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2009
Bilder © Pathé
*** Centurion
neil marshall


117 A.D. Die römische Armee steckt bei ihrem Eroberungsfeldzug im Norden Britanniens fest. Das Volk der Picts leistet seit 20 Jahren unerbittlichen Widerstand. Also schickt Rom seine stärkste Legion unter der Führung von General Virilus um den Stillstand zu beenden und zum vernichtenden Schlag auszuholen.

Erst waren es Werwölfe (Dog Soldiers), dann garstige Höhlenkreaturen (The Descent) und vor zwei Jahren die Auswirkungen einer tödlichen Virenepidemie (Doomsday). In seinem vierten Kinofilm taucht der britische Regisseur Neil Marshall ins Genre des Schwert- und Sandalenfilms und beschäftigt sich mit der Legende der Neunten Legion Roms, einer 3000-Mann starken Armee, deren Niederlage gegen das Nordvolk zum Mythos wurde. Hauptfigur in Marshalls Drehbuch, das er schon vor "Doomsday" schrieb, ist Qintus Dias (Michael Fassbender), der einen Überfall der Picts überlebt, aus deren Gefangenschaft entkommt aber den Schutz der Neunten Legion nicht lange genießen kann.

Es dauerte nämlich nur wenige Minuten bis der Zuschauer einen Geschmack der barbarischen Zustände und der Unbarmherzigkeit im Kampf der damaligen Zeit erhält. In rascher Aufeinanderfolge gibt es gleich zwei blutige Auseinandersetzungen zwischen den fremden Besatzern und den einheimischen, clever agierenden Widerständlern. Köpfe und andere Gliedmassen werden abgeschlagen, Arterien durchtrennt und Körper mit der scharfen Klinge geteilt. Zimperlich ging Marshall in seinen bisherigen Filmen nie zu Werke und so fließt bei brutalen Massenkämpfen das CGI-Blood in Strömen. Blitzschnell werden hier Legionen zerlegt, denn Marshall interessiert es vor allem wie sieben Überlebende im Feindesland dem Tode trotzen.

Besetzt ist die Schlachtplatte durchweg mit europäischen Darstellern, die bis auf wenige Ausnahmen alle von der britischen Insel kommen. Am bekanntesten dürften dabei Michael Fassbender und Dominic West sein, die nicht nur gemeinsam in Zack Snyders Testosteron-Actioner "300" (2006) auftraten sondern auch auf Solopfaden ihre Erfolge feierten. Fassbender war letztes Jahr in Tarantinos Ensemblefilm "Inglourious Basterds" zu sehen und wurde für sein einrucksvolles Spiel im Independentdrama "Hunger" gepriesen. Demnächst mit "Fish Tank" im Kino. West hatte u.a. eine Hauptrolle in der langjährigen, von der Kritik umjubelten, von Fans kultisch verehrten, amerikanischen Krimiserie "The Wire". Als Bösewicht sah man ihn 2008 im Actionkracher "Punisher: War Zone".

Wests Part als kumpelhafter General Virilus in "Centurion" ist leider nicht so üppig was insbesondere deshalb den ordentlichen Eindruck des Films trübt, weil Fassbender als Leader nicht 100%-ig überzeugt. Fassbender hatte schon vor einigen Jahren für eine Rolle in "Doomsday" vorgesprochen. Aus einer Zusammenarbeit wurde allerdings nichts. Überhaupt vermisst man mehr Szenen, die gruppendynamische Konflikte kreieren. Marshall hetzt lieber von einer bedrohlichen Situation in die nächste und baut dann an einer dramaturgisch etwas unglücklich positionierten Stelle eine Pause ein um uns und den verbliebenen Soldaten eine Verschnaufpause zu gönnen. Die kommt in Form einer blonden "Hexe" (Imogen Poots, 28 Weeks Later), die von den Picts ins Niemandsland verbannt wurde. Man ahnt schon, dass Marshall diesen Pit-Stop nicht umsonst macht.

Was aber besonders negativ ins Gewicht fällt ist das "Centurion" ein guter Schurke fehlt bzw. den dafür besetzten Rollen in der mit 93 Minuten ungewöhnlich kurzen Laufzeit - vergleichbare Historienstreifen sind deutlich länger - zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werden. Marshall konzentriert sich lieber auf die Kameraderie der Römer, die von den Picts unter Führung der stummen (!) Etain gejagt werden. Das aus der Ukraine stammende Ex-Model Olga Kurylenko spielt diese rachsüchtige Kampfamazone, die in der Jugend von Römern vergewaltig und der Zunge beraubt wurde. Kurylenko hat schon in der Vergangenheit in diversen Filmen mit hohem Actionanteil mitgespielt, darunter "Hitman - Jeder stirbt alleine", "Max Payne" und als Co-Star von Daniel Craig in dem James-Bond-Film "Ein Quantum Trost". Ohne Worte überzeugen vermag sie hier nicht und ihre kaum erinnerungswürdigen Kampfszenen gehen in der Vielzahl der Konfrontationen schlichtweg unter.

Da hofft man wenigstens darauf, dass Dänenexport Ulrich Thomson (z.Zt. im deutschen Krimitriller "Das letzte Schweigen" im Kino zu sehen) als Clanführer der Picts das Zepter energischer schwingt aber Marshall lässt ihn gar nicht erst aus seinem Camp. So sind die Gegner der Römer vorwiegend namenlose Figuren in einem von Rom organisierten Spiel das nicht zu gewinnen ist. Geschenkt wird einem nichts, wenn es ums nackte Überleben geht und sowohl Römer als auch Picts metzeln ohne Gnade. Quintus merkt allerdings ziemlich spät das sie, die für Rom töten, nur ersetzbare Schachfiguren sind um deren Schicksal sich keiner schert. Das schreit geradezu nach einem bitteren Ende aber Marshall lässt hierbei leider Konsequenz vermissen. Auf zwei erstklassige Regiearbeiten (Dog Soldiers, The Descent) folgen zwei ordentliche Produktionen (Doomsday, Centurion). Vielleicht knüpft Marshall ja mit den nächsten Projekten wieder an seine Topform an.

DVD (Pathé, PAL, Code 2, 93 min)

Der Film wird im 2.35 :1-Bildformat geliefert (anamorph). Der Ton liegt in englischer Sprache in DD5.1 vor, zusätzlich gibt es noch einen Track für die englische Audiodeskription. Englische Untertitel für Schwerhörige sind zuschaltbar. Die auf der britischen DVD befindlichen Extras umfassen ein informatives Making of (26 min), einige Deleted Scenes mit Erklärung vom Regisseur, ein paar wenig ergiebige Outtakes, zwei Fotogalerien und einen Audiokommentar mit Regisseur, Production Designer, Prosthetics Designer, Director of Photography. Der Audiokommentar ist nicht untertitelt.

Fantastisch mit Aufnahmen des eisigen schottischen Hochlandes bebildert liefert Neil Marshall einen mit blutigen Effekten garnierten, unabhängig finanzierten Actionfilm im Historiengewand. Auch wenn das Setting (es wurde kaum in einer Studiokulisse gedreht) authentisch wirkt ist die Geschichte selbst ist nicht so prickelnd inszeniert wie erhofft und so wird der Unterhaltungswert vieler amerikanischer, weitaus kostspieligerer Vorbilder (Braveheart, Gladiator, King Arthur) nicht erreicht. Was bleibt ist ordentliche Genreunterhaltung.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 18.08.2010

Centurion

(Centurion)

UK 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch (Gälisch). Länge: 93 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 23.04.2010 (UK). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Neil Marshall. Buch: Neil Marshall. Kamera: Sam McCurdy. Schnitt: Chris Gill. Musik: Ilan Eshkeri. Darsteller: Michael Fassbender, Dominic West, Olga Kurylenko, Noel Clarke, David Morrissey, JJ Feild, Axelle Carolyn, Riz Ahmed, Dave Legeno, Imogen Poots, Ulrich Thomsen.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih