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2008
Bilder © Kinowelt
*** Die Herzogin
saul dibb


18.Jhdt.: Georgiana Spencer (Keira Knightley), Tochter von Lady Spencer, wird in jungen Jahren mit dem älteren Herzog von Devonshire (Ralph Fiennes) verheiratet. Der erwartet von ihr einen männlichen Nachkommen, den Georgina ihm zunächst nicht geben kann. Also holt sich der Herzog die beste Freundin von Georgina ins Bett und eine demütigende Menage-à-trois nimmt ihren Lauf, der Georgina zwingt eine schwierige Entscheidung zu treffen.

Mit "Die Herzogin" begibt sich der englische Regisseur Saul Dibb nach dem urbanen Drama "Bullet Boys" auf inhaltliches Neuland, wechselt er nicht nur von der Gegenwart in eine mehr als 200 Jahre zurückliegende Vergangenheit sondern auch auf eine andere stilistische Ebene. Das Endresultat ist aber nicht der große Wurf. Die tragische Lebens- geschichte einer jungen Frau, die einen einflussreichen aber emotional und intellektuell verkümmerten Mann heiratet, ist trotz einer guten Schauspieldarbietung von Keira Knightley (Stolz & Vorturteil, Fluch der Karibik) zu bieder und überraschungsarm inszeniert. Wer Kostüm- und Jane-Austen-Dramen kennt oder den ein oder anderen Merchant-Ivory-Film gesehen hat, der ist mit dem Hofprotokoll, den Sitten und dem Standesdünkel bestens vertraut. Das sah man im letztjährigen "Die Schwester der Königin" zwar ebenso, doch mit deutlich mehr Abwechslung und dramaturgischen Höhepunkten, wobei auch milde politische Exkurse vorhanden waren. So läuft in "Die Herzogin" vieles erwartungsgemäß ab und Weltpolitik wird in wenigen Sätzen abgehandelt.

Die junge Georgiana, noch nicht einmal 18 Jahre alt, geht erwartungsfroh-naiv in die Ehe mit dem Herzog von Devonshire , muss aber bald erkennen, dass ihr Ehemann ein mundfauler Bursche ist, der im Gegensatz zu Georgiana nicht viel mehr im Sinn hat als mit den Hunden zu spielen. Ihrer vordringlichen Aufgabe einen Jungen zur Welt zu bringen kommt sie nicht nach, denn sie gebärt in den ersten Ehejahren zwei Töchter und kümmert sich gezwungenermaßen auch um ein vor der Ehe gezeugtes, uneheliches Kind vom Herzog, ebenfalls ein Mädchen. Georgiana lässt sich allerdings vom muffeligen Ehemann, sehr unsympathisch und gleichgültig verkörpert von Ralph Fiennes (Glück in kleinen Dosen), nicht das ganze Leben vermiesen, sondern steigt zur Society- und Fashionlady auf die zwischen den Anwesen in Bath und London pendelt, sich auf politischen Kundgebungen zeigt und die Herzen des Volkes erobert. Risse erhält das Selbstbewusstsein der Herzogin in ihrer Society-Blase allerdings als ihre beste Freundin Bess Foster (Hayley Atwell, Cassandra's Dream), Mutter von drei Buben, aus Eigennutz mit dem Herzog ins Bett steigt.

Diese sich manifestierende Dreiecksgeschichte bietet aber kaum dramaturgisch verwertbare Überraschungen, da es offensichtlich ist wer hier am längeren Hebel sitzt. Auch eine Liebelei der Herzogin mit dem politisch engagierten Charles Grey (Dominic Cooper, Mamma Mia!) bleibt nicht ohne Folgen. Da zeigt selbst die kalkuliert handelnde Mama (gespielt von Charlotte Rampling, Babylon A.D.) kein Mitleid mit der Tochter. Das Ansehen des Hauses steht an vorderster Stelle und Heucheleien, Erpressungen und das Opferbringen sind stilprägende Elemente des herrschaftlichen Lebens und Handelns. Da bleibt dann wahre Liebe oft auf der Strecke. Die Geschichte selbst basiert auf dem Leben der Vorfahrin von Prinzessin Diana, geborene Spencer. Amanda Foreman veröffentlichte 1997 die Biographie über das tragische und lustvolle Leben von Georgiana.
Was vor allem am Film überzeugt ist nicht die Geschichte selbst oder ihre dramaturgische Abhandlung, sondern die Ausstattung, die Kostüme und die Schauplätze des Geschehens. Für die Kostüme gab's für Michael O'Connor auch jede Menge Preise (z.B. den Oscar). Der hatte zuvor schon den "Letzten König von Schottland" ausgestattet.

"Die Herzogin" ist ein kostümiertes Liebes- und Lebensdrama wie wir es kennen und manche wohl auch lieben. Dramaturgisch holt Regisseur Saul Dibb in seinem zweiten Kinofilm aber nichts besonderes aus der schön bebilderten Geschichte heraus. Die 23-jährige Keira Knightley in der Rolle der Titelfigur hilft aber beim Durchleben altbekannter Handlungsstränge.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 31.03.09

Die Herzogin
(The Duchess)

UK/ITA/F 2008. Länge: 110 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 05.09.08 (UK) 26.03.2009 (D) Budget: - Einspiel: 40.6 Mio. USD (weltweit) Regie: Saul Dibb. Buchvorlage: Amanda Foreman. Screenplay : Saul Dibb, Anders Thomas Jensen, Jeffrey Hatcher. Kamera: Gyula Padoss Schnitt: Masahiro Hirakubo Musik: Rachel Portman Darsteller:Keira Knightley, Ralph Fiennes, Charlotte Rampling, Dominic Cooper, Hayley Atwell, Simon McBurney, Aidan McArdle, John Shrapnel, Alistair Petrie
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih