Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2009
Bilder © 20th Century Fox / Splendid
** Carriers
álex pastor, david pastor


Brian (Chris Pine) und seine Freunde sind auf der Flucht. Ein Virus rottet jedes Leben im Land aus. Ihr Fahrtziel ist ein Ort am Ozean, wo Brian und sein Bruder immer ihre Ferien verbracht haben. Unterwegs durch karge Landschaften treffen sie bereits Infizierte als auch Menschen, die noch mit allen Mitteln ums Überleben kämpfen.

In Zeiten der Schweinegrippe, die so manchem Sorge bereitet, weil von Boulevardmedien hochgespielt, ist ein Horrorfilm mit Pandemiethematik eine interessante Fingerübung. Für die aus Barcelona stammenden Brüder Pastor war es allerdings die Vogelgrippe vor einigen Jahren, die sie zu ihrem Spielfilmdebüt inspirierte. Wer jetzt einen fiesen, blutigen Horrorfilm à la "28 Days Later" erwartet, der wird bitter enttäuscht werden, denn die Macher hatten eine Charakterstudie mit Horrorelementen im Sinn. Und das ist es auch was man vorgesetzt bekommt.

Zwischenmenschliche Beziehungen in Extremsituationen können eine reizvolles Thema für einen spannendem Film abgeben, doch "Carriers" schafft es nicht den Zuschauer zu fesseln. Das liegt vor allem daran, dass die Figuren langweilig gezeichnet sind und bei der Fahrt bis zum Finale zu wenig überraschende, spannende Momente abfallen. Dabei beginnt der schön photographierte Film vielversprechend als unsere vierköpfige Truppe, bestehend aus zwei Brüdern und deren Freundin bzw. Bekannte, in öder Landschaft abseits der Highways auf einen Vater treffen, der sein infiziertes Kind bei sich hat.

Die Regeln für den Film und seine Protagonisten werden hier schnell dargelegt. Infizierte haben keine Überlebenschance und Körperkontakt und Austausch von Körperflüssigkeiten bedeutet das Ende. Desinfektionsmittel, Mundschutz und Einmalhandschuhe sind mit die wichtigsten Utensilien um das eigene Leben zu schützen. Den Mann und seine Tochter braucht man allerdings, weil sie ein funktionsfähiges Auto haben. Die Aussicht auf ein Gegenmittel führt zu einem verlassenen Krankenhaus. Das apokalyptische Szenario verwaister Orte setzt sich hier fort. Allerdings baut sich die zugehörige Albtraumstimmung nicht recht auf, denn zu langatmig sind die einzelnen Szenen inszeniert.

Ein realistisches Schreckensszenario wollten die Regiebrüder schaffen, doch versäumen sie entsprechende Grundlagen so auszubauen, dass man sie als Zuschauer auch als bedrohlich begreift. Und wenn schon versucht wird prekäre Situationen zu schaffen, dann geschieht das nur, weil sich die Figuren des Spiels wieder dämlich und unachtsam verhalten. Alle haben ihre Eltern durch den Virus verloren oder klammern sich nur noch hilflos an den Gedanken, dass sie vielleicht noch leben könnten. Den Ernst der Lage vermitteln sie aber nur phasenweise durch ihre Art und Weise, wie sie sich benehmen. Überhebliche Spielchen werden dann von anderen Überlebenden gestört, die keinen Spaß verstehen.

Der Horror, das gegeneinander Wirken der überlebenden Fraktionen, hätte hier ausgearbeitet werden können, doch daran besteht kein Interesse. Das ist insbesondere fatal, weil man es nicht versteht aus der Gruppendynamik der Freunde ein längerfristig nutzbares Konfliktpotential zu schaffen. Hier ist keiner wirklich böse, es gibt kein egoistisches Miststück. Für einen Film, der sich eine todbringende Seuche als Antriebsfaktor sucht verläuft die Erzählung recht banal und unaufgeregt. Da durchbrechen zwei schiesswütige ältere Damen und ein bissiger Schäferhund nur kurzzeitig die lethargische Inszenierung. Der Bruderzwist zwischen dem Schlauen (Lou Tyler Pucci, Horsemen) und dem Sprücheklopfer (Chris Pine, Star Trek - Die Zukunft hat begonnen), der sich schon früh andeutet, entfaltet sich in berechenbarere Weise.

Was außerdem auffällt ist, dass die anfänglichen Hygieneregeln, so wenig effektiv sie auch sein mögen, immer mehr an Bedeutung verlieren, je weiter der Film fortschreitet. Der Logik nach hätte es da so manchen Protagonisten viel früher erwischen müssen. Diesbezüglich wäre etwas mehr Sorgfalt bei der Inszenierung angebracht gewesen. So hangelt man sich von Ort zu Ort, von Endlosdialogen zu vereinzelten Pseudoschockmomenten. Die Gorefans haben da schon resigniert, denn längst hat man gemerkt, dass Blutdurst hier nicht gestillt wird.

Das Langfilmdebüt des spanischen Brüderpaares Pastor ist optisch ansehnlich, dramaturgisch aber unausgewogen inszeniert. Das die Geschichte initiierende Horrorszenario einer Pandemie wird nie konsequent ausgeschlachtet um eine konstante Spannung und bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen. So ist es einem am Ende auch ganz egal, was es genau mit dem Virus auf sich hat. Die Regisseure interessiert es ja auch nicht.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 02.09.2009

Carriers

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 90 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 04.09.2009 (USA) 01.10.2009 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Àlex Pastor, David Pastor. Buch: Àlex Pastor, David Pastor. Kamera: Benoît Debie. Schnitt: Craig McKay. Musik: Peter Nashel. Darsteller: Lou Taylor Pucci, Chris Pine, Piper Perabo, Emily VanCamp, Christopher Meloni, Kiernan Shipka, Ron McClary.

Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih