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2009
Bilder © Disney
*** Surrogates - Mein zweites Ich
jonathan mostow


Der in Boston arbeitende FBI-Agent Tom Greer (Bruce Willis) und seine Kollegin Peters (Rhada Mitchell) bekommen es mit einem ungewöhnlichen Todesfall zu tun. Zwei Personen haben den Anschlag auf ihre Surrogates nicht überlebt. Verdächtig ist das Mitglied einer Gruppe, die diese multifunktionalen Hilfskörper ablehnen.

--- > Zum Gewinnspiel <---

Was genau sind eigentlich Surrogates ? Surrogates sind künstliche, roboterartige, faltenfreie Hüllen, die über das Nervensystem des jeweiligen Operators, eines Menschen, ferngesteuert werden während der selbst zuhause auf der Couch liegt. Wenn dem Surrogate "draußen" etwas passiert sorgen normalerweise Sicherungsmechanismen dafür, dass der Mensch, der dahinter steckt keinen Schaden nimmt. Soweit wie in diesem auf einer Graphic Novel basierenden Spielfilm ist man in der Realität zwar nicht, doch wird hier der ewige Wunsch nach Perfektion auf die Spitze getrieben.

Schönheitsoperationen sind in dieser futuristischen Vision obsolet, weil sich der Mensch nicht mehr auf die Strasse, unter andere Menschen begeben muss. Stattdessen schickt man seinen Roboter-Stellvertreter, der makellos nach eigenen Wünschen gestaltet ist und alles macht, was man sonst selber tun müsste - zur Arbeit gehen und Einkaufen zum Beispiel. Und gefahrlos mit Spaß und Risikobereitschaft Wünsche ausleben, die man selbst sonst nicht verwirklichen könnte, z.B. weil die eigene körperliche Fitness Hinderungsgrund ist (Parallelen zu Camerons "Avatar" drängen sich da zwangsläufig auf). Surrogates sind stark und fast so unkaputtbar wie ein Terminator - und sie sind kontrollierbar, man kann sie wie ein Handy orten.

Die Grundidee hat schon seine Faszination und speist sich in einer einfacheren Form aus dem World Wide Web das längst vieler Menschen Alltag geprägt hat. Aber wer weiß schon wer sich wirklich hinter dem Chat-Partner, den Annoncen bei virtuellen Partnerbörsen, den Gegnern im Online-Rollenspiel verbirgt ? Im Film gibt es einige interessante Szenen, die Anspruch und Wirklichkeit, Schein und Sein beleuchten und zeigen wie das "Heimspiel" soziale Kontakte selbst in den eigenen vier Wänden beschneidet. Da geht der von Bruce Willis (Stirb langsam 4.0) gespielte FBI-Beamte zum ersten Mal nach langer Zeit selbst auf die Straße, weil sein Surrogate zerstört wurde und bekommt durch die neuartige Situation fast eine Panikattacke - er allein unter künstlichen Kreaturen.

Regisseur Jonathan Mostow ist für seine actionbetonten Filme bekannt (Terminator 3, U-571) und auch in diesem Sci-fi-Drama gibt es einige Sequenzen, die den Puls des Zuschauers etwas in die Höhe treiben sollten. Die Konfrontationen zwischen Surrogates, Gegnern der Technologie und den FBI-Agenten bieten Gelegenheit für Verfolgungsjagden zu Fuß, per Motorrad und Auto. Was allerdings den Erzählfluss etwas ins Stocken bringt ist der emotionale Ballast, den Willis Figur mit sich herumschleppt. Nach dem Unfalltod seines Sohnes hat sich seine Frau, gespielt von Rosamund Pike (An Education), in ihr Zimmer zurückgezogen und kommuniziert mit dem Gatten nur noch über ihre makellose Hightechkopie. Die Figur von FBI-Agentin Peters (Radha Mitchell, The Crazies - Fürchte deinen Nächsten) wird dafür leider etwas vernachlässigt.

Vermutlich hatte das Heimatpublikum etwas anderes von ihrem Actionhelden Bruce Willis erwartet. Man vermisst auch Reibungspunkte mit einem echten Schurken. Auftritte von Ving Rhames (Pulp Fiction) und James Cromwell (L.A. Confidential) werden verschenkt. So spielte die 80-Millionen-Dollar-Produktion in Amerika nur die Hälfte der Produktionskosten wieder ein. Auch in Deutschland war die Resonanz eher schwach (202.216 Besucher). Dank internationaler Einnahmen gehört "Surrogates - Mein zweites Ich" aber noch zu den kommerziell erfolgreichsten Filmen des mittlerweile 55-jährigen Amerikaners in den letzten Jahren. Spätestens wenn Willis mit "Stirb langsam 5" in die Kinos kommt werden Amerikaner und Deutsche aber wieder Schlange stehen.

Blu-Ray (Disney, Code B, seit 20.05.2010 im Handel)

Die deutsche Disc liefert den Film mit gutem Bild und Ton in anamorphen Format (1080p / 2,40:1). Zur Wahl stehen englischer Originalton (DTS-HD 5.1) und Synchronfassungen in deutsch (DTS 5.1) sowie anderen europäischen Sprachen (italienisch, türkisch, russisch, ukrainisch) und eine Reihe Untertitel (deutsch, englisch u.a.). Als Extras gibt es ein Musikvideo von Breaking Benjamin und den Audiokommentar des Regisseurs. Exklusiv auf der Blu-Ray findet sich außerdem auch der Beitrag "Das perfektere Ich: Die Technologie der Surrogates" in dem man einen interessanten Einblick über die tatsächlichen Möglichkeiten der Robotertechnologie bekommt . "Vom Comic zum Film: Eine Graphic Novel erwacht zum Leben" schildert die Anfänge der Produktion u.a. mit Interviews der Macher der Graphic Novel. Von den "Zusätzlichen Szenen" hätten zwei, drei im Film selbst nicht geschadet. Die Extras werden alle im 16:9-Format präsentiert.

Routinierter Sci-fi-Streifen mit interessanter Grundidee, der trotz oder gerade wegen seiner nur knapp 90-minütigen Lauflänge dramaturgisch etwas unausgewogen daherkommt.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 06.06.2010

Surrogates - Mein zweites Ich

(Surrogates)

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 88 Min. Bildverhältnis: 2.40:1 Kinostart: 25.09.2009 (USA) 21.01.2010 (D). Budget: 80 Mio. USD Einspiel: 38.6 Mio. USD (USA) 122.4 Mio USD (weltweit) Regie: Jonathan Mostow. Buch: Brett Weldele, Robert Venditti (beide graphic novel). Screenplay: John D. Brancato, Michael Ferris. Kamera: Oliver Wood. Schnitt: Kevin Stitt. Musik: Richard Marvin. Darsteller: Bruce Willis, Radha Mitchell, Rosamund Pike, Boris Kodjoe, James Francis Ginty, James Cromwell, Ving Rhames, Jack Noseworthy, Devin Ratray, Michael Cudlitz.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih