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2013

Bilder © Paramount
** World War Z
marc forster


Eine Welle von Zombies überrollt die Länder unserer Erde. Ein amerikanischer Ex-Ermittler der Vereinten Nationen soll sich auf die Suche machen um Patient Zero und die Ursache des Virus zu finden, der Menschen nach dem Todesbiss innerhalb von 12 Sekunden in blutrünstige Kreaturen verwandelt.

Nichts bekommt man umsonst im Leben, schon gar nicht in einer Krise. Das erfährt auch der ehemalige UN-Angestellte Gerry Lane (Brad Pitt, Inglourious Basterds), der sich eigentlich der Familie wegen in Frührente begeben hat, jetzt aber eben jene Familie wieder verlassen muss um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Das Schiff, dass ausgewählten, nicht infizierten Personen als Zuflucht dient, hat nämlich schnell die Kapazitätsgrenze erreicht und Lanes Frau (TV-Serien-Darstellerin Mireille Enos, Big Love) und die Kinder dürfen nur bleiben, wenn er um die Welt jettet und zur Lösung des Z-Problems beiträgt. Also macht sich unser langhaariger Held mit ein paar bewaffneten Begleitern und einem Wissenschaftler Richtung Südkorea auf den Weg, was ihnen die Begegnung mit einem schrägen Ex-Geheimdienstler der CIA (David Morse mal wieder nur in einer Minirolle) und einige menschliche Verluste einbringt. Denn wir lernen in diesem Film, dass die Gattung Z äußerst geräuschempfindlich ist und gepaart mit ihrer Schnelligkeit (Alt-Zombiemeister George A. Romero mag da wieder ungläubig die Augen verdrehen) ein Entkommen oft nur schwer möglich ist. Dass Rudelbildung der Zs eine weitere Spezialität ist, die besonders praktisch ist um Mauern zu überwinden können wir sehen, wenn die Spurensuche Lane nach Jerusalem führt von wo es dann nach einer dramatischen Flucht mit dem Flieger (und ungebetenen Gästen im Gepäck) nach Cardiff, Wales, geht.

Der von Bond-Regisseur Marc Forster (Ein Quantum Trost) inszenierte "World War Z" beruht auf dem Bestseller von Max Brooks (World War Z: An Oral History of the Zombie War) und hat formal viele gute Zutaten um einen spannenden Zombie-Reißer auf die Leinwand zu bringen. Denn die Zombies lauern überall – im Stadtstau, auf offener Straße, auf scheinbar sicherem Militärgelände oder in der Businessclass vom Flugzeug. Doch Brad Pitt als Mann mit unglaublich vielen Schutzengeln übersteht jede noch so brenzlige Situation fast unbeschadet, selbst ein buchstäblicher Sturz aus den Wolken kann ihn nur kurzfristig bremsen. Das ist dann doch zuviel des guten und langweilt auf die Dauer. Der Held spult sein Pensum ab. Bravo! Hastet der Protagonist also von Ort zu Ort so wurde aber die Produktion dieses letztlich als Gesamtpaket leider wenig beeindruckenden Sammelsuriums an Zombiesituationen ausgebremst (vier verschiedene Autoren werkelten an Drehbuch & Screenplay, u.a. sollte der magische Touch des gefragten Damon Lindelof den Film retten). Berichte über Unstimmigkeiten am Set und Reibereien zwischen Star Pitt (der mit seiner eigenen Firma auch den Film produzierte) und Regisseur Forster verbannten die Macher noch ins Land der Märchen. Dass 20 Mio. Dollar zusätzlich in ein neu gedrehtes finales Filmdrittel investiert wurde gab man allerdings doch zu. Diese Cardiff-Sequenz in einem Forschungslabor (mit Moritz Bleibtreu als Arzt der Weltgesundheitsorganisation !) ist auch recht geglückt, wahrscheinlich sogar die einzig prickelnde Szene des gesamten Films. Was man allerdings nicht von jeder computeranimierten Effektesequenz behaupten kann (z.B. wenn es um die Darstellung von Zombiemassen geht ist deren Künstlichkeit unverkennbar). Da ist man dann doch etwas enttäuscht. Nichts geht über praktische Effekte.

Was aber noch ärgerlicher ist, dass in einem Film mit düsterem Thema wie hier – immerhin sprechen wir von einer Zombie-Apokalypse – der Film so geschnitten wurde, dass er für eine Altersgruppe in Amerika ab 13 Jahren geeignet ist. D.h. der Krieg mit Zombies ist relativ blutleer, immer wenn es ernst wird dreht die Kamera ab oder es wird umgeschnitten – Goreeffekte verkneift man sich. Den Film an sich hätte das vermutlich aber auch nicht mehr gerettet doch immerhin gäbe es nicht den faden Beigeschmack, dass hier der Kommerzgedanke wieder mal Oberwasser hatte, man ein Massenpublikum nicht verschrecken wollte. Die Strategie der Studiobosse hat sich allerdings ausgezahlt und „World War Z“ startete trotz aller Negativschlagzeilen in den USA weitaus besser als erwartet. Sofort wurden die Planungen für eine Fortsetzung in Gang gesetzt. Vom inhaltlichen überrascht das nicht, denn das offene Ende dieser ersten Betrachtung des Z-Krieges deutet ja schon an, dass die gesamte Menschheit noch nicht gerettet ist.

Selbst die Zombies im TV heutzutage sind garstiger und sorgen für spannende Unterhaltung mit Gore-Effekten, die der Horrorfan verdient. „World War Z“ dagegen ist ein zahnloser Tiger, den man gleich zurück in seinen Käfig schicken sollte. Schrecken verbreitet der jedenfalls nicht in dem Maße wie man es erwarten darf.

Text © Markus Klingbeil
22.07.2013

World War Z

USA 2013. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 116 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 21.06.2013 (USA) 27.06.2013 (D). Budget: 190 Mio USD. Einspiel: 187 Mio USD (USA) 456.4 Mio USD (weltweit) Regie: Marc Forster. Romanvorlage: Max Brooks. Screenplay: Matthew Michael Carnahan, Drew Goddard, Damon Lindelof. Story: Matthew Michael Carnahan, J. Michael Straczynski. Kamera: Ben Seresin, Robert Richardson (Re-Shoots). Schnitt: Roger Barton, Matt Chesse. Musik: Marco Beltrami. Darsteller: Brad Pitt, Mireille Enos, Daniella Kertesz, James Badge Dale, Ludi Boeken, Matthew Fox, Fana Mokoena, David Morse, Elyes Gabel, Moritz Bleibtreu.
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