Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2011
Bilder © Paramount Pictures
*** The Devil Inside
william brent bell


Eine junge Amerikanerin reist nach Italien um ihre in der Psychiatrie sitzende Mutter zu besuchen, die möglicherweise vom Teufel besessen war als sie vor 20 Jahren mehrere Menschen getötet hat. Ein Dokumentarfilmer und zwei Priester helfen ihr bei der Wahrheitsfindung.

Der Erfolg der Paranormal-Activity-Reihe hat die Fake-Dokus im Kino wieder salonfähig gemacht. Kein Wunder, dass nun mehr oder weniger gute stilistisch ähnlich gelagerte, billig produzierte Filme um die Gunst des Zuschauers buhlen. Ziemlich miese Kritiken hat in den USA der Exorzismus-Thriller „The Devil Inside“ bekommen – sowohl von den Filmkritikern als auch von den Zuschauern. Produktionsstudio Paramount konnte sich aber trotzdem freuen, denn die 1 Mio-Dollar-Investition zahlte sich am ersten Spielwochenende schon aus: Platz 1 der Kinocharts und knapp 34 Mio USD Einnahmen. Dass sich Unzufriedenheit aber doch herumspricht zeigte dann die Folgewoche mit einem Absturz um 76 %. Kommerziell gesehen hat „The Devil Inside“ in den USA bereits den 2010er-Film „Der letzte Exorzismus“ überholt. Zwar bestehen beide Filmen aus „gefundenen“ Reality-Filmmaterialien, doch die zeitweise amüsante Stimmung des Daniel-Stamm-Films, dessen Protagonist ja Hokuspokus entlarven will, findet sich in William Brent Bells Spurensuche nicht.

Altes Videomaterial von 1989 wird uns zunächst präsentiert, die Polizei dokumentiert einen Tatort mit drei Leichen. Ist da bei einem Exorzismus was schiefgegangen fragt sich da nicht nur Isabella Rossi und beschließt 2009 die Mörderin, Maria Rossi, ihre Mutter, zu besuchen. Die wurde längst in eine spezielle psychiatrische Einrichtung nach Rom abgeschoben. Natürlich braucht Rossi jr. Unterstützung vom Vatikan, denn dort muss sie ihr Anliegen vortragen. Offiziell geht nix, immerhin überzeugt sie zwei junge Priester aus der Exorzismus-Schule (einer war früher Arzt und verfolgt auch einen wissenschaftlichen Ansatz) ihre Mutter zu untersuchen und (illegal) den Teufel auszutreiben, falls nötig. Alles wird selbstverständlich mit der Handkamera dokumentiert wie man es vom Reality-TV gewohnt ist. Zur Vermittlung der Gemütslage der Protagonisten (dazu wird irgendwann auch der Kameramann) werden die Stilmittel des Interviews und Videotagebuchs genutzt, vorwiegend ist der Zuschauer aber dem Auge des Dokufilmers ausgeliefert, der gnadenlos aufkommende Spannungen zwischen den Priestern und Isabella einfängt - schließlich geht es nicht nur um die Wahrheit sondern um die Jobs der Gottesmänner. Eine interessante Frage stellt sich dann auch noch. Wohin mit dem ausgetriebenen Teufel, wenn er gleich mit vierfachen Identitäten daherkommt ?

Regisseur William Brent Bell (Stay Alive) und sein Co-Drehbuchautor Matthew Peterman bringen in ihrem Low-Budget-Streifen nicht wirklich etwas neues aus der Exorzismusgruft ans Tageslicht. Der Videoproduktionslook erfüllt den geplanten Realitygedanken, die Location in Bukarest (hier wurde fast alles gedreht) bietet genügend düsteren Background und die angewandten Tricks zur Schockerzeugung sind auch recht ordentlich. Selbst die Darsteller (alle TV-erfahren) erfüllen ihren Zweck, agieren so wie man es aus Dokus kennt, sprechen ihre Sätze halbwegs vernünftig und nerven nicht durch penetrant amateurhaftes gezappele. Richtig spannend wird’s zwar nie und in der zweiten Hälfte hängt die Story etwas durch (auch wenn der Film insgesamt nur 83 Minuten läuft) aber wer sich letztes Jahr durch teures, ödes Horrorkino wie „The Rite – Das Ritual“ gequält hat und von Dämonen immer noch nicht genug haben kann, der ist mit diesem unpolierten Genreprodukt noch besser bedient.

So mies wie seine Reputation ist „The Devil Inside“ nicht, vielmehr bekommt man unaufgeregte Teufelsaustreibungen mit den genreüblichen Zutaten (Körperver- krümmungen, Fäkalsprache, etc.) aber ohne Hollywoodbombast.


Text © Markus Klingbeil
21.01.2012

The Devil Inside
(The Devil Inside)

USA 2011. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 83 min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 06.01.2012 (US) 01.03.2012 (D). Budget: 1 Mio USD Einspiel: n/a Regie: William Brent Bell. Screenplay: William Brent Bell, Matthew Peterman Kamera: Gonzalo Amat. Schnitt: William Brent Bell, Tim Mirkovich. Musik: Brett Detar, Ben Romans. Darsteller: Fernanda Andrade, Simon Quarterman, Evan Helmuth, Ionut Grama, Suzan Crowley, Bonnie Morgan, Brian Johnson, Preston James Hillier, D.T. Carney .

Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih