Der israelische Top-Agent Zohan (Adam Sandler) hat genug von den gewalttätigen,
adrenalinfördernden Einsätzen. So beschließt er beim Duell mit seinem ewigen palästinensischen Widersacher Phantom
(John Turturro) seinen eigenen Tod vorzutäuschen um das Heimatland zu verlassen und in New York seinen Traum zu
verwirklichen: Haare frisieren. Doch mit seiner unorthodoxen Art fällt Zohan bald auf und alte Freunde und Feinde
werden hellhörig.
Träume hat jeder und die ursprünglichen Berufsvorstellungen decken sich oft nicht mit
dem was man gerade tut. Der Wunsch des Superagenten Zohan wirkt jedoch wie von einem Song des Soloalbums ‚Solo' von
Thomas D. (Die Fantastischen Vier) inspiriert. In ‚Frisör' beschreibt da der Musiker
"... dann wünsch ich mir kein Künstler zu sein, der auf der Bühne leidet sondern ein
ganz normaler Mensch, der Haare schneidet." In gewisser Weise ist der vom
Spaßmacher Adam Sandler verkörperte Titelheld auch ein Künstler in seinem Beruf, ja sozusagen der Supermann aus Tel
Aviv, dessen Fähigkeiten selbst einen James Bond erblassen lassen würden. Und auch bei der Wirkung von Zohan auf Frauen
dürfte dem Geheimagenten Ihrer Majestät die Blässe ins Gesicht fahren. Denn Sex-Appeal ist das Kapital des
Möchtegern-Coiffeurs, der mit übler Paul-Mitchell-Fönfrisur erst mal bei allen Vorstellungsversuchen die harten Seiten
des gelobten Landes Amerikas kennen lernt. Klingt alles ziemlich an den Haaren herbeigezogen, aber wie das Presseheft
verkündet ist einer der Berater zum Film, Eytan Ben-David, ein ehemaliger israelischer Soldat und der... jetzt kommts
... arbeitet heute in einem Friseursalon in Los Angeles ! Die Story zum Film allerdings kursierte ein paar Jahre vorher
schon in Sandlers Gehirnwindungen.
Doch stellen wir fest: wir befinden uns hier
mitten in einer überdrehten Komödie, die auch Gags gerne unter der Gürtellinie liefert und das ist schon beim ersten
bildschirmfüllenden Blick auf Sandlers Männlichkeit in engen Hosen unverkennbar. Dabei ist der mittlerweile 42jährige
in letzter Zeit eher in gemäßigteren Rollen zu sehen gewesen. ‚Little Nicky' ‚Big Daddy' , The Waterboy' und ‚Happy
Gilmore' und die darin vorkommenden mitunter arg schrägen Figuren sind schon Jahre her. Sandler, der sich seinen
Schliff in 88 Folgen bei der Talentschmiede ‚Saturday Night Live' holte drehte zuletzt Filme bei denen er seine
durchaus vorhandene Vielseitigkeit von ernsteren (Die Liebe in mir) bis komischen
Rollen (Chuck und Larry - Wie Feuer und Flamme) zeigte.
Mit Regisseur Dennis Dugan hat Sandler, der nicht nur am Drehbuch beteiligt war sondern auch den Film selbst
produzierte, einen komödienerfahrenen Mann an seiner Seite, mit dem er schon in der Vergangenheit mehrmals
zusammenarbeitete. Dass die Gags fast unterbrochen die unkomplizierte Handlung begleiten ist dabei auch Robert Smigel -
er schreibt seit 23 Jahren für ‚Saturday Night Live' - und, jawohl, da ist er wieder, Judd Aptow, dem früheren
Zimmergenossen Sandlers und heutigen Erfolgskomödienmacher schlechthin, zu verdanken. Dass der Konflikt zwischen Juden
und Arabern mehr als augenzwinkernd abgehandelt wird und im Grunde jeder sein Fett wegkriegt bzw. einer politisch
inkorrekten Lächerlichkeit preisgegeben wird sollte man dem Film nicht vorwerfen, denn die durch Adam Sandler und John
Turturro (herrlich verrückt) verkörperten Gegensätze haben am Ende doch mehr gemeinsam als gedacht. Und dass dabei die
Liebe zu einer Frau eine große Rolle spielt hat dann fast schon wieder die erzählerische Dimension einer
West-Side-Story. Ansonsten nimmt vor allem der Cultur-Clash eine dominierende Rolle im Film ein - sowohl die Art und
Weise, wie Zohan sich gegenüber den New Yorker Passanten und vor allem den Kundinnen des Friseursalons
verhält.
Wie in Sandlers Filmen üblich ist Rob Schneider
(Rent-A-Man, 1999) wieder mit von der Partie, diesmal als grummeliger palästinensischer
Taxifahrer, der auch gerne mal die Terror-Hotline wählt und im Taxi gleichzeitig ein Call-Center für den Zweitjob
eingerichtet hat. Dabei bleibt's aber nicht mit kuriosen und interessanten Gastrollen. Sowohl Boxring-Ansager Michael
Buffer ("Let's get ready to rumble") als auch Sängerin Mariah Carey (sie nimmt sich selbst auf die Schippe und fungiert
gleichzeitig als einer der Gründe warum Zohan nach Amerika will) und Ex-Tennis-Ass John McEnroe geben sich ein
Stell-dich-ein. Als Objekt von Zohans männlicher Begierde widersetzt sich zunächst erfolgreich die aus der TV-Serie
‚Entourage' und dem Horrorstreifen ‚Wrong Turn'(2003) bekannte
Kanadiern marrokanischer Herkunft Emmanuelle Criqui. Zwar ist dieser Part wie so oft wenig ergiebig wird aber von
Criqui sehr charmant ausgefüllt. Und irgendwie schafft Zohan neben Herzenseroberung auch noch das, was Thomas D.
verwehrt bleibt. Der gibt zu Protokoll: "... und früher als ich noch in meinem Friseursalon saß, hab' ich mir oft
erhofft ein Star zu sein". Da sollte er mal Zohan fragen ...
Der Israelische Top-Agent Zohan transformiert sich in einen hippen
New-Yorker-Hairstylisten. Überdrehter Spaß mit Adam Sandler in ausufernder Spiellaune und der schlechtesten Frisur seit
es Kämme gibt.