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2009
Bilder © 20th Century Fox
** Zahnfee auf Bewährung
michael lembeck


Derek Thompson (Dwayne Johnson) ist Eishockeyspieler und ein Held für seine Anhänger. Zum großen Spieler hat er es selbst nicht gebracht und so ist sein Umgang mit den jungen Fans nicht gerade optimal. Statt sie bei ihrem Berufswunsch zu ermutigen und zu unterstützen zerstört er jeden Optimismus im Ansatz. Als er der Tochter seiner Freundin die Illusion der Zahnfee zerstört bringt er damit das Fass zum Überlaufen. Eine himmlische Macht nimmt sich seines Fehlverhaltens an.

Die Komödie hat es dem Ex-Wrestling-Superstar Dwayne "The Rock" Johnson angetan. Statt sich mit Gerard Butler und Jason Statham um den Thron des Actionkönigs von Hollywood zu prügeln macht der muskelbepackte Hüne lieber Filme für die Familie und die lieben Kids. In "Welcome to the Jungle" hat ihm Arnold Schwarzenegger quasi per Handschlag die Zukunft der Actionkomödie übergeben. Sieben Jahre später müssen wir dem mit Zahnpastalächeln ausgestatteten Hoffnungsträger im Tutu mit Engelsflügeln erleben wie er 1-Dollar-Geldscheine unter dem Kopfkissen glaubender Kinder gegen ausgefallene Milchzähne tauscht.

Es ist eine märchenhafte Geschichte in der Johnson unter der Führung von Regisseur Michael Lembeck (Santa Clause 3 - Eine frostige Bescherung) agiert und der Kinder wegen sein eigenes Image als Kampfkoloss wieder mal aufs Korn nimmt. Das kann er auch ganz gut und in ein paar Szenen führt das auch zum Schmunzeln. Aber langsam wird diese Masche auch langweilig, denn haben wir das nicht so oder ähnlich in "Die Jagd zum magischen Berg" und "Daddy ohne Plan" zur Genüge erlebt ? Johnson spielt also wieder den toughen Kerl mit Herz, der mit dem Spitznamen "Zahnfee" durchs Leben geht, weil er Bodychecks austeilt, die Zähne kosten (können) und fröhlich Strafminuten sammelt.

Eishockey ist eine harte Sportart doch da wir uns hier einen Familienfilm ansehen wird das alles natürlich weich verpackt. Zahnfee Derek Thompson erzürnt nun also himmlische Mächte, die sich um die Erhaltung der Wünsche, Träume und Ambitionen der Kinder sorgen. Thompson hingegen ist Realist, gebrandmarkt durch eigene Pleiten im Leben und als wenig einfühlsame Vaterfigur der Kids seiner Freundin (gespielt von einer unterforderten Ashley Judd, die erst kürzlich in "Helen" überzeugte) mit pädagogischen Mängeln behaftet. Keine geringere als Julie Christie, Star diverser Musicalfilmklassiker wie "Sound of Music" (1965) und "Mary Poppins" (1964) muss ihn also Belehren. Wer könnte besser für den Erhalt der Fantasie kämpfen als sie ?

Wem die Flügel am Wrestler wenig Grund zum Lachen geben für den hält das Drehbuch noch einen Sidekick bereit, gespielt von Stephen Merchant. Der Brite hat zusammen mit Ricky Gervais diverse Comedyprogramme (z.B. The Office, Extras) auf den Weg gebracht hat. Leider hat er als heimlich unzufriedener Angestellter ohne Flügel das Zeug zur Nervensäge und so mancher seiner Gags läuft ins Leere. Wie überhaupt viele Szenen einfach nur albern und viele Ideen aus anderen Filmen zusammengeklaut sind. Die Zwangsaufgabe zur Rehabilitation als Zahnfee zu arbeiten hält nämlich auch ein paar Tricks bereit.

Da gibt es ein Zauberpulver, das Erinnerungen löscht (siehe vergleichbares bei "Men in Black"), denn keiner darf die Zahnfee wirklich sehen. Oder man kann sich auf Pantoffelhöhe schrumpfen um besser in Wohnungen eindringen zu können (wenn da mal nicht Mrs. K um die Ecke flitzt). Oder noch besser - unsichtbar sein! Ein echter Komiker hat sich auch noch in den Film verirrt - Billy Crystal (Reine Nervensache) als die Feeversion von Waffenmeister Q aus den Bond-Filmen. Diesen Auftritt als Highlight zu beschreiben wäre allerdings etwas gewagt, denn die 100 Minuten Spielzeit plätschern eher auf der unteren Unterhaltungsebene dahin.

Die Message des Films sich nie seiner Träume berauben zu lassen und sie anderen nicht zu stehlen wirkt dann auch altbacken und wird heutzutage wohl kaum einen Sechsjährigen vom Hocker reißen. Es sei denn er glaubt tatsächlich noch an den Klapperstorch, den Weihnachtsmann und den Osterhasen. Verbrochen hat die Geschichte im übrigen der Schauspieler Jim Piddock, der auch schon ein paar Drehbücher geschrieben hat, die verfilmt wurden. Z.B. die unterschätzte Samuel L. Jackson / Eugene Levy - Komödie "Cool & Fool - Mein Partner mit der großen Schnauze". Piddocks Zahnfee-Vorlage wurde übrigens von fünf weiteren Autoren für die Leinwand aufbereitet.

Dwayne Johnson lächelt wie ein Weltmeister, stolpert sich als beflügelter Dollarnotenverteiler durch ein langweiliges, recht albernes, vorhersehbares Märchen und mutiert zum perfekten Familienmensch. Selbstironie hin oder her aber langsam sollte The Rock mal öde Kinderfilmdrehbücher beiseite legen und in Arnies Sinne die Leinwand aufwirbeln. Vielleicht ja schon diesen Oktober an der Seite von Mark Wahlberg und Will Ferrell.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 02.02.2010

Zahnfee auf Bewährung

(The Tooth Fairy)

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 101 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 22.01.2010 (USA) 18.03.2010 (D). Budget: 48 Mio. USD Einspiel: 26.6 Mio. USD (USA) 52 Mio. USD (weltweit) Regie: Michael Lembeck. Story: Jim Piddock. Screenplay: Lowell Ganz, Babaloo Mandel, Joshua Sternin, Jeffrey Ventimilia, Randi Mayem Singer. Kamera: David Tattersall. Schnitt: David Finfer. Musik: George S. Clinton. Darsteller: Dwayne Johnson, Ashley Judd, Stephen Merchant, Ryan Sheckler, Seth MacFarlane, Julie Andrews, Chase Ellison, Destiny Whitlock, Brandon T. Jackson, Billy Crystal.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih