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1974
Bilder © VCI
*** Boss Nigger
jack arnold


Die zwei Kopfgeldjäger Boss (Fred Williamson) und Amos (D'Urville Martin) sind auf der Suche nach Jed Clayton (William Smith) und seiner Bande. In einer Stadt, die Clayton regelmäßig ausbeutet, übernehmen sie trotz rassistischer Anfeindungen die Posten von Sheriff und Deputy .... und warten.

Drehbuch, Produzent, Hauptdarsteller - Fred "The Hammer" Williamson (Mean Johnny Barrows, Death Journey) zieht wieder (fast) alle Fäden in diesem Blaxploitation-Western, überlässt aber die Regie Jack Arnold mit dem er gerade erst den Krimi "Black Eye" abgedreht hatte. Arnolds Karrierehoch lag in den 50ern als er Kultstreifen wie "Gefahr aus dem Weltall", "Der Schrecken vom Amazonas" und "Tarantula" verantwortete. In den 60ern, 70ern und Anfang der 80er war er dann vorwiegend als Auftragsregisseur für Serien zuständig. In "Boss Nigger" schickt Arnold seinen Star und dessen Sidekick in ein Kaff, deren Einwohner z.T. noch nie einen Afroamerikaner gesehen haben und die Neuankömmlinge schon allein vom Hörensagen als schwarze Teufel verunglimpfen.

Der gängige Westernplot mit einem Fremden, der in die Stadt reitet und bald als ungeliebter Eindringling behandelt wird bekommt also durch die Hautfarbe der Protagonisten noch zusätzlichen Zündstoff. Ernst nimmt sich der Film deswegen aber nicht wird doch die exzessive Benutzung des N-Wortes mit grotesken Mitteln seiner Schärfe beraubt. Unsere beiden selbstbewussten Helden übernehmen ganz flott die vakante Stelle des Sheriffs und erlassen Gesetze, die auf einen respektvollen Umgangston abzielen. Wer nicht gehorcht wird eingebuchtet falls die Strafgebühr nicht bezahlt wird. Warum der Bürgermeister und die Stadtbewohner nicht dagegen aufbegehren hat zwei Gründe - erstens haben sie Boss und Amos schon in Aktion gesehen als sie drei Männer der Gang von Schurke Clayton umgelegt haben und zweitens haben sie mehr Angst vor Clayton.

Der Plot erinnert bis dahin stark an den Clint-Eastwood-Western "Ein Fremder ohne Namen", der knapp zwei Jahre vorher in den amerikanischen Kinos lief. Qualitativ kann sich Jack Arnolds Independentfilm nicht mit der Hollywoodstudioproduktion messen. Während Eastwood sich sein Westerndorf on Location extra bauen lassen konnte, mussten Williamson und Co. ihre Szenen aus Kostengründen auf dem noch verfügbaren Set der James Stewart/Henry Fonda-Westernkomödie "Geschossen wird ab Mitternacht" (OT: The Cheyenne Social Club, 1970) drehen. Schauspielerisch ist Eastwood natürlich auch ein anderes Kaliber und so sollten die Erwartungen diesbezüglich bei den Darbietungen in "Boss Nigger" deutlich heruntergeschraubt werden. Bis man sich an das hölzerne Spiel und das Abfeiern von klischeehaften Situationen und so manche auch witzig gemeinte Dialoge/Handlungen gewöhnt hat dauert es eine Weile aber dann zeigt diese durch Soulmusik (!) akustisch unterstützte Geschichte durchaus unterhaltsame Seiten.

Das schmale Budget des Films zeigt sich auch an den 08/15-Actionszenen, die weder aufregend choreographiert sind noch einen besonderen Schauplatz für die stattfindenden Schusswechsel aufweisen können. Williamsons kurzläufiges Gewehr mäht zwar jeden Gegner um während er am Zigarillo nuckelt aber so drastische visuelle Resultate wie in so manch anderem Blaxploitation-Streifen der 70er geht es dann doch nicht zu. Die Boshaftigkeit von William Smith, der den Widersacher von Williamson spielt, äußert sich primär durch rassistische Bemerkungen. Viele Szenen werden ihm leider nicht eingeräumt; erst im Schlussdrittel wird der Kampf Mann-gegen-Mann intensiviert. Smith hatte schon im Film "Hammer" das Vergnügen als Schurke gegen Williamson und D'Urville Martin (Dolemite) anzutreten.

"In 1972 I had just completed "The Legend of Nigger Charley" and "The Soul of Nigger Charley". I made this sequel that you are about to see. I used the "N" word to create sensationalism at the boxoffice, and all three films were a success. You have to remember that all who used that word against me in those films regretted it. Enjoy the movie. I approve the title and the song with dialogie intact." (Fred "The Hammer" Williamson, 2008)
- Textafel, die erscheint bevor der Film auf der DVD abgespielt wird.

DVD (Kit - Parker - Films / VCI Entertainment, NTSC, Codefrei, 93min)

Auf dem Cover der DVD wird behauptet, dass man die Abtastung des Films vom 35mm-Negativ vorgenommen hat. Das darf bezweifelt werden, denn das Bild wirkt eher so als wäre eine VHS-Kopie Vorlage gewesen - es ist unscharf und verwaschen, die Farben wirken unnatürlich. Immerhin wird das Bild im Original-Kinoformat geliefert (2.35:1, anamorph). Der englische Ton in DD 2.0 als einzige vorhandene Tonspur ist nicht immer gut verständlich. Untertitel hätten hier geholfen sind aber nicht vorhanden. Auch der Trailer wird im Kinoformat gezeigt, die Qualität ist aber noch schlechter als beim Hauptfilm. Weitere Extras sind ein Interview von 2008 mit Fred Williamson (27min; 16:9-Format) und zwei Featurettes mit Produzent Myrl Schreibman (8min + 4min; 4:3-Format).
Im Williamson-Interview erzählt der 70-jährige Ex-Footballer gewohnt selbstbewusst wie er kontrolliert seine Karriere in Sport und Film aufgebaut hat. Leider interessiert den Interviewer Joel Blumberg mehr die Footballkarriere Williamsons als genauer auf dessen Filme einzugehen. Über "Boss Nigger" z.B. wird kein Wort verloren. Dafür erzählt wenigstens einer der damaligen Produzenten einige Anekdoten vom Dreh und teilt seine aufrichtige Wertschätzung für Regisseur Jack Arnold mit.
Politisch korrekt wird auf dem DVD-Cover das N-Wort weggelassen, die Titelschrift im Film aber nicht verändert. Die Zeitangabe mit 87 Minuten Lauflänge ist falsch.

Nicht wirklich spannend aber trotzdem ein streckenweise unterhaltsamer B-Western mit abgekupfertem Plot, der sich nicht immer ganz ernst mit dem Thema Rassismus beschäftigt. Statt Indianern sind es diesmal Schwarze, die vom weißen Mann des Westens mies behandelt werden ... und dafür die Zeche zahlen. Der Film ist also nur für an Fred Williamsons oder Jack Arnolds Filmschaffen Interessierte zu empfehlen oder für den unerschütterlichen Genrefan.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 24.04.2011

Boss Nigger

USA 1974. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 93 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 26.02.1975 (USA). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Jack Arnold. Buch: Fred Williamson. Kamera: Robert Caramico. Schnitt: Eva Ruggiero, Gene Ruggiero. Musik: Leon Moore. Darsteller: Fred Williamson, D'Urville Martin, William Smith, R.G. Armstrong, Barbara Leigh, Carmen Hayworth, Carmen Zapata.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih