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1989
Bilder © Fox Lorber
**** Violent Cop
takeshi kitano


Cop Azuma (Takeshi Kitano) hat keinen guten Ruf, denn seine Methoden sind nicht zimperlich. Aber sie bringen Resultate und deswegen ist er auch noch nicht aus dem Dienst entlassen worden. Für seinen neuen Fall, der Tod eines Drogendealers, wird ihm ein unerfahrener Kollege zur Seite gestellt.

Takeshi Kitano ist ein Superstar in Japan und in seinem Heimatland vorwiegend als Comedian durchs Fernsehen bekannt. "Takeshi's Castle" ist nur eine der vielen Spielshows, die er moderierte. Seine erste nennenswerte Kinorolle spielte er 1982 in "Merry Christmas Mr. Lawrence" unter der Regie von Nagisa Oshima (Im Reich der Sinne). Dass er 1989 selbst zum ersten Male bei "Violent Cop" Regie führte lag an dem Umstand, dass der ursprüngliche Regisseur Kinji Fukasaku (Battle Royale) kurzfristig nicht mehr verfügbar war. Um das Projekt nicht platzen zu lassen ließ sich Kitano überreden und machte aus der Drehbuchvorlage einen harten, düsteren Krimi, der ihn selbst als Darsteller in einem anderen Licht erschienen ließ.

Dass mit Azuma, der von Kitano verkörperten Hauptfigur, nicht zu spaßen ist lernen wird gleich in den Anfangsminuten des Films. Er misshandelt einen jugendlichen Straftäter und zwingt ihn sich selbst für seine Tat - ein Obdachloser wurde brutal zusammengeschlagen - bei der Polizei anzuzeigen. Noch härter geht Azuma mit richtigen Gangstern ins Gericht um Informationen zu erhalten und Hintermänner zur Strecke zu bringen. Kitanos Figur agiert dabei scheinbar emotionslos, abgestumpft und gewissenlos. In manchen Momenten wird er aber auch zum Schelm, wenn er den jungen, unerfahrenen Kollegen Kikuchi, gespielt von Makato Ashikawa (in folgenden Jahren oft in Kitanos Filmen zu sehen), in seine Arbeitsmethoden einweiht. Als Zuschauer ist man dann hin- und hergerissen ob man mitschmunzeln soll oder nicht, denn Azumas Humor ist milde gesagt schon sehr eigen.

Aber jeder Mensch hat einen Schwachpunkt und auch der Protagonist eine softe Seite. Seine Schwester Akari (Maiko Kawakami, Angel Guts 6) ist geistig etwas zurückgeblieben, verhält sich sehr naiv und vertrauensselig. Azuma kümmert sich um sie, legt sich mit jedem an, der sie ausnutzen will oder schlecht über sie redet. In einer Szene ist der Gesetzeshüter kurz davor einen (in dem Moment) wehrlosen Gangster zu erschießen, da der seine wunde Stelle entdeckt hat und ihn damit provoziert. Auch wenn die Methoden des Cops (selbst Drogen werden dem Verdächtigen ohne Skrupel untergeschoben) keine Sympathien verdienen schafft es Kitano als Regisseur dem Publikum Verständnis für die Handlungen von Kitanos Antihelden abzuringen. Ein Polizist kämpft mit genauso harten Mitteln wie seine Gegner, die durch einen Polizistenmord, ausgerechnet ein vom rechten Pfad abgekommener Freund von Azuma, die Gewaltspirale weiter verschärfen.

Im Gegensatz zu amerikanischen Genreproduktionen filmt Kitano seine Geschichte in vielen lange andauernden Sequenzen ohne Unterbrechung, ohne Hektik, spielt regelrecht mit den Erwartungen des Publikums und schafft damit eine ganz eigene Dynamik. Nichts wirkt hier übertrieben oder gestellt, vielmehr laufen die Szenen unspektakulär ab - Kitano braucht keine Spannungsmusik um Dramatik zu erzeugen - als wäre dieser vorgestellte Fall vergleichbar mit jedem anderen Mordfall. Doch immer wieder überrascht uns die Inszenierung Kitanos mit plötzlichen Stimmungswechseln, vorwiegend ausgehend von Protagonist Azuma und der Film wird zunehmend gewalttätiger. Allerdings nicht unter einer comichaften durchchoreographierten Schablone wie sie John Woo gerne in seinen 80er-Jahre-Actionfilmen verwendete sondern Kitanos Gewaltszenen wirken nüchtern, abgeklärt und damit auch unbequemer und gar nicht cool.

In einer kleinen Rolle als drogensüchtiger Vergewaltiger ist übrigens Susumu Terajima zu sehen, der in den folgenden Jahren in vielen Filmen von Kitano, Sabu und Takashi Miike spielte.

DVD (Fox Lorber, NTSC, codefrei, 103 min)

Die US-DVD (aus dem Jahre 1999) präsentiert den Film im nicht-anamorphen 1.85:1-Format: Das Bild wirkt insgesamt etwas dunkel, leidet unter Nachzieheffekten und es fehlt an Schärfe. Der Ton liegt in japanischer Sprache (mono) vor und man kann optional englische Untertitel zuschalten (16:9-TV-freundlich positioniert). Als Extras gibt es Texttafeln und den japanischen, englisch untertitelten Trailer von "Violent Cop".

Ein nicht zimperlicher Cops-vs.-Gangster-Streifen, ein beeindruckendes Regiedebüt von Takeshi Kitano. Der zeigte in den kommenden Jahren, dass er nicht nur ein klasse Schauspieler ist sondern auch zu den wichtigsten Regisseuren Japans gehört. Nach langer Abstinenz widmet sich Kitano 2010 mit "Outrage" wieder dem Gangstergenre.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 15.08.2010

Violent Cop

(Sono otoko, kyôbô ni tsuki)

Japan 1989. Farbe. Originalsprache: Japanisch. Länge: 103 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 12.08.1989 (Japan) 21.05.1998 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Takeshi Kitano. Buch: Hisashi Nozawa. Screenplay: Takeshi Kitano. Kamera: Yasushi Sasakibara. Schnitt: Nobutake Kamiya. Musik: Daisaku Kume. Darsteller: Takeshi Kitano (als Beat Takeshi), Maiko Kawakami, Makoto Ashikawa, Shirô Sano, Sei Hiraizumi, Mikiko Otonashi, Hakuryu, Ittoku Kishibe, Susumu Terajima.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih