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2008
Bilder © 20th Century Fox
** Akte X - Jenseits der Wahrheit
chris carter


Als sich das FBI auf der Suche nach einer verschwundenen Agentin nicht mehr zu helfen weiß, wird der mit dem Paranormalen bestens vertraute Ex-Kollege Fox Mulder (David Duchovny) zu Hilfe gerufen. Der lässt sich aber nur unter einer Bedingung aus dem erzwungenen Ruhestand locken. Dr. Dana Scully (Gillian Anderson) soll ihn bei dem Fall unterstützen.

Wenn man die beiden Protagonisten, David Duchovny und Gillian Anderson, aus der Vogelperspektive in einem Ruderboot auf eine Insel zusteuern sieht dann ist der Fall gelöst, die ungemütliche Dunkelheit erst mal abgeschüttelt. Ein Winken ist auch erlaubt. Diese letzte Szene werden die meisten der Kinobesucher nicht mehr sehen befindet sie sich doch im Abspann des Films nur wenige Sekunden bevor der Copyright-Hinweis erscheint. Das Winken mögen manche als ein ‚Auf Wiedersehen und bis bald deuten' . Wünschen mag man es den Darstellern nicht, denn ihre Rückkehr nach 6 Jahren in die Charakterhüllen der FBI-Agenten mit ungewöhnlichen, mit konventionellen Denkansätzen nur schwer erklärbaren Fällen, wird spannungslos und wirr inszeniert. Verantwortlich dafür ist dabei nicht ein x-beliebiger Drehbuchschreiber sondern Serienerfinder Chris Carter selbst, der sich mit Frank Spotnitz (auch an 154 TV-Folgen beteiligt) eine Geschichte zusammenschusterte, die krampfhaft bemüht ist die reaktivierten Bundesbeamten mit interessanten Situation zu konfrontieren und sie entsprechend reagieren zu lassen.

Schon 1998 gab es bereits einen Kinoausflug von Mulder und Scully, der einer Geschichte folgte, die zwischen Staffel 5 und 6 der von 1993 bis 2002 laufenden Mystery-TV-Serie angesiedelt war. Damals war der Hype noch größer, waren die Fans insbesondere an der Beziehung zwischen den FBI-Agenten interessiert sowie der Beantwortung so mancher offener Verschwörungsfragen. Und der von Rob Bowman (Elektra) inszenierte Film sorgte damals für kurzweilige, spannende Unterhaltung, auch dann wenn man die Serie nicht besonders gut kannte. Kommerziell rechnete sich das Wagnis ebenfalls dieses Serienphänomen im Spielfilmformat zu produzieren. Die Neuauflage 2008 wirkt aber gerade für einen Neueinsteiger in die Welt des ungewöhnlichen Ermittlerduos weit weniger zugänglich und entpuppt sich vielmehr wie eine Überlange TV-Episode. Im Gerüst einer Serienstaffel wäre die Folge weniger der Rede wert gewesen - schlechte Folgen kann sich eine erfolgreiche Serie schon mal leisten und gab es auch bei den 202 Folgen Akte X. Als eigenständiger Kinofilm steht aber die Geschichte unausweichlich im Brennpunkt der Aufmerksamkeit des Betrachters und kann sich nicht zwischen anderen Folgen verstecken.

Die Frage, die sich stellt, ist die gleiche wie zuletzt bei ‚Sex and the City'. Interessiert es überhaupt noch jemanden, was die Figuren einer populären über mehrere Jahre hinweg im Fernsehen ausgestrahlten Serie heute tun ? Ist die Fanbasis noch so stark, dass ein Millionbudget sich am Ende finanziell auszahlt ? ‚Sex and the City', von vielen Kritikern verrissen, wurde zum Bestseller und verbucht bis heute ein weltweites Einspiel von über 350 Millionen Dollar, mehr als das 5fache der Produktionskosten. Von solch einem Einspiel können Chris Carter und Produktionsstudio 20th Century Fox nur träumen. Selbst Duchovnys Interesse an der Figur Fox Mulder war in den letzten beiden Staffeln der Serie, 8 und 9, nur sporadisch vorhanden, so tauchte er nur noch in 15 von 41 Folgen auf. Warum er sich nun auf eine uninspirierte Rückkehr eingelassen hat könnte man sich beim Blick auf seine Filmographie schon denken. Wie viele Serienschauspieler haben es auch Duchovny, Anderson und auch die Damen aus ‚Sex & the City' schwer den Erfolg einer Serie auf Nachfolgeprojekte zu übertragen. Zu sehr identifiziert das Publikum die Schauspieler mit den beliebten Serienfiguren und ist für neue Abenteuer kaum zu haben. Duchovny war zuletzt in einer Nebenrolle des schwachen Dramas ‚Things we lost in the fire' im Kino zu sehen, Andersons ‚Straightheads' wanderte gleich in die Videotheken.

Allein der Ausgangspunkt der Geschichte gestaltet sich so wie man es nicht anders erwartet. Scully ist in ihren Beruf als Ärztin zurückgekehrt und versucht todbringende Krankheiten zu heilen. Mulder hängt als vollbärtiger Einsiedler alten Verschwörungstheorien nach (das Bild der Schwester ist immer noch ein Blickfang) während er Zeitungen zerschnippelt und Sonnenblumenkerne knabbert. Ein fröhliches Miteinander der beiden gab es die Jahre zuvor nicht, denn auch wenn Scully angezogen wird von der Hartnäckigkeit und Sturheit von Mulder, ist es doch die Furcht wieder in die dunkle Welt ihres Ex-Kollegen hineingezogen zu werden. Diesen Lebensabschnitt hat sie hinter sich gelassen und will eigentlich nur zwischen Mulder und dem FBI, verkörpert durch Mulder-Fan Whitney (in einer oberflächlichen Nebenrolle: Amanda Peet, Mein Kind vom Mars), vermitteln. Doch Mulders bittender Blick und seine in Dackelfalten gelegte Stirn zeigen Wirkung und Scullys Aufmerksamkeit beim Durchforsten der Fall-Akten sind später auch Schlüssel zur Lösung eines ungeheuerlichen Verbrechens in Frankenstein'schen Dimensionen.

Das Problem an ‚Akte X-Jenseits der Wahrheit' liegt aber nicht daran, dass sich die Protagonisten nicht mehr in ihre Rollen einfinden können, sondern am zerfahrenen Script und uninspirierter Regieführung von Chris Carter. Der hat bisher nur bei einigen Episoden seiner Mystery-Serie Regie geführt und man hat den Einruck, dass er hier beim Kinofilm mit der Dreifachbelastung (er produziert auch noch) überfordert ist. Die Dramaturgie ist schleppend inszeniert und nimmt nie richtig an Fahrt auf - da nutzt eine Verfolgungsjagd zu Fuß auch wenig. Zudem ist der Aufwand der Charakterisierung von Mulder und Scully recht unausgewogen zugunsten von Scully gestaltet. Ihre Arbeit als Ärztin in einem katholischen Krankenhaus nimmt als Nebengeschichte viel zu viel Platz ein, lenkt von der Suche nach der verschwundenen FBI-Agentin ab, stört einen vernünftigen Spannungsaufbau. Gerechtfertig wird diese Exkursion in das Leben von Dr. Dana Scully dann zwar schon noch, doch das wirkt eher fadenscheinig. Vielleicht wollte Carter auch was für die Fans tun, einfach nur Versäumtes nachholen und Anderson etwas (mehr) zu tun geben.

Die Ideen für Duchovnys Figur scheinen ihm jedenfalls ausgegangen zu sein, denn wie üblich ist Mulder derjenige, der dem Medium (verkörpert vom britischen Schauspieler/Comedian Billy Connolly, Boondock Saints) und dessen Visionen Glauben schenkt. Dieses Medium ist auch ausgerechnet ein überführter pädophiler Ex-Priester ! In dieser Alibi-Figur des um Vergebung bittenden Gottesmannes vereint Carter dann alles Mysteriöse, Unerklärbare und Abstoßende als Kompensation für mangelnde Regierungsverschwörungen. Für das Sci-fi-Element mit Frankenstein-Anleihen und abgetrennten und wieder angenähten Körperteilen müssen skrupellose russische Forscher den Kopf hinhalten. So steuert der Film auf ein Finale hin, dass in standardisierten wer-rettet-wen-Pfaden verläuft und das unterschwellige Motto des Films - nicht aufgeben - hollywoodgerecht belohnt. Ist der Vorhang dann gefallen wünscht man sich, dass die Dunkelheit Scullys Insel nie erreicht und die Akten jetzt endlich aber wirklich geschlossen werden.

Das 90er-Jahre FBI-Ermittler-Traumduo für die ungewöhnlichen Fälle, Mulder & Scully, kehrt in einer faden, spannungsarmen und unspektakulär erzählten Story noch einmal aus dem Ruhestand zurück um ihrem ehemaligen Arbeitgeber unter die Arme zu greifen. Eine Rückkehr, die wenig unterhält und zeigt, dass es nun wirklich nichts mehr neues zu erzählen gibt. Aber das ahnten ja manche schon als die Serie 2002 nach 9 Staffeln (1993-2002) eingestellt wurde.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 22.07.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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