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2009
Bilder © Universal Pictures
** Duplicity -
Gemeinsame Geheimsache

tony gilroy


Zwei Regierungsagenten kündigen ihren Job und heuern bei Industriefirmen an, weil sie dort das große Geld abgreifen wollen. Ihr berufliches Know-how ist im Privatsektor äußerst gefragt und das wollen sich die beiden zu Nutze machen.

Wer ein Produkt entwickelt, der muss es schützen. Andernfalls könnte sich ein Konkurrent frühzeitig daran orientieren oder gar stehlen bevor es auf dem Markt ist. Industriespionage heute wirkt wie eine ABM-Maßnahme für ausgemusterte Regierungsagenten oder solche, denen das Risiko im Staatsdienst für die paar Kröten auf dem Bankkonto zu hoch ist. Mit diesem Thema beschäftigt sich Tony Gilroy in seiner zweiten Regiearbeit für die er hochkarätige Schauspieler wie Julia Roberts und Clive Owen gewinnen konnte. Man könnte meinen mit dieser Geschichte trifft Gilroy einen Nerv, hört man doch mit Regelmäßigkeit in den Nachrichten von Bespitzelungen am Arbeitsplatz bei Banken, Discountern oder Transportunternehmern, die ihre eigenen Mitarbeiter systematisch ohne deren Einwilligung auf Herz und Nieren prüfen. Da bleibt keine E-Mail ungelesen.

Was im millionenschweren Industriebereich vorgeht und mit welcher Akribie die Unternehmen ihre direkten Konkurrenten ausspionieren will uns "Duplicity - Gemeinsame Geheimsache" zeigen. Ein spannender Thriller hätte das werden können, Gilroy verarbeitet die Idee allerdings zu einer langatmigen Spionagekomödie/Romanze, die ausgerechnet bei den Szenen mit den Hauptakteuren Roberts und Owen ihre Schwächen hat. Julia Roberts (Der Krieg des Charlie Wilson) ist nach vielen Nebenrollen in den letzten Jahren hier nun wieder als Hauptdarstellerin zu sehen. Sie spielt die gewiefte Ex-CIA-Agentin Claire Stenwick, die sich ins Sicherheitsteam von Howard Tullys (Tom Wilkinson, Operation Walküre) Firma eingeschleust hat um dessen Konkurrent Richard Garsik (Paul Giamatti, Shoot em Up) mit Informationen jeglicher Art zu füttern. Einen großen Coup hat Tully vor, der Garsiks Firma zur Bedeutungslosigkeit verdammen könnte und noch weiß keiner welchen Hasen er da aus dem Hut zieht. Neu im Team von Garsik ist der von Clive Owen (Shoot em Up) verkörperte Ex-Agent Ray Koval, vormals im Diensten ihrer Majestät der Königin von England.

Diese Ausgangskonstellation wird in der ersten Hälfte des Films spannend vorangetrieben und nach und nach enthüllt Gilroy durch Rückblenden mehr vom zunächst undurchsichtigen Spiel zweier Konzerne und ihrer Mitarbeiter. Was aber zunehmend langweilt sind die gemeinsamen Szenen von Roberts und Owen, die sich doch weitaus besser kennen, als sie offen zugeben wollen und sich daher an geheimen Orten treffen. Zäh wie Kaugummi werden diese Treffen ausgespielt, wohl mit dem Hintergedanken, dass 2 x Starpower auf der Leinwand für viele Minuten reicht um das Publikum zu fesseln. Das Gegenteil ist der Fall, der Film wird dadurch immer wieder ausgebremst und überschattet damit die eine oder andere clevere Plotidee. "Duplicity" will Romanze, Komödie und Thriller in einem sein, überzeugt aber in keinem der Genre richtig. Da tat Tom Tykwer gut daran sich in "The International" bei seinem Wirtschaftskrimi eindeutig zu positionieren und damit einen gut unterhaltenden Film zu produzieren.

Das Script zu "Duplicity" hat Gilroy im übrigen selbst verfasst und mit den verschiedenen Schauplätzen in Rom, New York und auf den Bahamas auch interessante Drehorte gefunden. Die Optik stimmt jedenfalls. Dass Gilroy clevere, spannende Geschichten schreiben kann hat er in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, ist er doch Autor der "Bourne-Trilogie" und dem oscargekrönten Anwaltskrimi "Michael Clayton", bei dem er 2007 auch erstmalig Regie führte. "Duplicity" ist klar auf seine beiden Stars zugeschnitten und so haben andere Charaktere wie die beiden Firmenkontrahenten wenig Bildschirmmomente. Immerhin wirken sie in der vielleicht erinnerungswürdigsten Szene mit, die sich gleich zu Beginn des Films abspielt. Da treffen Paul Giamatti und Tom Wilkinson beim Ausstieg aus ihren Privatjets auf dem Flugfeld aufeinander und beginnen eine zünftige Prügelei im Regen. Gezeigt wird uns das Ganze in Zeitlupe, was das Aufeinandertreffen zweier Giganten verstärkt und Erinnerungen an die japanischen Gozilla-Filme weckt.

Julia Roberts kehrt als Leading Lady mit einer nur mäßig unterhaltenden Spionagedramödie ins Rampenlicht zurück. Das Thema Industriespionage gibt weitaus mehr her, als hier gezeigt wird. David Mamet hat es 1997 mit "Die unsichtbare Falle" vorgemacht.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 18.04.2009

Duplicity - Gemeinsame Geheimsache
(Duplicity)

USA/D 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 125 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 20.03.2009 (USA) 30.04.2009 (D). Budget: 60 Mio. USD Einspiel: 38 Mio. USD (USA) 59 Mio. USD (weltweit) Regie: Tony Gilroy Buch: Tony Gilroy. Kamera: Robert Elswit. Schnitt: John Gilroy. Musik: James Newton Howard. Darsteller: Clive Owen, Julia Roberts, Tom Wilkinson, Paul Giamatti, Dan Daily, Wayne Duvall, Denis O'Hare, Carrie Preston.

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