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2009
Bilder © TOBIS
**** Away we go - Auf nach irgendwo
sam mendes


Verona (Maya Rudolph) ist (ungeplant) schwanger. Im sechsten Monat. Für sie und Freund Burt (John Krasinski), beide Anfang 30, stellt sich jetzt die Frage wie sie die Herausforderung der Familiengründung bewältigen sollen. Und in welchem Umfeld ihre Tochter aufwachsen soll. Man beschließt kreuz und quer durch Amerika (und sogar nach Montreal) zu reisen um die Verwandtschaft und Freunde von früher zu besuchen und sich ein Bild zu machen wie ihr künftiges Leben aussehen könnte.

Großeltern sind schon eine feine Sache, wenn sie in der Nähe wohnen und sich um ihre Enkelkinder kümmern, wenn die Eltern mal keine Zeit haben oder überfordert sind. Ein Kind großziehen ist keine leichte Sache und für die schwangere Verona ist die Präsenz der Eltern von Freund Burt eine wichtige Absicherung. Darum sind sie nach Colorado gezogen. Doch dummerweise haben die Großeltern in spe jetzt andere Pläne - für zwei Jahre nach Belgien auswandern. Da Veronas Eltern bereits verstorben sind müssen andere Bezugspersonen her. Und die sind übers ganze Land, sogar bis nach Kanada verstreut.

Die erste Viertelstunde von Sam Mendes (American Beauty, Zeiten des Aufruhrs) neuem Film gibt den Ton an für das was noch kommen wird. Und da lohnt es sich den Protagonisten bei ihrer abwechslungsreichen Reise die vollste Aufmerksamkeit zu schenken, denn die Personen deren Wege sie kreuzen sind komisch, schrullig, abgedreht. Sie begegnen dem ganz normale Wahnsinn und werden mit den unterschiedlichsten Methoden zum Familienmanagement konfrontiert. Dafür schart Mendes eine illustre Schar an wunderbar agierenden Schauspielern um sich, die in ihren Nebenrollen äußerst einprägsam sind.

Seien es Jeff Daniels (State of Play - Stand der Dinge) und Catherine O'Hara (Kevin allein zu Haus), die ihren zweiten oder dritten Frühling im Ausland verbringen wollen, etwas was sie schon lange vor hatten und selbst die Geburt ihres Enkels nicht verhindern wird. Oder Veronas frühere Kollegin Lily, gespielt von der großartigen Allison Janney (TV's West Wing), die vor ihren eigenen Kindern so offenherzig und unverklemmt redet, dass es einem fast die Socken auszieht. Auf ihrer Reise treffen Verona und Burt auch Ellen, eine Bekannte von Burt, die sich jetzt LN nennt und völlig im New-Age-Wahn aufgeht. Maggie Gyllenhaal (The Dark Knight) überrascht in ihrer Rolle dabei mit äußerst eigenwilligen Erziehungsmethoden.

All diese Begegnungen, so abgefahren oder irritierend sie auch sein mögen, versorgen dieses charmante kleine Roadmovie mit viel Herzlichkeit und Humor, was nie aufgesetzt oder unnatürlich wirkt. Bei ihrem ersten gemeinsamen Drehbuch schafft es das Ehepaar Dave Eggers/ Vendela Vida durch ein feines Gespür für die Komik in Alltagssituation als auch den ernsten Momenten im Leben eine glaubwürdige Geschichte zu konstruieren. Das liegt vor allem auch an der Wunschbesetzung der Autoren für ihre erdachten Figuren. John Krasinski hat seinen subtilen Humor ja in der Rolle des Jim Halpert in der TV-Serie "The Office" verfeinert, was ihm hier zu gute kommt.

Er hat in Kinofilmen bereits an der Seite von Robin Williams, Eddie Murphy und George Clooney gespielt, muss aber in "Away we go" jetzt alleine seine Fähigkeiten als Leading Man unter Beweis stellen. Das gelingt gut, weil er prächtig mit Maya Rudolph harmoniert. Die hat in unzähligen Folgen der US-Comedy-Serie "Saturday Night Live" ihr komisches Talent unter Beweis gestellt, übernimmt in ihrer ersten Hauptrolle in einem Kinofilm aber den ernsteren, mehr nachdenklichen Part. Das setzt einen interessanten Kontrast zum optimistischen, aber etwas naiven Burt, der alles dafür tut die Liebe seines Lebens von trüben Gedanken zu befreien und das Abenteuer Familie mit all seinen Komplikationen als machbare Herausforderung zu begreifen.

"Away we go" gehört im übrigen zu den ersten amerikanischen Filmproduktionen, die den Umweltschutz ernst nehmen. Da wurde während der Dreharbeiten in Connecticut, Florida und Arizona nach den Richtlinien der Initiative "Going Green" gelebt (Bio-Kraftstoff, Recycling, Auswahl des Filmmaterials, Niedrigenergie-Waschmaschinen, etc.). Sparen kann man also auch am (Independent)-Filmset. Ob da ein Big-Budget-Filmer wie Michael Bay mitmacht und auf ein paar Explosionen verzichtet ?

Nach dem schweren 50er-Jahre-Drama "Zeiten des Aufruhrs" widmet sich Regisseur Mendes nun einer leichten, unterhaltsamen Komödie, die mit einer großartigen Besetzung bis in die Nebenrollen begeistert. Ein Roadmovie voller skurriler Momente.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 01.09.2009

Away we go - Auf nach irgendwo

(Away we go)

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 98 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 05.06.2009 (USA) 15.10.2009 (D). Budget: 17 Mio. USD Einspiel: 9.45 Mio. USD (USA) Regie: Sam Mendes. Buch: Dave Eggers, Vendela Vida. Kamera: Ellen Kuras. Schnitt: Sarah Flack. Musik: Alexi Murdoch . Darsteller: John Krasinski, Maya Rudolph, Carmen Ejogo, Catherine O'Hara, Jeff Daniels, Allison Janney, Jim Gaffigan, Samantha Pryor, Maggie Gyllenhaal, Josh Hamilton, Chris Messina, Melanie Lynskey.
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