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2009
Bilder © 20th Century Fox.
*** X-Men Origins: Wolverine
gavin hood


Nach einem unerfreulichen Vorfall in Diensten der US-Armee sucht Logan (Hugh Jackman) die Ruhe in den kanadischen Wäldern. Als sein Ex-Chef vom Militär William Stryker (Danny Huston) ihn vom Tode anderer Mutanten seiner früheren Einheit "Team X" erzählt lockt das Logan nicht aus der Reserve. Doch als seine Frau ermordet wird will er Rache und unterwirft sich Strykers Experiment, das ihn noch stärker machen soll als er ohnehin schon ist. Schließlich ist sein eigener Bruder Victor (Liev Schreiber) der Feind. Und dessen Fähigkeiten sind nicht von schlechten Eltern.

Die von Stan Lee und Jack Kirby geschaffenen X-Men-Comics gibt es schon seit über 40 Jahren. Die X-Men, das sind eine Schar heldenhafter Figuren und Bösewichter, die in Menschengestalt daherkommen, als Mutanten aber besondere Fähigkeiten haben, die sie den Normalbürgern überlegen machen. Im Jahre 2000 wurde die Truppe um Logan/ Wolverine einem Kinopublikum vorgestellt und spielte weltweit knapp 300 Millionen Dollar ein. Für den smarten Australier Hugh Jackman (Passwort: Swordfish, Australia, Deception) war das damals der Durchbruch in Hollywood. Die beiden Sequels 2003 und 2006 - wieder mit Jackman - waren zwar deutlich teurer in der Produktion, spielten dafür aber zusammen über 860 Millionen Dollar ein. Auch in Deutschland sind die Comichelden populär, lösten doch über 5,7 Millionen Interessierte Tickets für die bisherigen drei Filme.

Mit "X-Men Origins: Wolverine" kommt nun der erste Film einer Serie heraus, der die bekannten Helden näher beleuchtet. Geplant sind noch weitere Prequels (z.B. "X-Men Origins: Magneto" für 2011), deren Vorgeschichten auf die Ereignisse aus dem 2000er Original hinführen. Der populäre Charakter Wolverine ist also der erste an dem die Franchise-Politik getestet wird. Und der beliebte Hugh Jackman verkörpert muskulös die Rolle des gepeinigten Helden, der im Jugendalter seine übermenschlichen Kräfte entdeckt und damit umgehen lernen muss. So beginnt dann auch der Film im 19. Jahrhundert bei einer Auseinandersetzung des jungen Logan, bei dem ein rasender Wutanfall spitze Knochenauswüchse aus beiden Händen hervorbringt und ihr tödliches Werk vollbringen. Der verstörte Junge weiß zwar nicht recht was mit ihm geschieht, doch sein kaltschnäuziger Bruder Victor, später wegen seiner Säbeleckzähne auch als Sabretooth bekannt, zeigt ihm den Weg.

Eine der (optisch) interessantesten Szenen des Films kommt dann auch gleich zu Beginn in der Credit-Sequenz, wenn sich Logan und Victor gemeinsam durch die verschiedenen Kriege kämpfen und sich ihre Wege nach einem grauenvollen Einsatz in Vietnam trennen. Da zeigt sich dann auch, wie unterschiedlich die Brüder gestrickt sind. Logan will kein Killer sein, der aus Tötungslust wehrlose Menschen umbringt. Im Gegensatz zum kaltblütigen Victor, ein loyaler Soldat, bei dem jedes Mittel den Zweck heiligt. Mit Liev Schreiber (gerade auch mit Daniel Craig in "Unbeugsam" zu sehen) wurde dabei ein exzellenter Gegenspieler für Hugh Jackman gefunden, der mit diabolischem Ausdruck, kühlem Todestrieb und überlegener Arroganz dem Titelhelden fast die Show stiehlt. Die zahlreichen Auseinandersetzungen der beiden sind dann auch spannend anzusehen. Bei den Special Effects allerdings, da hapert es, sind sie doch für eine 150 Millionen Dollar-Produktion erschreckend schwach und auch für das ungeübte Auge als solche erkennbar im Film integriert. Im Superhelden-Universum muss eben alles möglich sein, z.B. einen Hubschrauber im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft "aufschlitzen". Die scharfen Werkzeuge dazu hat Logan, dessen Hundemarke am Hals ihn jetzt offiziell zum "Wolverine" macht, vom Expertenteam Strykers verpasst bekommen, die allerdings irrtümlich dachten, sie könnten ihn manipulieren und kontrollieren.

Die Erschaffung des unzerstörbaren Supersoldaten ist - wie so oft - das Ziel dieses Militärforschungsprojektes und ein gern verwendeter Handlungsfaden (siehe auch zuletzt Uwe Bolls Computerspielverfilmung "Far Cry"). Während also Wolverine die Verantwortlichen für den Tod seiner Frau sucht und vom US-Militär gejagt wird macht der Zuschauer Bekanntschaft mit weiteren Mutanten, die sich entweder in seinen Weg stellen oder ihn hilfreich unterstützen. Einer der interessantesten ist dabei Wade Wilson alias Deadpool, der besonders gut mit japanischen Langschwertern, den Katanas umgehen kann und ansonsten ein vorlautes Mundwerk sein eigen nennt. Die Rolle spielt Ryan Reynolds, bei uns zuletzt mit dem Drama " Zurück im Sommer " im Kino zu sehen. Sein Auftritt ist kurz aber einprägsam. Mehr zu sehen bekommt man von Remy LeBeau alias Gambit, der mit bloßer Willenskraft hantiert und dabei allerhand Schaden anrichtet. Auf ein Kartenspiel mit ihm sollte man sich auf keinen Fall einlassen, denn es könnte das letzte Blatt sein, dass man auf sich zufliegen sieht. Der Kanadier Taylor Kitsch (bekannt aus der TV-Serie "Friday Night Lights") verkörpert den vielseitigen Schönling und dürfte neben Jackman für erhöhte Schlagfrequenz bei Frauenherzen sorgen.

Hugh Jackman wollte einen bissigeren, düsteren Aspekt seiner Figur herausarbeiten, sonst hätte er keine weitere Folge der X-Men-Reihe gedreht, so ließ er verlauten. Bedenkt man den Mainstream-Gedanken, der bei dieser jugendgerechten Reihe ohne Zweifel vorherrscht, dann ist dies auch ordentlich gelungen. "Wolverine" ist zwar unterhaltsamer als Brad Ratners dritter Teil "X-Men: The Last Stand", bei weitem aber nicht so spannend und abwechslungsreich wie "X2", der beste Teil der Serie oder der Originalfilm anno 2000. Inwieweit die vor einem Monat illegal im Internet verbreitete Raubkopie eines Workprints dem Film an den Kinokassen schadet bleibt abzuwarten. Dass es so übel ausgeht wie bei Ang Lees "Hulk" (auch damals wurde ein unfertiges Produkt ins Netz gestellt) wird nicht erwartet. Für den Südafrikaner Gavin Hood ist es nach "Machtlos" bereits die zweite Regiearbeit für ein Hollywoodstudio. Bekannt wurde er durch seinen oscarprämierten Film "Tsotsi".

Die Popcorn-Blockbuster-Saison wurde ja mit "Fast & Furious" bereits eingeleitet und auch "X-Men Origins: Wolverine" erfüllt den Zweck eines actiongefüllten Mainstreamfilms. Hugh Jackman und Liev Schreiber gefallen als ungleiche Brüder im Mutantenzwist und kompensieren so manche Schwächen im Drehbuch (und den Spezialeffekten). So sieht man kein Highlight des Comicfilms aber bekommt solide Unterhaltung serviert.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 04.05.2009

X-Men Origins: Wolverine

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 107 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 01.05.2009 (USA) 29.04.2009 (D). Budget: 150 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Gavin Hood. Screenplay: David Benioff, Skip Woods. Kamera: Donald McAlpine. Schnitt:Nicolas De Toth, Megan Gill. Musik: Harry Gregson-Williams. Darsteller: Hugh Jackman, Liev Schreiber, Danny Huston, Will i Am, Lynn Collins, Kevin Durand, Dominic Monaghan, Taylor Kitsch, Daniel Henney, Ryan Reynolds, Scott Adkins.
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