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2007
Bilder © Central Film
*** Paranormal Activity
oren peli


Im Haus von Katie (Katie Featherston) und Micah (Micah Sloat) spukt es. Das glaubt jedenfalls Katie, die sich schon seit ihrem achten Lebensjahr von einer unsichtbaren Macht verfolgt fühlt. Freund Micah nimmt das zum Anlass ihre Tage im Haus und vor allem die Nächte mit einer Videokamera zu begleiten. Damit man auch nichts verpasst, wenn man im Schlafzimmer ungebetenen Besuch erhält.

Der Weg zum Erfolg ist lang. Und als der Israeli Oren Peli, Videospielprogrammierer, im Jahr 2006 für 15.000 Dollar in sieben Tagen im eigenen Haus einen minimalistischen Gruselfilm über wissenschaftlich nicht erklärbare Phänomene drehte, da konnte der 36jährige nicht damit rechnen, dass sich drei Jahre später Millionen von Menschen für seinen Film interessieren würden. Virales Marketing nennt man die Art und Weise, wie man mit geringem finanziellem Aufwand einen Hype entzündet, der willig vom Zuschauer selbst am Leben erhalten wird. Ein Schneeballprinzip, wie wir es auch zuletzt bei "Cloverfield" erlebt haben.

Seit "Blairwitch Project", einem No-Bodget-Horrorfilm aus dem Jahre 1999 (Peli selbst ist ein Fan!), wissen wir bereits um die Möglichkeiten des Internets und wie effektiv sich Mundpropaganda via digitaler Medien verbreiten kann. Der amerikanische Verleih Dreamworks sicherte sich die Rechte am Film nach einigen Festivalscreenings und zeigte seinen neuesten Einkauf in wenigen Städten in Mitternachtsvorstellungen. Ein interner Konflikt zwischen Paramount und Dreamworks verhinderte zwar den geplanten Release 2008 doch aufhalten konnte das den Film nicht und die Zahlen sprechen für sich. Bisher 106 Millionen US-Dollar sind Einnahmen alleine vom US-Boxoffice.

Es scheint, dass der Film einen Nerv getroffen hat, denn er ist anders als die Horrorfilme, die wir in den letzten Jahren von den großen Studios vorgesetzt bekommen haben. Keine großen Effekte, keine Brutalitäten in Nahaufnahmen, keine durchdringende musikalische Untermalung, die die Sinne des Zuschauers manipuliert. In Pelis Film passiert eigentlich nicht viel. Vielmehr ist es für Protagonist Micah mehr ein Witz, dass seine Freundin glaubt ein Dämon oder Geist verfolgt sie seit Kindheitstagen. Der Spaß für ihn nun ständig mit der Kamera herumzulaufen dominiert also zunächst die Stimmung des Films, der mit Digitalkamera im POV-Stil abgedreht ist (subjektive Sichtweise) .

Vielen Nachtbildern im Schlafzimmer (Stativaufnahmen) wird man ausgesetzt, der Timecode läuft mit und es passiert meistens nichts. In drei, vier Nächten während der über dreiwöchigen Testperiode dann aber doch. Das verfehlt seine unheimliche Wirkung in dem jeweiligen Moment nicht. Die Tür, die sich von Geisterhand bewegt. Das Licht im Flur, das an und aus geht. Oder das Grunzgeräusch und auch ein heftig-lauter Schlag. Oder mal Schrittgeräusche auf der Treppe. Leider ist der Fortgang der Handlung, die sich quasi nur im Haus (es ist Pelis eigenes Haus) abspielt dramaturgisch unausgewogen. Denn Peli zieht die Daumenschrauben kurz an, lässt aber den Zuschauer gleich wieder vom Haken. Und so gleicht die Spannungskurve mehr einer Achterbahn, sackt immer wieder ab.

Es wirkt so als würde sich Peli letztendlich zu sehr auf die finale Schocksequenz konzentrieren, die zwar inhaltlich nicht überrascht aber durch die Art und Weise wie präzise sie dem Zuschauer nach langem Warten quasi ins Gesicht geworfen wird sehr effektiv ist. Das ist dann zwar nicht das Lieblingsfinale des Regisseurs (bei 70 Stunden Rohmaterial waren auch einige Alternativenden dabei) aber das was in Testscreenings am wirksamsten war und auch von Steven Spielberg höchstpersönlich empfohlen wurde. Von solchen Sequenzen hätte man sich die eine oder andere mehr gewünscht. Zeitgleich lief in den USA im übrigen "Saw 6" an doch auch Brutalohorror konnte das Independentphänomen nicht von Platz 1 der Kinocharts verdrängen. Eine Fortsetzung ist bereits angekündigt worden. Regisseur Peli beschäftigt sich aber zunächst mit der "Area 51".

Insgesamt ist "Paranormal Activity" doch ein sehr langsam voranschreitender Pseudo-Doku-Streifen, der ein Durchschnittspärchen mit Dämonenproblemen zeigt (Streitereien inklusive) und nur wenige wirklich gruselige Sequenzen beinhaltet. Die sind dann zugegebenermaßen aber sehr effektiv. Letztendlich verspricht aber der Hype, der in den letzten Wochen veranstaltet wurde, mehr als tatsächlich eingelöst wird. Und das ist eigentlich dann doch nicht mehr überraschend.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 23.11.2009

Paranormal Activity

USA 2007. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 86 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 16.10.2009 (USA) 19.11.2009 (D). Budget: 15.000 USD Einspiel: 106 Mio. USD (USA) Regie: Oren Peli. Screenplay: Oren Peli. Kamera: Katie Featherston, Micah Sloat. Schnitt: Oren Peli. Darsteller: Katie Featherston, Micah Sloat, Mark Fredrichs, Ashley Palmer, Amber Armstrong .

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih