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2007
Bilder © Concorde
*** 30 Days of Night
david slade


Barrow, das nördlichste US-Städtchen Alaskas, 80 Meilen entfernt vom nächsten Nachbarort, ist einmal im Jahr für 30 Tage stockdunkel. Die Population sinkt in dieser Zeit auf 152 Bewohner, darunter Sheriff Eben (Josh Hartnett) und seine Frau Stella (Melissa George). Und sie und die anderen Verbliebenen müssen sich mit allen Kräften wehren um nicht als Snack für eine Horde Vampire zu enden.

Was für eine klasse Idee, die Steve Niles und Ben Templesmith 2002 in ihrer Graphic Novel entwickelten: ein entlegener, kalter Ort, 30 Tage Dunkelheit und Vampire, die ohne auf die Uhr zu schauen nach Herzenslust ihren Hunger stillen können. Das ist fast so als würde man die Motive aus Carpenters Vampire (1997) und Das Ding aus einer anderen Welt (1982) zusammenwerfen. Und diese Verquickung hat ihren Reiz auch wenn Regisseur David Slade (Hard Candy, 2005) in seinem zweiten Langfilm die Spannungsschraube nicht konsequent anzieht. Die Gelegenheit bietet sich dabei ohne das man lange suchen muss, denn nach dem Überraschungsangriff bleibt den bisher verschonten Bewohnern nur eins: sich zu verstecken. Kugeln können die blutlüsternen Gestalten zwar kurzfristig aufhalten, doch das fast immer wirksame Gegenmittel - Sonnenlicht - steht ja leider nicht zur Verfügung. So bleiben wenige Alternativen wie Kopfabschlagen oder ab in den Schredder - wie's geht hat schon ‚Fargo' (1996) gezeigt.

Neben dem Kampf auf Leben und Tod hat sich der junge Sheriff Eben Oleson zudem noch mit privaten Problemen herumzuschlagen. Stella, seine Frau, hat ihn vor einiger Zeit verlassen und ist nur aus beruflichen Gründen nach Barrow zurückgekehrt. Wegen eines Unfalls verpasst sie dann dummerweise auch noch das letzte Flugzeug, das Barrow in nächster Zeit verlässt. Hinzu kommt noch Ebens Sorge um seinen 15jährigen Bruder und die Großmutter. 30 Tage am Leben bleiben und die Familie beschützen - das ist die schwierige Aufgabe, insbesondere da die Vampire unter Anführer Marlow (Danny Huston) intelligent vorgehen. Da werden Handys einkassiert, Schlittenhunde getötet, Helikopter und Stromgeneratoren sabotiert. Kein Entrinnen ist möglich. Diese veränderte Ausgangslage hätte Regisseur Slade dazu nutzen sollen die Vampire konsequent Haus für Haus durchsuchen zu lassen um alle Menschen aufzuspüren. Stattdessen gibt er seinen Protagonisten auf der Flucht zu viele Verschnaufpausen und man fragt sich zeitweilig ob die Kreaturen der Nacht denn schon mit vollgefressenen Bäuchen in der nächsten Pension liegen.

Eine detailliertere Beschäftigung mit eben jenen Kreaturen wäre wünschenswert gewesen, denn man bekommt nur ansatzweise mit, dass diese Vampire, die ihre eigene Sprache sprechen, einen gewissen Standard hochhalten. In einer Szene verbietet es Marlow seinem Gefolge die Menschen auch zu Vampiren zu machen. Stattdessen sollen sie nur als Futterquelle dienen und ihr Kopf abgetrennt und aufgespießt werden. Danny Huston (Birth, 2004) in ungewohnter Rolle mit tiefschwarzen Augen und langen Fingernägeln gibt dabei eine bizarre Vorstellung als faszinierend-schauriger Bösewicht, dem man mehr Präsenz gewünscht hätte. Mehr Leinwandpräsenz wird den Menschen insbesondere dem kriselnden Ehepaar, gespielt von Josh Hartnett (Lucky Number Slevin, 2006) und Melissa George (Turistas, 2006), zugestanden. Verschenkt ist etwas die Figur von Ben Foster (Alpha Dog, 2006), der in einer toll fotografierten Einstiegssequenz als undurchsichtiger, dämonischer Unheilsbote auftritt, nicht lange später dann aber wieder von der Bildfläche verschwindet. Mark Boone Junior hingegen, der sich schon in John Carpenters Vampire als Kämpfer etablierte, bekommt den spektakulären Auftritt und das erinnert dabei etwas an die Rasenmähersequenz aus Peter Jacksons 'Brain Dead' (1992) und die Helikopter-Schnetzeleien aus ‚28 Weeks later' und ‚Planet Terror'.

Man kann in ‚30 Days of Night' - neben den offensichtlichen Horrorfilmzitaten- auch Elemente aus Akira Kurosawas ‚Die sieben Samurai' (1954) und John Sturges Western-Remake ‚Die glorreichen Sieben' (1960) erkennen. In genannten Werken überfällt eine Schurkengruppe jedes Jahr das gleiche Dorf und plündert es aus. Sieben eigentlich unbeteiligte Outlaws helfen dann aus. Schützen und wehren müssen sich der Sheriff und seine Leute in Slades Version aber selber. Das Städtchen Barrow in Alaska mit einer Einwohnerzahl von 4.218 gibt es im übrigen wirklich und die Dunkelheit beherrscht das Leben dort vom 18.November bis 24.Januar.Was den von Spider-Man-Regisseur Sam Raimi co-produzierten ‚30 Days of Night' auszeichnet ist der visuelle Stil und die effiziente Nutzung des Cinemascope-Breitbildformats. Die Eislandschaft (Getrickst! Der Film wurde komplett in Neuseeland gedreht) kommt dabei ähnlich wie bei dem norwegischen Thriller ‚Cold Prey' (2006) prächtig zur Geltung.. Wie bei seinem ersten Langfilm ‚Hard Candy' kreiert Regisseur Slade wieder zusammen mit Kameramann Jo Willems und Editor Art Jones den besonderen Look des Films, der die Atmosphäre des Geschehens gut rüberbringt. Auch die Computer- und Spezialeffekte, u.a. von Peter Jacksons neuseeländischer Kreativschmiede WETA, sind gut gelungen.

Die interessante Idee von Vampiren im eiskalten Alaska bei Sonnenfinsternis wird von Regisseur Slade zwar optisch sehr ansprechend umgesetzt doch im dramaturgischen Aufbau der Geschichte hakt es. Das klaustrophobische Element und die Ausweglosigkeit hätten stärker betont bzw. besser vermittelt werden müssen um gleichzeitig mehr Spannungsmomente und Konfrontationen zwischen Vampiren und Menschen zu schaffen. In 30 Tagen muss einfach mehr passieren. Nichtsdestotrotz ist ‚30 Days of Night' für Fans von Vampir-und Horrorfilmen sicher kein Langweiler und daher durchaus auch sehenswert.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 10.10.2007

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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