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2012

Bilder © MFA+
* Frances Ha
noah baumbach


Es geht um eine 27-jährige Frau, die als Tänzerin nicht vorankommt, an ihrer besten Freundin klebt, keine länger andauernde Beziehung zu einem Mann auf die Reihe kriegt und sich auch sonst irgendwie geradeso durchs Leben hangelt .

Frances (Greta Gerwig) und Sophie (Mickey Sumner) sind BFFs. Best friends forever wie es uns die amerikanische Sprachkultur im Sog von It-Girl Paris Hilton & Co. gelehrt hat. In den ersten 10 Minuten dieses anspruchsvoll-künstlerisch daherkommenden Films bekommt man gleich eine heftige Dosis davon wie vertraut zwei beste Freundinnen, die sich schon sehr lange kennen, miteinander umgehen, über alles quatschen was ihnen gerade in den Sinn kommt – Männer gehören auch dazu. Schauplatz des Rededurchfalls ist ein kleines New Yorker Appartment. So wie es ist soll es bleiben denkt sich Frances und lehnt es ab mit ihrem Freund zusammenzuziehen, weg von Sophie. Bald hat es sich aber ausgewitzelt („Man glaubt schon wir sind alte Lesben, die keinen Sex mehr haben“), denn Sophie braucht Frances nicht ganz so sehr und zieht es vor mit einer Bekannten, die sie gar nicht mag, zusammenzuziehen, weil die eine bessere Wohnung in einem teureren Stadtteil gefunden hat. Irgendwie tut einem Frances, die jetzt alleine dasteht, kein Geld hat und sich um eine neue Bleibe kümmern muss, aber nicht Leid.

Greta Gerwig hat ihre Figur schon zerschossen, ratzfatz zur Nervensäge gemacht. Eine die unentschlossen hin- und her tigert, wenig Ausdruck hat, dem Interesse geschuldet sein müsste. Ihre Problemchen rauschen vorbei, dass ihr Nachname nicht auf den Briefkasten passt lernen wir ganz am Schluss (daher nur „Ha“ im Filmtitel). Ein cineastischer Alptraum, wenn jetzt auch noch Julie Delpy den Kopf zur Tür hineinstecken würde und beide auf Seelensuche gehen würden (Gott sei Dank passiert das nicht!). Gerwig hat schon in Regisseur Baumbachs letztem Film „Greenberg“ (2010) gezeigt, dass sie Nervpotential hat, jetzt räumt sie alle Zweifel aus und schreibt sich hier mit Baumbach zusammen die Rolle auf den Leib. Die Odyssee einer uninteressante Satzzusammenhänge ausspuckenden Endzwanzigerin, die man nicht täglich um sich haben möchte, führt über mehrere Adressen und Wohnungen in New York. Frances hält sich als Schnorrerin mit leerem Magen und leerem Geldbeutel bei Freunden und Bekannten über Wasser, ergattert sogar zwei Gratisübernachtungen in Paris. Dort langweilt sie sich dann zu Tode, weil keiner mit ihr spielen will (Greta, jetzt kennst du das Gefühl).

Wie der Film wirkt auch die Hauptfigur ziellos, macht nie den Eindruck sich zusammenreißen zu wollen. Stattdessen wartet Frances, dass man ihr Talent erkennt und ihren Mini-Job als Tanzlehrerin für Kiddies upgraded zur Erstbesetzung in einer Tanzaufführung. Oder bitte wenigstens die Brotkrumen .. einen Auftritt bei der Weihnachtshow. Baumbach filmt seinen Independentfilm komplett in schwarz-weiß, will Nostalgie, will den Geist von Woody Allens früheren Filme heraufbeschwören, versagt dabei aber gründlich, weil seine Dialoge uninspirierend, nichtssagend und langweilig sind. Da nutzt es auch nichts, dass er versucht sich mit Slapstick zu retten, Frances auf die Jagd nach einen Geldautomaten schickt, damit sie doch mal einem temporären Begleiter ein Essen ausgeben kann. Zwischenzeitlich beneidet man Sophie, die sich absetzen konnte, sogar nach Japan. Ohne es vorher mit ihrer besten Freundin zu diskutieren entschied sie das. Doch Baumbach erzwingt die Wiedervereinigung, denn hey … BFF! Übrigens, Woody Allen lebt noch … und er dreht nach wie vor jedes Jahr einen Film. Und wer nicht warten kann, der greift besser zum sehenswerten deutschen s/w-Film „Oh Boy“. Da wandert Tom Schilling durch Berlin und erlebt interessantere Dinge.

Unsympathisch, nervig, witzlos und zäh wie Kaugummi. Vergessenswerte anderthalb Stunden. Wer aber die Schwatzereien in „Before Midnight“ und „Ein Freitag in Barcelona“ genossen hat, der kann die Zufalls-Trilogie mit diesem Werk hier abschließen.

Text © Markus Klingbeil
26.06.2013

Frances Ha

USA 2012. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 86 min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 17.05.2013 (US) 01.08.2013 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Noah Baumbach. Screenplay: Noah Baumbach, Greta Gerwig. Kamera: Sam Levy. Schnitt: Jennifer Lame. Musik: n/a Darsteller: Greta Gerwig, Mickey Sumner, Michael Esper, Adam Driver, Michael Zegen, Charlotte d'Amboise, Grace Gummer, Justine Lupe, .
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih