2002
Bilder © 20th Century Fox
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***** 28 Days Later
danny boyle
Nach dem eher mässigen DiCaprio-Vehikel THE BEACH
begibt sich Regisseur Danny Boyle mit seinem altbewährten Produktionsteam auf völlig andere Pfade. Alex Garland
(Romanautor von 'The Beach') schrieb für Boyle einen Endzeitthriller, der es in sich hat. Und die Umsetzung auf Digital
Video treibt die Authenzität auf die Spitze. Nachdem militante Tierschützer unwissentlich infizierte Schimpansen aus
einem Cambridger Versuchslabor (die Szenen mit den Schimpansen wurden übrigens im Zoo Stuttgart gedreht) befreien
bricht eine Epidemie aus. 28 Tage später wacht der Londoner Courierfahrer Jim (Cillian Murphy) aus dem Koma auf. Er
liegt in einem Krankenzimmer mitten in London und hat keine Ahnung was passiert ist. Die ganze Stadt ist leergefegt,
selbst sonst mit Menschen übersäte Orte wie Traffalgar Square sind wie ausgestorben. In einer Kirche trifft Jim auf
einen Berg von leblosen menschlichen Körpern. Doch plötzlich wird er von tollwütig agierenden Menschen attackiert und
nur Dank der Hilfe der toughen Selena (Naomie Harris) bleibt er am Leben.
Später trifft man auf Frank (Brendan Gleeson) und dessen Tochter Hannah (Megan Burns)
und man beschliesst sich auf den Weg nach Manchester zu machen, wo scheinbar die Rettung in Form von Maj. Henry West
(Christopher Ecclestone) und seinen Soldaten wartet. Zartbeseitete aufgepasst! Hier geht's ordentlich zur Sache und
Danny Boyles präzise Schockszenen lassen einem kaum Zeit zum Luft holen geschweige denn die Möglichkeit sich zu
entspannen. Durch wilde, schnelle Schnittfolge bekommen die gewaltätigen Aktionen der durch den Virus infizierten
Menschen eine beängstigende Intensität. Die Kombination mit den Soundeffekten verstärkt den Schockeffekt noch
zusätzlich. Das Üble an der Geschichte ist, dass der Virus über offene Wunden und über die Mundschleimhaut übertragen
wird und den vormals friedlichen Menschen zu unkontrollierbaren Killerbestien macht. Dabei leidet aber nicht die
Schnelligkeit oder Intelligenz wie man es von Zombies, den Untoten, gewohnt ist. Die Salven von Blut spuckenden
Menschen müssen innerhalb von 15 Sekunden nach Virus-Übertragung getötet werden sonst sieht es für das eigene Befinden
schlecht aus.
28 DAYS LATER hat gewalttätige Szenen, die aber nicht wie andere
Genrebeiträge für den Hardcoresplatterfan zum Selbstzweck dienen. Vielmehr dienen sie zur Unterstützung und Erklärung
der Wandlung von Menschen unter Extremsituationen. Wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht werden gezwungenermassen
Tabus und Grenzen gebrochen. In BATTLE ROYALE wurde eine Schulklasse
mit Waffen bestückt und auf einer Insel ausgesetzt. In 28 DAYS LATER ist nahezu alles Menschenleben auf der ganzen
britischen Insel ausgelöscht, auch in anderen Erdteilen ist man der Epidemie hilflos ausgeliefert. Die sehr gute
Besetzung setzt sich aus dem relativ unbekannten irischen Schauspieler Cillian Murphy in der Hauptrolle, dem
international erfahrenen Iren Brendan Gleeson (Gangs of New York, M:I-2,
A.I., Lake Placid), dem Briten Christopher Ecclestone (Nur noch 60
Sekunden, Heart, eXistenz, Kleine Morde unter
Freunden) sowie den Kinofilmunerfahrenen Naomie Harris und Megan Burns zusammen.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 22.03.03
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