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7. INTERNATIONALES FILMFEST OLDENBURG

5 Tage Kinounterhaltung pur. Das versprach auch diesmal wieder das Independent Filmfestival in Oldenburg. Vorwiegend amerikanische Low-Budget-Filme gab es zu sehen. Dazu natuerlich wieder Filme aus Deutschland. Auch Beitraege aus Spanien, den Niederlanden, Grossbritannien und Australien wurden gezeigt.

Der Eröffnungsfilm war wie auch in den letzten beiden Jahren ein deutscher Beitrag. FREUNDE (01) von Martin Eigler mit Christiane Paul und Benno Führmann handelt von zwei alten Freunden, die sich nach Jahren wiedertreffen. Der eine ist Polizist, der andere im kriminellen Milieu tätig. Zwischen den beiden steht eine Frau - Christiane Paul.

Die beiden Hauptdarsteller sowie Produktionsstab und Regisseur waren zur Premiere anwesend. Allerdings nur ganz kurz. Fragen zum Film konnte man nicht stellen. Stattdessen wurde man gleich ins 'Loft' zum Buffett geführt.

Der erste Filmtag begann dann gleich mit einer Enttäuschung. Mein ausgewählter Film PRESTON TYLK mit Luke Wilson (Der Diamantencop) und Dennis Farina (Out of Sight) wurde nicht gezeigt. Da kein Ersatzfilm vorlag, ging ich trotz Bedenken in den deutschen Sci-fi-Film DER RUNNER (02). Meine schlimmsten Erwartungen wurden erfüllt. Dieser von Pro7 produzierte TV-Film war nix anderes als eine schlechte Kopie aus "Total Recall" und "Blade Runner" und auch die bekannten TV-Schauspieler Tim Bergmann (Echte Kerle), Doreen Jacobi (Angel Express) und Sonia Kirchberger (Der König von St.Pauli) vermochten nicht das schlechte Drehbuch aufzuwerten. So ein Film gehört nicht auf ein Filmfest!

Um Längen besser war der neue Film von Stacy Cochran, der auch die diesjährige Hommage gewidmet war. In DROP BACK TEN (03) spielt James LeGros (Living in Oblivion) einen Journalisten, der 4 Jahre nach seinem Enthüllungsbuch über die Macharten im American Football noch an den Folgen der Klagen leidet, die ihm dieses Buch eingebracht haben. Jetzt erhält er die Chance ein Buch über einen aufsteigenden jungen Schaupieler zu schreiben. Der anfänglich eher lustige Film kippt gegen Ende in Richtung Drama. Ein sehenswerter Film, bei dessen Aufführung Regisseurin Cochran zugegen war und von den Schwierigkeiten bei der Entstehung des Films erzählte.

Film #3 an diesem Tage versprach ebenfalls vergnügliche Unterhaltung. In Paul Rachmans Langfilm-Debut FOUR DOGS PLAYING POKER (04) -als Appetizer wurde sein Kurzfilm "Drive, Baby, Drive" gezeigt - vermasseln 4 Freunde einen Kunstraub und schulden einem Gangsterboss damit 1 Mio US-Dollar. Da die Zeit knapp ist schliesst jeder eine Lebensversicherung ab und man beschliesst, dass sich einer opfern muss. Nur wer ist der Killer? Nette Gaunerkomödie. Der amerikanische Film HOUSEBOUND, der zeitgleich laufen sollte wurde nicht gezeigt. Stattdessen gab es ein Special Screening des U-Boot-Thrillers U-571 mit Harvey Keitel und Jon Bon Jovi - leider in der synchronisierten Fassung.

Freitag, Tag 2 der Filmtage zwang wieder zur Umstrukturierung des eigenen Filmplanes. Neben HOUSEBOUND wurde auch der ukrainische Beitrag HI, EVERYBODY ersatzlos gestrichen. Einzig verbliebener Film in der 17.30h - Vorstellung war somit das Fliegerdrama LAFAYETTE ESCADRILLE (05) aus dem Jahre 1958. Dieser Film war Bestandteil einer 10-teiligen Retrospektive der Werke des amerikanischen Regisseurs William Wellman. William Wellman jr., der Sohn, präsentierte alle in Oldeburg aufgeführten Filme. Einen hohen Unterhaltungswert hatte LAFAYETTE ESCADRILLE nicht zuletzt deswegen, weil ein damals unbekannter Schauspieler namens Clint Eastwood in der ersten Hälfte des Films immer irgendwo im Hintergrund zu sehen war.

STANLEY'S GIG (06) war eines der Highlights der diesjährigen Filmschau. In ihm beschreibt Regie-Debutant Marc Lazard humorvoll die Lebensgeschichte von Stanley, einem verschrobenen Ukulele-Spieler. Der Regisseur war bei der Aufführung anwesend und erzählte begeistert von dem zustandekommen dieser Musikfilm-Perle. Der nächste Genresprung stand mit dem Film ISLAND OF THE DEAD (07) bevor. Was gute Horrorunterhaltung versprach entpuppte sich als recht spannungslos, allein die Kameraarbeit war sehenswert.

Ohne Malcolm McDowell (Uhrwerk Orange) wären nicht einmal ein paar Lacher rausgesprungen. Anlehnung an Hitchcocks "Die Vögel" und Romeros "Night of the Living of the Dead" gab Drehbuchautor Peter Koper, der anwesend war, auch sofort zu. Im letzten Film des Tages ging's dann aber wieder wesentlich munterer los. Der australische Film CUT (08) war im August bereits auf dem Fantasy Filmfest zu sehen und veralbert hemmungslos Teenie-Slasher-Filme à la "Scream", "Düstere Legenden" und "I know what you did last summer" sowie ernstere Horrostreifen wie "A Nightmare on Elmstreet".

Samstag ist in Oldenburg immer der "Grosskampftag". Sind es am Donnerstag 3 Filme, so steigert es sich am Freitag auf 4 Filme bis zum Maximum am Samstag mit 5 Filmen, die hintereinander gesehen werden können.

Der erste Film des Tages startete um 15.00h, der letzte -wegen Verspätung- um 0.35h. Erster Film des Tages war MY NEW GUN (09), der Debutfilm von Stacy Cochran aus dem Jahre 1992. Darin schildert sie eine Verkettung von kleinen Mischgeschicken, die aus dem Kauf einer Schusswaffe resultieren. In den Hauptrollen Diane Lane (Knight Moves) und James LeGros (Thursday). Mrs. Cochran stellte sich wieder den Fragen des Publikums.

Im grossen Wall-Kino lief dann um 17.30h der jetzt in den amerikanischen Kinos anlaufende Film NURSE BETTY (10) (TOP 5 der Charts). Renee Zellweger (Jerry McGuire) ist darin auf der Suche nach ihrem Traumprinzen, dem Doktor aus der TV-Ärzte-Soap "A Reason To Love". Nur realisiert sie nicht, dass alles nur gespielt ist. In NURSE BETTY werden gängige TV-Soaps gründlich durch den Kakao gezogen und garantiert 108 min köstliche Unterhaltung.Mit dabei als alternder Killer: Morgan Freeman (Sieben). Leider war keiner der Darsteller - wie zunächst angekündigt - bei der Filmvorführung zugegen.

Matthew Modine ist es zu verdanken dass sein neuester Streifen VERY MEAN MEN (11) in Oldenburg Deutschlandpremiere hatte. So wurde dieser Film zuungusten von WE MARRIED MARGO, einer Komödie mit Kevin Bacon und Cindy Crawford, ins Programm genommen. VERY MEAN MEN beschreibt humorvoll die Rivalität zwischen einer italienischen und einer irischen Gangsterbande. Ein nicht gegebenes Trinkgeld führt zu Mord und Totschlag. Mit ganz anderen Dingen hat sich der britische Regisseur Oliver Knott in seinem Erstlingswerk FREE SPIRIT (12) befasst.

Im Stil von Wayne Wangs "Smoke" und "Blue in the Face" treffen sich allerlei skurrile Gestalten in einer Bar in London und diskutieren vor allem über Sex. Der junge Regisseur war mit zwei seiner Darsteller anwesend. Der letzte Film des Tages war gleichzeitig auch der knallende Abschluss des Tages. DEAD BABIES (13) ist ein irrer, betörender Ritt durch die Welt des Drogenkonsums. Eine Gruppe junger Leute trifft sich eines Wochenendes um die ganze Bandbreite der Drogensorten zu testen. Doch keiner weiss genau, worauf er sich da einlässt. Abends gab's dann noch die offizielle Filmfestparty, die -natürlich- wieder extra gekostet hätte.

Der letzte Filmfest-Tag wurde um 12.00h mit dem Kinobrunch eingeleitet. Vor dem Essen gab's noch 4 Kurzfilme. Highlight dieser kleinen Reihe war dabei der Film GENESIS des spanischen Regisseurs Nacho Cerdá. Ein Bildhauer lässt seine Geliebte in Form einer Skulptur wieder auferstehen. Doch es geschehen merkwürdige Dinge, die Skulptur blutet und der Bildhauer selbst spürt am eigenen Leib Veränderungen - er wird langsam zu Stein. Der Film ist packend inszeniert und er kommt dabei gänzlich ohne Sprache aus.

Nach einer ausgiebigen Stärkung beim Brunch ging ich dann erwartungsvoll in den deutschen Vampirfilm LAILA (14) mit Ärzte-Drummer Bela B. Felsenheimer in einer Nebenrolle. Doch nicht nur, dass der Film offensichtlich in einer Rohfasssung vorlag -Anfangstitel und Abspann fehlten gänzlich- auch der Rest war eine Zumutung. Keine neuen Impulse für das Genre, idiotische Dialoge, schlechte Darsteller - ein Film gänzlich ohne Biss (im wahrsten Sinne des Wortes). Eine Zumutung. Unterstes Niveau. Da fragt man sich wieder, was so ein Film in aller Welt auf einem sonst ansprechenden Filmfestival zu suchen hat.

Der nächste Film SEVEN DAYS TO LIVE (15) war dagegen reinste Erholung, wobei diese deutsche Produktion mehr versprach als sie letztendlich eingehalten hat. Deutlich besser dagegen die spanische Produktion JUST RUN (16), die von der Freundschaft dreier Kleinkrimineller erzählt. Als einer der drei bei einem Drogendeal ums Leben kommt hat dies einschneidende Veränderungen bei den betroffenen Familien zur Folge. Abschluss des Filmfest war das Spielfilmdebut der australischen Regisseurin Julie Money, die mit ihrem Ehegatten und Hauptdarsteller um Mitternacht (!) noch Fragen beantwortete. Eine Mutter sorgt sich in ENVY (17) um das Wohlergehen ihres Sohnes und führt einen handfesten Kleinkrieg mit der Freundin ihres minderjährigen Sohnes.

Meine TOP 5 von Oldenburg:
1. Nurse Betty
2. Drop Back Ten
3. Dead Babies
4. Cut (Premiere beim Fantasy Filmfest)
5. Stanley's Gig

Die Flopliste von Oldenburg:
1. Laila
2. Der Runner
3. Island of the Dead
4. 7 days to live

Markus Klingbeil. 18.09.2000.
 
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