme einer Musicalszene!) und ein im Vorfeld groß gehyptes Duell verpufft im nirgendwo.

Schauspielerisch gibt's hier noch weniger zu tun als bei den "Crank"-Filmen. Da durfte Statham immerhin die comichaft-übersteigerte Action mit ätzender Ironie begleiten. Für Butler geht es hier aber um mehr als sein eigenes Leben, denn seine zerrissene Familie muss wieder zusammengeführt werden und Oberschurke Ken Castle (Michael C. Hall, TVs "Dexter" tanzt!) mit seinen Weltbeherrschungsfantastereien zur Rechenschaft gezogen werden. Viel Zeit mit Hintergrunddetails zu den Charakteren verschwendet man aber nicht, so dass alle Figuren recht oberflächlich bleiben. Auch die der sensationshungrigen Reporterin (gespielt von Kyra Sedgwick, TVs "The Closer") und den Mitgliedern des Wiederstands.

"Humanz" nennt sich folglich diese Gruppierung um sich klar vom Technikmissbrauch abzugrenzen. Da kommt einem doch gleich die "Terminator"-Saga in den Sinn und ein John Connor, der die Menschen kontrollierenden Maschinen bekämpft. In "Gamer" sabotieren Rapper Ludacris (er spielte mit Butler auch in Guy Ritchies "RocknRolla") und Alison Lohmann (Drag me to hell) indem sie Viren ins Spiel einschleusen und die Verbindung zwischen Spieler und Spielfigur kappen. Als Konsequenz daraus lässt Ken Castle die Härte, die sein Unterhaltungsprogramm prägt, auch seine Gegner spüren. Bei soviel Brachialgewalt darf man trickreiches wie bei Cronenbergs Game-Thriller "Existenz" natürlich nicht erwarten.

Neveldin/Taylor bleiben sich und ihrem visuellen Stil treu und geben ihren drei Schnittmeistern viel zu tun um einen gewalttätigen Fast-Food-Actioner mit ordentlich Tempo zu kreieren. Das wirkt zwar ähnlich überzogen wie bei "Crank" unterhält aber nicht so gut, weil inhaltlich weniger geboten wird. Wer das hinnehmen kann, der wird vielleicht auch mit "Gamer" etwas anfangen können.

Text © Markus Klingbeil
13.01.2010

Gamer

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 90 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 04.09.2009 (USA) 07.01.2010 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: 20.5 Mio. USD (USA) 30 Mio. USD (weltweit) Regie: Mark Neveldine, Brian Taylor. Buch: Mark Neveldine, Brian Taylor. Kamera: Ekkehart Pollack. Schnitt: Peter Amundson, Fernando Villena, Doobie White. Musik: Robb Williamson, Geoff Zanelli. Darsteller: Gerard Butler, Amber Valletta, Michael C. Hall, Kyra Sedgwick, Logan Lerman, Alison Lohman, Terry Crews, Ramsey Moore, John Leguizamo, Aaron Yoo, Zoe Bell.

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