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2010
Bilder © Sony
** Eat Pray Love
ryan murphy


Liz Gilbert (Julia Roberts) kann sich eigentlich nicht beschweren. Sie ist verheiratet, finanziell abgesichert, hat einen Job. Aber ihr Leben ist nicht erfüllt. Also trennt sie sich von ihrem Mann, zieht aus dem gemeinsamen Haus aus, mietet sich einen Lagerraum für ihren Krempel und verbringt die nächsten 12 Monate in Italien, Indien und Indonesien um zu sich selbst zu finden.

Als Produzent und Drehbuchautor der Hitserien "Nip/Tuck" und "Glee" hat er sich einen Namen gemacht, sein Kinodebüt als Regisseur gab er 2006 mit der Verfilmung der Memoiren von Augusten Burroughs (Running with Scissors). Für seinen zweiten Spielfilm bedient sich Ryan Murphy erneut der Vorlage eines Bestellers. Der Erinnerungsband mit dem Titel "Eat Pray Love - Eine Frau auf der Suche nach allem quer durch Italien, Indien und Indonesien" von Elizabeth Gilbert wurde wenige Monate nach Erscheinen in den USA 2007 auch ins Deutsche übersetzt. Für die Verfilmung konnte eine der populärsten Schauspielerinnen Amerikas verpflichtete werden, die mittlerweile 42-jährige Julia Roberts.

Familienbedingt hat sich die einstige "Pretty Woman" zwischen 2004 und 2008 eine berufliche Auszeit genommen und war in wenigen Filmen höchstens in Nebenrollen zu sehen. Ihr Comeback 2009 in der Industriespionagethrillerkomödie "Duplicity - Gemeinsame Geheimsache" misslang und floppte an den Kinokassen. In der launigen, episodenhaften mit vielen Stars gespickten Komödie "Valentinstag" fiel sie nicht sonderlich auf. Umso mehr Julia Roberts bekommt man in diesem Selbstfindungsdrama zu sehen. Mehr als einem lieb ist. 133 Minuten begleiten wir Roberts, wie sie in New York die Krise kriegt, ihren Mann abserviert, sich einem deutlich jüngeren Off-Broadway-Schauspieler (James Franco, Milk) an den Hals wirft, trotzdem unzufrieden ist, Seelenmassage in Rom erfährt, zum Meditieren nach Indien reist und in Bali erst für einen Medizinmann arbeitet und dann über einen Brasilianer stolpert, der sich auch noch in sie verliebt.

Drei Kapitel also, die durchgeackert werden müssen. Der Buch- und Filmtitel gibt es vor. Sich um sich selbst kümmern heißt das Motto und da wird in Rom erst einmal das lockere Leben mit gutem Essen (erstens EAT) und Trinken genossen. Schön bebildert ist das, inhaltlich beginnen aber schon die Ferienbanalitäten und man fürchtet für die weiteren Länderepisoden das Schlimmste. Die nächste Station ihres Leidenswegs wird zum Erlösungsversuch. Meditation (zweitens PRAY) im Ashram in Indien bei einem Guru, der ironischerweise gerade in New York meditiert. Egal, das Drehbuch hat zwei Eratzfiguren um die sich Roberts kümmern kann und mit deren Hilfe sie einen weiteren Schritt vorwärts geht beim Ziel das innere Gleichgewicht zu finden. Richard Jenkins (war klasse in "Ein Sommer in New York") als texanischer Ex-Alkoholiker piesackt sie erst, heult sich dann bei ihr aus und eine 17-jährige Inderin adoptiert sie gleich als große Schwester.

Doch das Drama findet kein Ende und auch der Blick auf die Uhr lässt den Film nicht schneller laufen. Die restlichen 40 Minuten sind für Bali (drittens LOVE) reserviert und die Liebesgeschichte mit besagtem Brasilianer, gespielt von Javier Bardem. Der ist eigentlich Spanier, oscargekrönt für "No Country for Old Men", beweist hier allerdings kein gutes Gespür bei der Rollenwahl. Felipe heißt er hier, ist ebenfalls geschieden und als gleichaltriger Problemlöser von Roberts völlig unterfordert, nur ein blasses Abziehbild eines charismatischen Schauspielers. Roberts selbst hält tapfer durch und versucht immerzu potentiell mit der Geschichte unzufriedene Zuschauer mit ihren weit aufgerissen Augen und breitem Grinsen zu betören. Mit schauspielerischen Mitteln beeindruckt sie leider nicht. Aber dies ist wohl vor allem der faden, konventionellen Wohlfühlinszenierung von Ryan Murphy zu verdanken.

Mindestens 50 Minuten zu lang schleppt sich dieser öde von Brad Pitt (!) produzierte Selbstfindungstrip durch diverse Kontinente und pittoresque Schauplätze. Stellenweise auch ganz nett anzusehen. Im Ganzen wirkt das aber so zäh und belanglos wie ein Mix aus Romanen von Nora Roberts, Nicolas Sparks und Rosamunde Pilcher. Damit als Bestrafung für den männlichen Begleiter bestens geeignet.

Text © Markus Klingbeil
31.08.2010

Eat Pray Love

(Eat Pray Love)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch, Italienisch. Länge: 133 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 13.08.2010 (USA) 23.09.2010 (D). Budget: 60 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Ryan Murphy. Romanvorlage: Elizabeth Gilbert. Screenplay: Ryan Murphy, Jennifer Salt. Kamera: Robert Richardson. Schnitt: Bradley Buecker. Musik: Dario Marianelli. Darsteller: Julia Roberts, Billy Crudup, Viola Davis, James Franco, Richard Jenkins, Javier Bardem, Christine Hakim.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih