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2010
Bilder © Kinowelt
*** Der letzte Exorzismus
daniel stamm


Der erfahrene Reverend Cotton Marcus (Patrick Fabian) glaubt nicht wirklich an Teufelsaustreibungen, führt die aber so durch wie es die Menschen erwarten und verdient damit auch Geld. Bei seinem letzten Exorzismus lässt er sich von einem Kamerateam filmen um diesen Hokuspokus öffentlich bloßzustellen. Doch der Fall der 16-jährigen Nell aus Ivanwood, Louisiana ist komplizierter als gedacht.

Filme über Exorzismus gab es in den letzten Jahren immer wieder welche. Eine Fortsetzung des ultimativen Films zum Thema - Der Exorzist (1973) - brachte 2004/05 wegen Streitigkeiten sogar gleich zwei Versionen hervor (eine von Renny Harlin, die andere von Paul Schrader). Und Pseudodokumentationen im Stil der subjektiven Kamera gab's auch immer wieder. Letztes Jahr war der mit Minibudget gedrehte Heim-Horror "Paranormal Activity" mit 193 Mio. US-Dollar Einspielergebnis weltweit der Überraschungshit. Der Deutsche Daniel Stamm, Ende der 90er Jahre Absolvent der Filmakademie Ludwigsburg, verkauft uns nun den Exorzismus in einer gefakten Dokuversion.

Das beginnt mit einer Homestory des Protagonisten in der auch die Familie zu Wort kommt. Es läuft so ab, wie man sich eine echte Dokumentation vorstellt. Nach und nach erfährt man mehr über die Person des Reverend Cotton Marcus, dem es nach zig vorgetäuschten Teufelsaustreibungen jetzt reicht. Bloßgestellt werden soll diese Abzocke, die vielen sogenannten Gottesmänner und auch Marcus selbst ordentlich Geld in die Taschen gespült hat. Aufträge kommen auch über die Internetseite rein, über die er diese Dienstleistung anbietet. Zunächst ist der Film also eine nüchterne bis amüsante Angelegenheit, denn nur der Kameramann und die Tonassistentin (und damit wir Zuschauer) werden in die Tricks eingeweiht, wie z.B. ein Bett zum Poltern gebracht wird und furchterregende Stimmen aus dem Nichts auf Kommando das Zimmer erfüllen.

In der zweiten Hälfte des Films bekommt der Clash zwischen Glauben und Wissenschaft eine neue Dimension, denn Nell, der Stunden zuvor theatralisch das Böse ausgetrieben wurde, gehen die Sicherungen durch. Hat sie ein psychologisches Problem, weil sie mit dem Tod der Mutter nie klargekommen ist, spielt sie allen nur etwas vor oder ist sie tatsächlich vom Dämon besessen ? Ganz sicher kann man bis zum Ende nicht sein welche Variante nun zutrifft und das hält eine schleichende Spannung auch ohne explizite akustische oder sichtbare Effekte ständig aufrecht. Zu verdanken ist das einer der größeren Öffentlichkeit kaum bekannten Darstellerriege, die recht natürlich agiert und damit den durch die Ein-Mann-Kamera vorgestellten Dokucharakter prächtig unterstützt.

Schauspieler Patrick Fabian nutzt effektiv seinen TV-Background für die Darstellung des glaubenswackligen Reverend, Versuchsopfer Ashley Bell biegt ihren Körper so durch, dass man erwartet die Knochen bald splittern zu hören, Louis Herthum als Vater schwingt bedrohlich sein Gewehr für den Fall, dass der gekaufte Exorzismus auch im zweiten Anlauf keine Erlösung bringt und der den misstrauischen Sohn verkörpernde Caleb Landry Jones bleibt bis zum Ende ein merkwürdiger Bursche, dem alles zuzutrauen ist. Das Blatt wendet sich also und die drei überheblichen, respektlosen Eindringlinge (Reverend, Kameramann, Tontechnikerin) in die Welt einer strenggläubigen Familie aus Louisiana werden gnadenlos mit Sitten und Gebräuchen der Region bekannt gemacht.

Ein interessanter Thriller, der die leise Spannung sehr langsam aufbaut und den Film mit einem kontroversen Ende abrupt abschließt. Das ist im Ganzen betrachtet zwar besser als gedacht wirkt aber nicht nach. Denn so nervenaufreibend wie proklamiert oder als frische Horrorbrise beschrieben ist dieser von Eli Roth produzierte Streifen nun wirklich nicht. In den USA reichte der Hype aber um Platz #2 der Kinocharts zu erobern.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 30.08.2010

Der letzte Exorzismus

(The Last Exorcism)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 87 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 27.08.2010 (USA) 30.09.2010 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Daniel Stamm. Buch: Huck Botko, Andrew Gurland. Kamera: Zoltan Honti. Schnitt: n/a. Musik: Nathan Barr. Darsteller: Patrick Fabian, Ashley Bell, Iris Bahr, Louis Herthum, Caleb Landry Jones, Tony Bentley, John Wright Jr., Shanna Forrestall, Justin Shafer, Carol Sutton.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih