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2009
Bilder © Senator/Central
** Splice - Das Genexperiment
vincenzo natali


Das ehrgeizige Wissenschaftlerpärchen Clive und Elsa (Adrien Brody, Sarah Polley) beschäftigt sich mit Genforschung. Als ein Experiment schief geht droht man ihnen die Mittel zu streichen doch sie werfen alle ethischen Bedenken über Bord und kreieren heimlich ein Lebewesen mit menschlichen Zügen.

Im Frühjahr 2003 erhielt der Schauspieler Adrien Brody für seine grandiose Darstellung eines vor den Nazis flüchtender jüdischer Pianist den Oscar. Seitdem hat er in einer Reihe von weniger bemerkenswerten Projekten mitgewirkt. Selbst in Peter Jacksons Blockbuster "King Kong" denkt man sofort an den Riesenaffen aber nicht an irgendwelche Schauspieler. Brodys letzten Filme (Cadillac Records, Brothers Bloom, Darjeeling Limited) waren allesamt Flops an den Kinokassen. Seine Zusammenarbeit mit Horrormeister Dario Argento ("Giallo") lief vorwiegend auf Genrefestivals und man wartet noch auf eine DVD-Veröffentlichung.

Bei "Splice" folgt er dem Ruf eines Regisseurs, der mit seinem Langfilmdebüt "Cube" im Jahre 1997 für Aufsehen sorgte. Vincenzo Natali war lange Storyboardzeichner für Zeichentrickserien wie "Tim und Struppi" und "Beetlejuice" bevor er mit seinem interessanten Sci-Thriller um Menschen, die in einem gefährlichen Würfel gefangen sind, die Seiten wechselte. Dem phantastischen Genre blieb er auch mit seinen nächsten Kinofilmen "Cypher" und dem weniger bekannten "Nothing" treu. "Splice" ist nun sein vierter Spielfilm und er beschäftigt sich mit dem Klonen. Ein Thema, das immer wieder für Aufsehen in der Medienlandschaft sorgt und gerne auch in billig heruntergekurbelten Trash-Filmen Verwendung findet.

Billig wirkt dieser Sci-fi-Film optisch erst mal nicht. Auch später, wenn die Kreatur mit ihren femininen, menschlichen Wesenszügen (gespielt von Delphine Chanéac) immer schneller endgültige Gestalt annimmt zeigt sich, dass die Spezialeffekte-Abteilung ihren Anteil an dem 26 Millionen-Dollar-Budget redlich verdient hat. Geschlampt wurde an ganz anderer Stelle - dem Drehbuch. Wie gewohnt sehen wir Wissenschaftlern bei der Arbeit zu, die nicht wissen wollen, wann man mit der Forschung aufhört, die Gesetze brechen um ihr Ziel zu erreichen und eine ignorante Außenwelt von ihrer Genialität zu überzeugen. Nichts ist hier unmöglich. Leider driftet so die Handlung bald in B-Movie- Clichees ab was etablierte Charakterdarsteller wie Brody und Sarah Polley (Mr. Nobody, Dawn of the Dead) nicht verhindern können.

Eigentlich als Folgeprojekt von "Cube" geplant lag die Geschichte viele Jahre auf Eis, weil die damaligen Produzenten kalte Füße bekamen. Dass der Film jetzt nach all den Jahren doch noch zustande kam lag am angekündigten Streik der Drehbuchautoren im Frühjahr 2008. Damals schien man nicht mehr so genau hinzugucken und pumpte das vorhandene Geld eben in "Splice", weil wohl kein besseres Projekt in naher Zukunft realisierbar war. Einer der Produzenten ist übrigens Hellboy-Regisseur Guillermo del Torro, dessen Name erst kürzlich durch die Filmgazetten geisterte, weil er sich vom "Hobbit"-Projekt zurückzog. Hätte sich doch del Torro mal bei den Dreharbeiten eingebracht und seinem Kollegen ein paar Tipps mit auf den Weg gegeben. Man hätte sich gewünscht, dass Vincenzo Natali und seine Co-Autorin Antoinette Terry Bryant mehr Sorgfalt bei ihren Dialogen und der Dramaturgiegestaltung hätten walten lassen.

Was herauskommt ist nämlich ein unfreiwillig komischer Sci-fi-Horror-Brei, im Mittelpunkt ein kompliziertes Dreiecksverhältnisses - Clive, Elsa und Dren. Dren, so wird das Hybridwesen, ein Mix aus tierischer und menschlicher DNA, fortan genannt. Dass dieses Wesen existiert kriegt natürlich keiner mit und wenn doch, dann endet es auch mal blutig. Nichts also, was unerwartet auf den Betrachter einstürzt. Vielmehr macht man sich Gedanken darüber, welchen Faux Pas das Script unseren Protagonisten noch aufbürden wird. Wird die Vermenschlichung so weit fortschreiten, dass romantische Gefühle zwischen dem Schöpfer und der Kreatur entstehen ? Wer das wissen will muss sich vorher an einem öden Erzählstrang entlang hangeln. Immerhin die optische Gestaltung hilft beim Durchhalten.

Nur für hartgesottene Sci-fi-Fans, die ihren Horror gerne mit Trash-Appeal serviert bekommen möchten. Da wirkt selbst Oscarpreisträger Adrien Brody etwas konfus.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 03.06.2010

Splice - Das Genexperiment

(Splice)

F/CAN 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 104 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 04.06.2010 (USA) 03.06.2010 (D). Budget: 26 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Vincenzo Natali. Buch:Vincenzo Natali, Antoinette Terry Bryant . Screenplay:Vincenzo Natali, Antoinette Terry Bryant, Doug Taylor. Kamera: Tetsuo Nagata. Schnitt: Michele Conroy. Musik: Cyrille Aufort. Darsteller: Adrien Brody, Sarah Polley, Delphine Chanéac, Brandon McGibbon, Simona Maicanescu, David Hewlett, Abigail Chu.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih