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2002
Bilder © Columbia TriStar
* Vampires: Los Muertos
tommy lee wallace


Vampirjäger Derek Bliss (Jon Bon Jovi) bekommt den Auftrag ein Team zusammenzustellen um eine Gruppe blutdürstiger Kreaturen in Mexiko zu eliminieren. Doch schon beim Abarbeiten der Liste potentieller Kandidaten für sein Team beginnen die Probleme. Alle sind tot ehe er sie rekrutieren kann. So muss er sich auf die Hilfe ungeübter Kräfte verlassen um Vampirin Una (Arly Jover) zu töten.

Horror-Meister John Carpenter hat bei vielen guten Horrorfilmen Regie geführt und auch im Vampirgenre seine Duftmarke gesetzt. 1997 verknüpfte er erfolgreich die Vampirjagd mit Western-Elementen und nun, Jahre später, kamen er und seine Frau Sandy King auf die glorreiche Idee Tommy Lee Wallace mit einer Folgestory zu beauftragen. Nicht gut, denn das Resultat ist reine Zeit- und Zelluloidverschwendung und nichts weiter als ein spannungsloser Beitrag zum Genre des Vampir-Horrors, dem höchstens die treuesten Fans von Rocksänger Jon Bon Jovi etwas abgewinnen könnten. Alle anderen werden nicht einmal erheiternde Trashqualitäten finden. Doch woran liegt's ?

Die Story ist dem der `97er Version zu ähnlich, denn wie bei Carpenter soll ein heiliges / magisches Kreuz und das Blut eines Vampirjägers in einer besonderen Zeremonie den Fürsten der Dunkelheit mehr Möglichkeiten eröffnen auf der Erde umherzuwandeln, wann immer sie wollen. Doch die Dunkelheit im Film ist schon mal Problem Nummer 1 - es gibt sie so gut wie gar nicht. Vampiren reicht schon ein schattiger Platz um nicht zu verbrennen, selbst in Kirchen nistet man sich ein. Keine antiquierten Vampirregeln also. Natürlich gibt es auch wieder die telepathische Fähigkeit der Vampirfürstin sich in die Gedanken von Jägern und Opfern einzuklinken. Das war schon damals etwas schwer zu verdauen, wirkt aber hier wie es dargestellt wird nur lächerlich. Was uns zu der Besetzung bringt.

Jon Bon Jovi wandelt wie eine Schlaftablette durch die öde Handlung, sieht immer ganz adrett aus als würde er schon in der nächsten Szene seine künftige Schwiegermutter treffen. Jovi mit Surfbrett und Samuraischwert, dass im übrigen kaum benutzt wird, steht und sitzt oft unmotiviert in der Gegend rum, gibt offensichtliche Weisheiten von sich und wirkt völlig unglaubwürdig als ein Mann, der es mit wilden, blutsaugenden Killern aufnehmen könnte. Wie sehr sehnt man sich da James Woods herbei, der als miesgelaunter Badass selbst vor Priestern keinen Halt machte. Arly Jover gefiel als Gespielin von Stephen Dorff in ‚Blade' (1998) spricht hier aber kaum drei Sätze und ist als fiese Vampirdame eine totale Fehlbesetzung. Beim Chilenen Cristián de la Fuente könnte man vermuten, dass er zur Zweitbesetzung der Chippendales gehört, schauspielerisch macht er in seiner Rolle als Priester aber keine Punkte. Natasha Gregson Wagner, Stieftochter von Robert "Hart aber herzlich" Wagner, hat zwar schon in einem anderen Vampirfilm (Modern Vampires, 1998) mitgespielt, kann aber hier als vom Vampir gebissenes Mädel keine Akzente setzen und darf nur in einer Szene handzahme Erotik versprühen. Die einzige dramaturgische Idee, die sich mit ihrer Rolle verknüpft ist die, dass ihre Medikamente, die die Umwandlung zum Vampir unterdrücken, verschwinden könnten oder der Vorrat ausgeht.

Diego Luna ist ein junger mexikanischer Schauspieler, der auch bei uns durch den sehenswerten Film 'Y Tu Mama Tambien' (2001) bekannt wurde und in den folgenden Jahren Rollen neben Salma Hayek, Kevin Costner und Tom Hanks ergatterte sowie die Hauptattraktion in ‚Dirty Dancing: Havanna Nights' war. ‚Los Muertos' sollte aber auch er besser aus seiner Vita streichen, denn als Youngster mit Ambitionen in Jon Bon Jovis Jäger-Fußstapfen zu treten bietet das Drehbuch ihm keine Gelegenheit zu glänzen. Wer noch in der Besetzung fehlt ist der obligatorische afroamerikanische Schauspieler, der aber statt cooler Sprüche mit erschreckend schlechten Sätzen gefüttert wird und mal wieder als einer der ersten vom Team das Zeitliche segnen muss. Die undankbare Aufgabe übernimmt Darius McCrary, der sich im Todeskampf noch über einen Blowjob von einer Vampirin freut.

Die Besetzung hat kaum B-Movie-Format, aber letztendlich ist es das uninteressante Drehbuch von Regisseur Tommy Lee Wallace mit dem alles steht und fällt. Werden schlechte, hölzerne und in manchen Szenen unnötige Dialoge auch noch ausdruckslos und gelangweilt vorgetragen ist es sehr schwer irgendeine Sympathie mit den Charakteren zu etablieren. Nicht mal eine wirkliche Dezimierung des Teams findet statt. Die Gore-Effekte (von KNB) sind immerhin das einzig passable, was man aus diesem misslungenen Horrorfilm hervorheben kann - selbst, wenn man beide Augen zudrückt, findet man nicht mehr. Von den mauen Computereffekten wollen wir erst gar nicht reden. Überhaupt wurde an allen Ecken und Enden gespart, denn neben der Besetzung wurde für die Posten Kamera, Schnitt und Musik auch auf weniger bekannte Namen zurückgegriffen. Für den Schnitt ist Charles Bornstein zuständig, der ansonsten nur bei TV-Serien seinen Job macht, Kameramann Henner Hoffmann sorgt vorwiegend für das richtige Bild in mexikanischen Filmen und hatte nach ‚Los Muertos' erst mal fünf Jahre "Pause". Nur in Brian Tylers Musiker-Vita findet man bekanntere Filme wie ‚Constantine' , ‚Darkness Falls' oder den demnächst bei uns startenden Filmen ‚Aliens vs. Predator 2' und ‚Rambo'. Tylers Karriere ging also weiter auch wenn sein Score für ‚Los Muertos' weit entfernt ist von der Prägnanz von Carpenters Originalscore für den 97er Film.

Warum Carpenter das Script jedoch abgesegnet hat und sogar seinen Namen dafür hergibt bleibt ein Rätsel. Die Verbindung Carpenter-Wallace geht aber weiter zurück, denn schon 1974 war Wallace als künstlerischer Berater bei Carpenters Regiedebut ‚Dark Star' mit am Set. Fast schon unvermeidbar, dass Wallace sein Regiedebut 1982 mit dem Sequel (Halloween 3) zu einem Carpenter-Film gab und sich nun mit ‚Los Muertos' der Kreis schließt. Jedenfalls hat er seitdem keine Regie mehr geführt sondern sich aufs Schreiben von zwei (!) Drehbüchern konzentriert. Und das muss nichts Gutes heißen. Originelles findet man in ‚Los Muertos' nicht, selbst die selbsternannte Tarantino-Hommage-Szene - ein Überfall der Vampirgang auf eine Bar - zündet nicht und wirkt eher wie eine billige Kopie einer weitaus gewalttätiger wirkenden Szene aus Kathryn Bigelows Vampirkultfilm ‚Near Dark' (1987).
Notiz am Rande: An Teil 3, der unter dem Titel ‚Vampires: The Turning' (2005) erschien, war Carpenter dann nicht mehr als Produzent dabei. Der irreführende Titel soll wohl wieder als Kauf-Reiz dienen, denn ein Blick auf die Besetzung und die Plotbeschreibung lässt nichts Gutes schliessen ...

DVD (RC2, Columbia TriStar)

Gibt's in der Videothek und im Fachgeschäft mit deutscher und englischer Tonspur (DD5.1), im anamorphen Bildformat (1:2.35) und als Bonus den monoton heruntergespulten Audiokommentar vom offensichtlich mit sich und seinem Film zufriedenen Regisseur Wallace. Wie sagt Wallace doch am Schluß artig: "Thanks for watching my movies, thanks for watching everybodys movies… we need you …. you fans … and god bless". Amen. Außerdem gibt's noch ein Trailer zum Hauptfilm und zu ‚Bram Stoker's Dracula'.

Tommy Lee Wallace schrieb das Drehbuch und führt Regie bei einem der schlechtesten Horrorfilme überhaupt, denn abgesehen von mangelnder Originalität und unterirdisch schlechten Dialogen sowie der Abwesenheit eines Spannungsbogens tut die schlechte schauspielerische Leistung der kompletten Besetzung ihr übriges um ‚Vampires: Lost Muertos' den K.O. zu versetzen. John Carpenter sollte mehr Sorgfalt walten lassen, auch dann, wenn er Filme für den DVD-Markt produziert.
Text © Markus Klingbeil
24.12.2007

Vampires: Los Muertos

(John Carpenter presents: Vampires: Los Muertos)

USA 2002. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 93 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Tommy Lee Wallace. Buch: Tommy Lee Wallace. Kamera: Henner Hofmann. Schnitt: Charles Bornstein. Musik: Brian Tyler. Darsteller: Jon Bon Jovi, Cristián de la Fuente, Natasha Gregson Wagner, Arly Jover, Thomas Darius McCrary, Diego Luna.
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