In sechs unabhängigen Episoden wird die Leidensfähigkeit des Menschen gezeigt und was passiert, wenn der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt.

Wer ein Faible für schwarze Komödien hat, der ist mit der Sichtung dieses argentinischen Kassenhits bestens beraten. Der kreative Kopf hinter diesen wilden Geschichten heißt Damián Szifrón, hat in seinem Heimatland bereits große Erfolge mit Fernsehserien vorzuweisen (Regie/Drehbuch) und liefert nun seinen dritten Kinofilm ab. Dass dieses kreative Werk auch in Deutschland einen Verleih gefunden hat liegt sicher auch daran, dass es im Mai 2014 beim Filmfestival in Cannes seine Weltpremiere hatte und von Kritik und Publikum äußerst positiv aufgenommen wurde. Den Siegeszug in Argentinien (dort mittlerweile mit 3.4 Mio. verkauften Tickets dritterfolgreichster Film aller Zeiten; hinter Titanic und Ice Age 4) trat „Relatos salvajes“ (Originaltitel) erst später, im August an. Mittlerweile gab es sogar eine Oscarnominierung als bester ausländischer Film. Was passiert nun also in diesen Geschichten ? In „Pasternak“ bemerken die Flugzeuginsassen eines Linienflugs, dass sie nicht zufällig hier gemeinsam sitzen und für Taten aus der Vergangenheit büßen müssen. In „die Ratten“ geht es auch um eine Abrechnung, diesmal aber ergibt sich das Aufeinandertreffen zweier Frauen mit einem Mann in einem Restaurant zufällig und endet ziemlich garstig.

Highlight des Episodenreigens ist aber die Geschichte „Strasse zur Hölle“. Ein Mann im schnellem deutschen Nobelschlitten ärgert sich über eine vor ihm dahinschleichende Schrottkarre, die einfach nicht den Weg freigeben will. Irgendwie schafft er es dann doch, ist genervt, zeigt den Stinkefinger und fühlt sich als Sieger … bis er eine Reifenpanne hat und sein Straßenfeind inklusive Fahrer nach wenigen Minuten aufholt und sehr, sehr unangenehm wird. Ein Schauspieler, den wir fast schon regelmäßig in unseren Kinos sehen spielt in der nächsten Erzählung die Hauptrolle. Ricardo Darin, bekannt aus „Ein Freitag in Barcelona“ (2012), „Chinese zum Mitnehmen“ (2001) und dem argentinischen Oscargewinner „In ihren Augen“ (2009) regt sich über die Willkür eines Abschleppdienstes auf, der ihn Zeit, Geld und Nerven kostet sowie Krach mit der eigenen Familie beschert. Ein Bürger der mit drastischen Mitteln sein Recht vertritt und seinem Jetzt-reichts-Auftritt an Michael Douglas in „Falling Down“ (1993) erinnert. Betitelt wird das ganze Geschehen „Bombita“, weil der Protagonist ein Sprengstoffexperte ist. Es wird krachen!

Um Korruption und Habgier und einen Fall von Fahrerflucht geht es in „Die Rechnung“. Der Gärtner ist selten der Mörder, hier hat er auch keiner Fliege etwas zu Leide getan aber der schnöde Mammon verleitet zu dummen Ideen insbesondere, wenn ein reicher Mann seine Familie schützen will. Um jeden Preis ? Zu guter Letzt gibt es eine böse Hochzeitsgeschichte: „Bis dass der Tod uns scheidet“. Es sollte ein so glücklicher Tag werden aber weil plötzlich ein Grund zur Eifersucht besteht führen die Umstände zu eine Spirale der Gewalt – nicht nur seelischer Natur. Die große Zerreißprobe, die das Paar für immer binden oder böse zerstören wird. Dass dieser Reigen an schrägen Geschichten überhaupt zum Kinofilm wurde liegt daran, dass der Regisseur zwei Jahre versucht hat vergeblich ein anderes Projekt – einen Sci-Fiction-Film – zu realisieren. Ideen, die er während dieser Zeit hatte, hat er nicht verworfen sondern in Kurzgeschichten gesammelt. Spaniens Kultregisseur Pedro Almodóvar war begeistert und wird als einer der Produzenten von „Wild Tales“ aufgeführt.

Nicht jede Kurzgeschichte ist grandios aber wenn Regisseur Szifrón „den zügellosesten Ausschweifungen seiner Fantasie“, wie er es nennt, frönt, dann ist man als Zuschauer überrascht und hat seinen Spaß.