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2011
Bilder © Paramount Pictures
*** Transformers 3
michael bay


Auf dem Mond ist vor Jahrzehnten ein Alienraumschiff abgestürzt. Einziger Passagier ist Sentinel Prime, ein Autobot, der Schlüssel zu einer bahnbrechenden Technologie ist. Aber die zerstörerischen Decepticons warten nur darauf, dass die auf der Erde lebenden Autobots eine Rettungsaktion starten ... um sie endgültig zu vernichten.

Historische Ereignisse neu zu interpretieren scheint derzeit Lieblingsthema amerikanischer Drehbuchautoren zu sein. Kürzlich erst erfuhren wir in "X-Men: Erste Entscheidung" wie es zur Kuba-Krise kam, jetzt kommt die Wahrheit über die erste bemannte Mondlandung und die Ursache der Tschernobylkatastrophe ans Licht und man darf gespannt sein was demnächst "Captain America" während des Zweiten Weltkrieges so treibt. Der Aufhänger des dritten Teils der Transformers-Reihe ist also die Apollo 11 - Mondlandung anno 1969, die nur den Zweck hatte auf der dunklen Seite, der nicht einsehbaren Seite des Mondes, das gecrashte Raumschiff zu inspizieren (der echte Astronaut Buzz Aldrin taucht im Film auch auf und macht den Spaß mit). Die Russen waren aber schneller und haben sich Teile der Alien-Technologie gekrallt und später in Tschernobyl verwendet - die Resultate sind bekannt. Die Verschwörung zieht aber weitere Kreise, denn auch Menschen haben sich mit den Decepticon-Maschinen verbündet um eine neue Erdenordnung zu schaffen - natürlich ohne die militärischen Bündnispartner der USA, die Autobots, aber mit den Menschen als Sklavenarbeiter.

Das erste Drittel des Films nutzt Actionspezialist Michael Bay (Armageddon - Das jüngste Gericht, Bad Boys II) also dazu um den Unwissenden über die Top-Secret-Mondmission, über zerstörte Planeten, den lang andauernden Krieg zwischen Maschinen, die sich in Autos, TVs und sonstige metallene Gegenstände verwandeln können, und über unseren jungen Helden aufzuklären. Shia LaBeouf (Indiana Jones 4, Disturbia) übernimmt wieder die Rolle des Sam Witwicky, der vor einigen Jahren ein Auto besaß, das sich als freundliche Alienmaschine namens Bumblebee entpuppte und fortan als Beschützer des Jungen agierte. Diese kuscheligen Zeiten sind aber längst vorbei. Sam findet in seinem derzeitigen Wohnort Washington trotz ordentlichem Studienabschluss und Heldenauszeichnung durch Präsident Obama keinen adäquaten Job. Bumblebee hingegen ist ständig mit den anderen auf der Erde gestrandeten Autobots unter der Führung des US-Militärs in geheimen Einsätzen rund um die Welt tätig um die Rolle als Weltpolizist erfolgreich auszufüllen. Ein gutes Auto im Leben fehlt dem Helden nun ebenso wie eine Megan Fox als Freundin, die nach Querelen im Vorfeld der Produktion gefeuert wurde. Knapp kommentiert wird das mit den zwei Sätzen, die etwa so lauteten: "sie hat mich verlassen" und "ich habe jetzt etwas besseres".

Auftritt des britischen Unterwäschemodels Rosie Huntington-Whitely, die Regisseur Bay wohl bei seinen Werbespotdrehs für die Victoria's Secrets-Marke aufgegabelt hat. Statt eine attraktive Brünette nun also eine attraktive Blondine, die als finale Antriebsfeder herhalten muss, damit Sam erneut zum Weltretter werden kann. Größer wird die Rolle deswegen aber nicht, im Gegenteil scheint doch die Freundinnenrolle im Verlauf der Filmreihe trotz körperbetonter Bildeinstellungen (das liebt er, der Bay) immer mehr an Gewicht zu verlieren. Dialoge und Klamauk (auch von Minirobotern, die Sam als "Staatenlose" bei sich aufgenommen hat) beherrschen den Beginn der Geschichte aber das ist es nicht was dem Zuschauer vom Film in Erinnerung bleiben wird. Auch nicht die langen Beine von Rosie oder die wenig ergiebigen Auftritte von Schauspielern wie John Malkovich, Frances McDormand oder John Turturro, die interessanterweise ihre bemerkenswerten darstellerischen Fähigkeiten in früheren Jahren alle mal in Filmen der Coen-Brüder unter Beweis gestellt haben. Oder behalten wir den körperbetonten Verschwörungsspleen-Auftritt von Ken Jeong (der Chinese aus den Hangover-Filmen) im Gedächtnis, der mit einem aalglatten "McDreamy" Patrick Dempsey (TVs Grey's Anatomy) konkurriert ? Nein, der Großteil der 157 Filmminuten ist mit Schlachtengetümmel auf höchstem technischen und visuell beeindruckenden Niveau gespickt und an diese Materialschlacht, in deren Verlauf Washington brökelt und halb Chicago eingestampft wird - das ist es woran sich der Zuschauer erinnern wird.

Um besonders spektakuläre Szenen aus den Kampfmarathon zwischen US-Army, Autobots, Sam mit Freunden (Tyrese Gibson und Josh Duhamel dürfen auch wieder ballern) und den bösen Decepticons (sie machen auch die Nationalheiligtums-Abraham-Lincoln-Statue platt um jedem zu zeigen wie böse sie sind) herauszupicken dürfte aber schwierig sein. Bay klotzt unüberschaubar mit Explosionen und allerhand Kriegsspielzeug (eine lange Liste mit Danksagungen an den amerikanischen Militärapparat findet sich folglich im Abspann des Films) und so findet ein echter Höhepunkt nicht statt. Hatten die menschlichen Akteure im ersten Teil dieser auf Kinderspielfiguren basierenden Reihe noch Zeit ihre Charaktere auszuarbeiten (soweit das in einem Actionfilm für ein Massenpublikum möglich ist) so verschob sich die Gewichtung schon bei der ersten Fortsetzung hin zum Destruktionsteil mit seinen technischen Schauwerten. Diesen Kurs behält Bay auch zum Abschluss der Trilogie bei, was den Film trotz guter 3D-Effekte (aber brauchen wir die wirklich?) wieder nur zu einem zwar nicht langweiligen aber letztendlich vergessenswerten Popcornkinobeitrag macht. 1.5 Mrd. US-Dollar haben "Transformers" (2007) und "Transformers: Die Rache" (2009) weltweit an den Kinokassen eingespielt. Dass zu dieser Summe noch viele Hunderte Millionen Dollar durch die Veröffentlichung von "Transformers 3" dazukommen werden dürfte niemanden verwundern.

Michael Bay zelebriert wieder mit freundlicher Unterstützung des US-Militärs teures, lärmendes Krawallkino, natürlich mit amerikanischen Helden, die sich für das Land aufopfern. Kein guter, aber auch kein schlechter Film. Also Hirn ausschalten und sich von Effekten begeistern lassen, sonst bleibt man gelangweilt und verärgert auf der Strecke. Die Fortsetzungsregel greift also auch hier - wirklich sehenswert ist nur Teil 1 der Trilogie.

Text © Markus Klingbeil
27.06.2011

Transformers 3
(Transformers: Dark of the Moon)

USA 2011. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 157 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 29.06.2011 (USA) 29.06.2011 (D). Budget: > 200 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Michael Bay. Buch: Ehren KrugerKamera: Amir M. Mokri. Schnitt: Roger Barton, William Goldenberg, Joel Negron. Musik: Steve Jablonsky. Darsteller: Shia LaBeouf, Rosie Huntington-Whiteley, Josh Duhamel, John Turturro, Tyrese Gibson, Patrick Dempsey, Frances McDormand, John Malkovich, Kevin Dunn, Julie White, Alan Tudyk, Ken Jeong, Glenn Morshower, Buzz Aldrin

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