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2010
Bilder © Warner Bros.
** Cop Out - Geladen und entsichert
kevin smith


Dem erfahrenen New Yorker Cop Jimmy Monroe (Bruce Willis) wird eine seltene, sehr wertvolle Baseball-Sammelkarte gestohlen. Die wollte er gerade verkaufen um mit dem Geld die Hochzeit seiner Tochter zu finanzieren. Ohnehin suspendiert vom Dienst macht sich Jimmy mit seinem langjährigen Partner Paul Hodges (Tracy Morgan) auf eigene Faust auf die Suche nach seinem Eigentum.

Es scheint als werden Filmemacher nie müde als Ausdrucksform die Buddy-Komödie zu verwenden um Lacher einzufahren. D.h. man nehme zwei völlig unterschiedliche Typen, die sich ständig über den jeweils anderen aufregen oder mokieren aber letztendlich aufeinander angewiesen sind, folglich zusammenarbeiten um aus dem drehbuchinszenierten Schlamassel wieder herauszukommen. Independentfilmer Kevin Smith (Clerks 2) konnte nun auch nicht der Versuchung und wohl einem fetten Scheck widerstehen mit Bruce Willis auf den Spuren der 80er-Jahre-Actionkomödien zu wandeln und erklärte sich bereit diese Mainstreamproduktion als Regisseur zu begleiten. Schon einmal hat sich Smith einem breiteren Publikum angebiedert und mit Kumpel Ben Affleck ein vergessenswertes Vater-Tochter-Drama inszeniert ( "Jersey Girl", 2004).

Diesmal hat Smith nicht einmal selbst das Drehbuch geschrieben sondern schöpft aus dem Ideenfundus der Brüder Mark und Robb Cullen, die sich in der Vergangenheit als TV-Serienschreiber und Produzenten (u.a. "Las Vegas") betätigten. Gehaltvolles ist es allerdings nicht was da zutage gefördert wird und vor allem fehlen hier die frischen Ideen. Die Story von zwei Chaos-Cops die bei ihren Einsätzen oft übers Ziel hinausschießen und dann auf eigene Faust einen Fall lösen hat man tausendmal gesehen. Da hilft es auch nicht, wenn nun TV-Comedian Tracy Morgan (30 Rock) als hierzulande wenig bekanntes Gesicht die Chance vergibt für frischen Wind als Gegenpart zum Actionveteran Bruce Willis (Stirb langsam 4.0) zu sorgen. Der junge Eddie Murphy, berühmt geworden durch seinen Part als Axel Foley in "Beverly Hills Cop" (1984), scheint hier Morgans Rollenvorbild zu sein, denn er plappert ohne Punkt und Komma.

Das nervt allerdings schnell und auch der von Eifersucht getriebene Nebenplot ist banal und unnötig wie ein Kropf . Morgans Cop-Charakter glaubt nämlich, dass seine Frau, gespielt von Rashida Jones (Trauzeuge gesucht!) ein Verhältnis mit dem Nachbar hat. Mit den Konversationen dazu schindet Smith dann auch noch einige Minuten raus, die aber kaum dazu anregen das Zwerchfell zu massieren. Willis wirkt in seiner Rolle als der ruhigere von beiden eher gelangweilt und man wünscht sich geradezu einen Ausraster im Stile eines John McClane als Muntermacher herbei um den Film vor dem Dahinplätschern zu retten. Das passiert allerdings nicht und selbst bei dem großkotzigen neuen Ehemann seiner Ex-Frau (Smiths Weggefährte Jason Lee in einer Minirolle) hält er sich zurück.

Als letzten Ausweg um den inhaltlichen Einheitsbrei von anderen Cop-Komödien zu unterscheiden werfen die Protagonisten mit derben Schimpfwörtern nur so um sich. Dazu trägt auch Sean William Scott bei, der diese Art der Anzüglichkeiten ja von seiner Rolle als Steve Stifler in den ersten drei American-Pie-Filmen bestens kennt. Scott spielt den Dieb, der Willis die Sammelkarte klaut und an einen mexikanischen Gangster verhökert. Das führt dann zur finalen Konfrontation zwischen den beiden Cops und den Gangstern und bietet Gelegenheit etwas herumzuballern - gerne auch beidhändig. Ob das Ganze nun Hommage oder Persiflage sein soll bleibt der Wertung des Zuschauers überlassen aber wer sich an den britischen Beitrag "Hot Fuzz" (2007) von Edgar Wright erinnert, der hat damals eine weitaus interessantere und vor allem abwechslungsreichere Genre-Interpretation gesehen.

Quasi unverzichtbar ist auch das opportunistische Cop-Duo, das unseren beiden Helden nur zu gerne ein Bein stellen würde. Hier besetzt mit einer Mischung als alt und erfahren und jung und etwas grün hinter den Ohren, personalisiert durch Kevin Pollak (spielt bereits bei "Keine halben Sachen" mit Bruce Willis) und Adam Brody (Jennifer's Body, TV's The O.C.). Das komische Potential wird hier aber kaum ausgeschöpft (es bleiben nur extravagante Schuhe als Running Gag), stattdessen bringen die beiden den Ernst in die Geschichte, denn plötzlich geht es auch um den Verdacht mit Kriminellen Geschäfte zu machen! Wie die Hochzeitsgeschichte und der Seitensprungakt ist dieser dramaturgische Schlenker aber nicht in der Lage die müde dahinschlurfenden Erzählung dynamisch voranzutreiben.

Übrigens: Den ursprünglichen doppeldeutigen Originaltitel musste Smith wieder verwerfen. Als Spruch "A couple of Dicks" ist er im Film aber noch erhalten geblieben (jedenfalls in der Originalfassung).

Harold Faltermeyers Synth-Pop-Soundtrack weckt Erinnerungen an "Beverly Hills Cop" aber da hört der Retro-Spaß auch schon schnell wieder auf, denn Kevin Smiths Variante einer Cop-Komödie ist nichts weiter als ein fader, langweiliger Aufguss altbekannter Genremuster. Tracy Morgan ist da in seiner TV-Show besser aufgehoben und auch ein Bruce Willis wirkt etwas lustlos.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 11.04.2010

Cop Out - Geladen und entsichert

(Cop Out)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 107 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 26.02.2009 (USA) 15.09.2009 (D). Budget: 30 Mio. USD Einspiel: 44.1 Mio. USD (USA) 46.6 Mio. USD (weltweit) Regie: Kevin Smith. Buch: Robb Cullen, Mark Cullen. Kamera: David Klein. Schnitt: Kevin Smith. Musik: Harold Faltermeyer. Darsteller: Bruce Willis, Tracy Morgan, Juan Carlos Hernández, Cory Fernandez, Ana de la Reguera, Sean Cullen, Kevin Pollak, Adam Brody, Michelle Trachtenberg, Jason Lee, Rashida Jones.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih