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2011
Bilder © Paramount Pictures
***** Hugo Cabret
martin scorsese


Der 12-jährige Hugo Cabret möchte der Hinterlassenschaft seines Vaters, einem Schreibroboter, wieder Funktionalität verschaffen. Ersatzteile klaut er bei einem Spielzeugwarenhändler, der ihn aber eines Tages erwischt und auch noch Hugos Notizbuch wegnimmt. Zusammen mit der abenteuerlustigen Isabelle schmiedet er einen Plan um das Buch wiederzubekommen und macht eine ungeheuerliche Entdeckung.

Wer die Aktivitäten von Martin Scorsese etwas verfolgt, der weiß nicht nur, dass er ein großartiger Regisseur ist, der seit über fünfzig Jahren Spielfilme (darunter Klassiker wie Taxi Driver, Wie ein wilder Stier oder Goodfellas) und Dokumentationen (z.B. über die Rolling Stones, George Harrison oder über seine persönlichen Kinoerfahrungen) dreht sondern, dass er sich auch immer für Filmgeschichte interessiert hat und aktiv für die Restaurierung von alten Filmen einsetzt. Seine Liebe zum Kino könnte er kaum besser ausdrücken als in dieser Verfilmung eines Kinderbuchbestsellers, die uns auf eine Reise zu den Anfängen des Films vor über 100 Jahren mitnimmt. Die Geschichte des jungen Hugo Cabret, wunderbar gespielt vom bereits filmerfahrenen Asa Butterfield (Der Junge im gestreiften Pyjama) versetzt uns ins Paris des Jahres 1931. Der junge Mann lebt im großen Bahnhof Montparnasse ganz auf sich allein gestellt. Die Eltern sind verstorben, der Onkel hat sich aus dem Staub gemacht. Um nicht ins Waisenheim zu müssen macht Hugo still und heimlich den Job weiter, den ihm der Onkel aufgetragen hat: die Uhren aufziehen, Und davon gibt es im Bahnhof eine ganze Menge.

Bei der Größe der Bahnhofshalle und den zugehörigen Räumen muss Hugo weite Strecken zurücklegen (und viel klettern!) und das ist für uns Zuschauer ein Vorteil. Schon die erste lange Kamerafahrt durch die Wirkungsstätte unseres Titelhelden ist ein visueller Genuss. Scorsese setzt den dreidimensionalen Raum so gut in Szene, wie man es selten im vor schlechten 3D-Darbietungen nur so wimmelnden Hollywoodkino der letzten Jahre gesehen hat. Kluge Planung und das richtige technische Verständnis haben sich gelohnt. Und wenn die Geschichte auch noch so packend, warmherzig und im positiven Sinne sentimental erzählt wird, unterstützt von einer famosen Set-Ausstattung in Kombination mit überzeugenden Computertricks, ja dann ist der stereoskopische Effekt eine prächtige Ergänzung über die man sich freuen kann. Die vielen interessanten Figuren, die im Bahnhofskosmos umherschwirren, ihren Arbeiten nachgehen und mit Wünschen und Sehnsüchten jonglieren - sie sind es aber, die uns aus ihrem Umfeld heraus die Magie von Kino nahebringen. So wie Jean-Pierre Jeunet uns 2001 mit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ verzaubert hat so freut man sich auch jeden Schritt von Hugos und Isabelles (Chloe Grace Moretz) abenteuerlicher Entdeckungsreise in Sachen Kino mitzuverfolgen.

Scorsese liefert eine Vielzahl wunderbarer, nostalgischer Momente, die man sich in unserer heutigen hoch technologisierten Zeit nicht mehr vorstellen kann. Zu kommerziell, zu laut, zu bombastisch wirkt vieles mittlerweile und da gehen Feinheiten schnell verloren. Umso schöner ist es die Begeisterung der beiden Kids, Hugo – ein Filmfan, und Isabelle – ein Bücherwurm - mitzuerleben, wie sie sich z.B. heimlich ins Kino schleichen um Harold Lloyds legendären Uhrenstunt zu erleben und leuchtende Augen bekommen oder überwältigt sind von den Werken von einem der in Vergessenheit geratenen Pioniere der Filmgeschichte – George Méliès. Die legendäre Szene der Rakete im Auge des Mond(gesichts) aus dem 1902 gedrehten Stummfilm „Le Voyage dans la Lune“ ist wohl am bekanntesten aus seinem Filmschaffen. Scorsese liefert uns ein liebevoll gestaltetes Making-of dazu und viele Filmschnippsel anderer Filme dieser Zeit oben drauf. Ben Kingsley (war auch in Scorseses „Shutter Island“ mit dabei), der als traurig-grantiger Méliès besetzt wurde, läuft hier mal wieder zu unerwarteter Höchstform auf.

Dass Chloe Grace Moretz eine gute Jungschauspielern ist wissen wir bereits aus "(500) Days of Summer", "Kick-Ass" und "Let Me In" aber wer hier wirklich überrascht ist Sacha Baron Cohen (Borat, Brüno) als gehandicappter Bahnhofspolizist, der mit Vorliebe elternlose Kinder ins Heim verfrachtet. Eine schöne kleine persönliche Episode wird ihm gegönnt und die Verfolgungsjagden, die er sich mit Hugo liefert gehören mit zu den unterhaltsamsten und witzigsten der letzten Jahre.

Ein Fest für die Sinne und ein Muss für alle Filmliebhaber ist diese wundervoll erzählte Geschichte eines Jungen auf der Suche nach der letzten Nachricht seines verstorbenen Vaters, die seine Leidenschaft zum Kino weiter stärkt. Martin Scorsese nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten um uns eine Zeit nahezubringen, in der man mit einfachen Mitteln Begeisterung entfachte. Und es hat sich gelohnt !


Text © Markus Klingbeil
13.01.2012

Hugo Cabret
(Hugo)

USA 2011. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 126 min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 23.11.2011 (US) 09.02.2012 (D). Budget: 170 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Martin Scorsese. Buchvorlage: Brian Selznick ("The Invention of Hugo Cabret"). Screenplay: John Logan. Kamera: Robert Richardson. Schnitt: Thelma Schoonmaker. Musik: Howard Shore. Darsteller: Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Asa Butterfield, Chloë Grace Moretz, Ray Winstone, Emily Mortimer, Christopher Lee, Helen McCrory, Michael Stuhlbarg, Frances de la Tour, Richard Griffiths, Jude Law .

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