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2012

Bilder © Camino Filmverleih
** Ein Freitag in Barcelona
cesc gay


In diesem Episodenreigen artikulieren Männer ihr persönliches Scheitern in kleinen und großen Dingen des Lebens.

Wer eine Schwäche für das spanischsprachige Kino hat der wird beim Lesen der Besetzungsliste des neuen Films von Regisseur Cesc Gay (Ficció) mit der Zunge schnalzen. Eduardo Noriega (The Devil's Backbone, El Lobo, Open Your Eyes), Luis Tosar (Und dann der Regen, Sleep Tight, Cell 211), Ricardo Darín (In ihren Augen, Chinese zum Mitnehmen, The Dancer and the Thief), Javier Cámara (Sprich mit ihr, Susos Turm, Torrente – Der dumme Arm des Gesetzes) sind nur einige Darsteller in diesem Ensemblestück in dem sich die Männer mal richtig ausquatschen können. Dabei kommt in Zweiergesprächen die ganze Erbärmlichkeit des sogenannten „starken Geschlechts“ zum Vorschein. Der eine (Cámara) ist ein winselnder Waschlappen, der nach einem Seitensprung zur geschiedenen Frau zurückkehren will; ein anderer Kerl (Noriega), verheiratet und mit Baby, verehrt seit Jahren seine Arbeitskollegin aus der Ferne und versucht bei der feucht-fröhlichen Betriebsfeier auf plumpe Art einen Blowjob herauszuschlagen. Tosar und Darín plaudern auf der Parkbank vor dem Haus des Liebhabers über die Ehefrau die fremdgeht und wie sie es denn finden würde, wenn sie wüsste dass man ihr nachspioniert. Weitere Themen drehen sich um Impotenz, Jähzorn, um Depressionen, Angstzustände, Therapiebesuche und das Leben bei Mutti. Könnte spannend, könnte witzig sein aber Regisseur Gay, der auch das Drehbuch schrieb, fährt seine Kurzgeschichten gegen die Wand.

Das große Problem seiner Zufallsbegegnungen und den daraus resultierenden Problemabsonderungen ist die Länge der Dialoge. Gay weiß nicht wann er aufhören muss, wann der Drops gelutscht ist, wann das Handtuch ausgewrungen ist. Der Tarantino-Komplex befällt auch ihn und anfangs gut formulierten Sätze, die die Geschichte auch vorantreiben werden durch nachfolgende, unnötige Worthülsen verwässert. Pointiert ist das nicht. Wir hätten noch die Körpersprache die zum Verständnis beiträgt. Warum also dieses ewige Rumgedruckse, das auf die Dauer nervt ? Hat man es schon mit den Dialogen schwer dann könnte wenigstens die Umgebung der Diskutanten für Abwechslung sorgen aber da bietet uns Gay wenig an (Flashbacks gibt es auch nicht). Die Personen haben nur einen kleinen Bewegungsraum wo sie einen Fuß neben oder vor den anderen setzen dürfen. Da stehen sie vor dem Aufzug, sitzen auf einer Treppe, schlendern höchstens mal ein paar Schritte im Büroraum oder einer Wohnung umher. Die Umgebung ist für den Regisseur selbst dann nicht wichtig wenn er zum Schluss jeweils einen Mann und eine Frau zum Gespräch bestellt und das eine Duo zu Fuß, das andere im Auto auf den Weg zum finalen Treffpunkt schickt. Eine weitere Wohnung wird nämlich zum Verknüpfungspunkt vorangegangener Episoden. Interessieren tut das dann aber längst nicht mehr.

Acht Männer sind Auslöser für mehrere Geschichten. Erinnerungswürdiger sind aber die vier starken Frauen (im Gegensatz zu den Männern auch mit Vornamen), die in ihren Auftritten etwas Laune bereiten den Film im Ganzen aber nicht retten können. Übrigens: Sich konsequent anschweigen gibt es nur einmal im Film – ganz zum Schluss. Zu spät.

Geschwätzigkeit unterhaltsam inszenieren kann nicht jeder. Und daran scheitert auch Casc Gay mit seiner hochkarätig besetzten Dramödie. Ein Freitag zum Vergessen.

Text © Markus Klingbeil
08.06.2013

Ein Freitag in Barcelona
(Una pistola en cada mano)

Spanien 2012. Farbe. Originalsprache: Spanisch. Länge: 95 min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 11.07.2013 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Cesc Gay. Buch: Cesc Gay, Tomàs Aragay. Kamera: Andreu Rebés. Schnitt:Frank Gutiérrez. Musik: Jordi Prats. Darsteller: Javier Cámara, Ricardo Darín, Eduard Fernández, Jordi Mollà, Eduardo Noriega, Alberto San Juan, Leonardo Sbaraglia, Luis Tosar, Cayetana Guillén Cuervo, Candela Peña, Clara Segura, Leonor Watling
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih